Montag, Juni 02, 2008

Interreligiöser Rundbrief Nr. 129 – 2. Nachtrag + Extra

Interreligiöser Rundbrief für Köln/Bonn und Umgebung Nr. 129 – 2. Nachtrag + Extra: Stellungnahme von RfP Deutschland zur Religionsfreiheit im Iran
(02.06.2008)


Liebe Leserinnen und Leser,

es wird jetzt nicht jede Woche einen Nachtragsrundbrief geben, aber heute habe ich doch noch drei Termine für Sie, sowie eine Stellungnahme von Religions for Peace Deutschland zur Situation der Religionsfreiheit im Iran, der sich unsere Köln/Bonner Gruppe anschließt, und wegen der ich diesen Ergänzungsrundbrief allen zukommen lassen, auch denen, die sonst nur die Hauptrundbriefe wünschen. Ich habe diese Stellungnahme auch dem General-Anzeiger und der Rundschau zukommen lassen.

Phobien erschweren immer wieder das interreligiöse, interkulturelle und überhaupt das zwischenmenschliche Zusammenleben. Die drei Veranstaltungshinweise in diesem Rundbrief haben alle mit solchen Phobien zu tun: mit Semitophobie, Islamophobie und Bahaiophobie (man verzeihe mir die kreative Wortwahl), also feindlichen Einstellungen gegenüber Semiten, Muslimen und Bahá’í.

Was mir in letzter Zeit auch wieder auffällt ist folgendes: Sind Muslime die Opfer, beschweren sich Muslime, sind Bahá’í die Opfer, beschweren sich Bahá’í, sind Buddhisten die Opfer, beschweren sich Buddhisten, sind Christen die Opfer, beschweren sich Christen, sind die Säkularen die Opfer, beschweren sich Säkulare und so weiter und so fort. Es gibt aber auch immer wieder Muslime, Bahá’í, Buddhisten, Christen, Säkulare usw. die sich auch dann beschweren, wenn nicht ihre eigene Gruppe zu den Opfern zählt, sondern wenn andere verfolgt, unterdrückt, ungleich behandelt oder sonst wie benachteiligt werden, und einige sogar dann, wenn die Täter aus ihrer eigenen Gemeinschaft kommen. So beginnt echte Solidarität und ein echtes Einstehen für gemeinsame Werte gegen die Engstirnler welcher religiöser oder weltanschaulicher Provenienz auch immer.

Hier nun also die Termine und ganz unten besagte RfP-Stellungnahme:


I.) Termine. 2
I.1.) Islamischer Antisemitismus. Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Stephan Grigat (Wien) am 2.6.2008 in der Uni Bonn. 2
I.2.) 'Islamophobie - Ursprünge und Entwicklung eines modernen Feindbildes'. Vortrag von Dipl. Päd. Moussa al-Hassan am 4.6.2008 am der Uni Bonn. 2
I.3.) Veranstaltungen anlässlich der Situation der Bahá’í im Iran. 3
1.3.a) "Vor verschlossenen Türen - Ausgrenzung der Baha'i Studenten aus Universitäten im Iran" . Vortrag von Dr. Wahied Wahdad-Hagh aus Berlin, Dr. Emanuel Towfigh und Herrn Deuchert am 5.6.2008 an der Uni Bonn. 3
I.3.b) Andachtsveranstaltung für die Bahá'í im Iran am 13.6.2008 im Bahá’í-Forum Köln. 3
II.) Stellungnahme von Religions for Peace Deutschland zum Recht auf Religionsfreiheit im Iran. 5
Und nicht vergessen: 6



**

I.) Termine

I.1.) Islamischer Antisemitismus. Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Stephan Grigat (Wien) am 2.6.2008 in der Uni Bonn

von einem Flugblatt, das in der Mensa auslag:

Islamischer Antisemitismus. Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Stephan Grigat (Wien) am 2.6.2008 in der Uni Bonn, 20 Uhr s.t., Hörsaal 8,

Veranstaltet vom Referat für politische Bildung /AstA Bonn im Rahmen des „festival contre le racisme“


*

I.2.) 'Islamophobie - Ursprünge und Entwicklung eines modernen Feindbildes'. Vortrag von Dipl. Päd. Moussa al-Hassan am 4.6.2008 am der Uni Bonn


vom Verteiler der Islamischen Hochschulvereinigung Bonn:


Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, Immer stärker wird in der Öffentlichkeit für das Feindbild Islam geworben. Einzelpersonen sowie diverse Gruppen setzen alles dran, dass der Islam von der Bevölkerung als feindliche Ideologie empfunden und die Muslime insgesamt als Feinde betrachtet werden, um so Kriege gegen Muslime und diskriminierende Gesetze zu rechtfertigen. Woher rührt dieser Hass auf den Islam und die Muslime? Welche Gruppen schüren ihn? Welche Wechselwirklungen werden freigesetzt? Welche Ideologien werden vertreten? Wie werden diese Ideen umgesetzt? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Gesellschaft und welche Möglichkeiten haben wir dem entgegen zu wirken?Die Islamische Hochschulgemeinschaft Bonn (IHV) in Zusammenarbeit mit dem AStA lädt herzlich zum Vortragsabend ein: 'Islamophobie - Ursprünge und Entwicklung eines modernen Feindbildes'Referent: Dipl. Päd. Moussa al-HassanDatum: 4. Juni 2008Beginn: 18:00 UhrOrt: Mensa - Essen 2, Nassestr. 11, Universität BonnMit freundlichen Grüssen,Ihre IHV-Bonn

*

I.3.) Veranstaltungen anlässlich der Situation der Bahá’í im Iran

von Gabriele Scharnhorst, Bahá’í-Forum Köln und Religions for Peace Köln/Bonn:

1.3.a) "Vor verschlossenen Türen - Ausgrenzung der Baha'i Studenten aus Universitäten im Iran" . Vortrag von Dr. Wahied Wahdad-Hagh aus Berlin, Dr. Emanuel Towfigh und Herrn Deuchert am 5.6.2008 an der Uni Bonn


5. Juni 2008, 18 Uhr
"Vor verschlossenen Türen - Ausgrenzung der Baha'i Studenten aus Universitäten im Iran"
Hörsaal 17 (im Hauptgebäude) der Uni Bonn
Aufgrund der bestürzenden Entwicklung im Iran hat die Baha`i-Gemeinde Bonn in Zusammenarbeit mit dem Asta der Uni Bonn eine Veranstaltung mit diesem Thema organisiert. Als Referenten konnten Dr. Wahied Wahdad-Hagh aus Berlin, Dr. Emanuel Towfigh, als Vertreter des NGR und Herr Deuchert, Vorsitzender der Gesellschaft für bedrohte Völker gewonnen werden. Isabel Schayani wird die Moderation übernehmen.

+

I.3.b) Andachtsveranstaltung für die Bahá'í im Iran am 13.6.2008 im Bahá’í-Forum Köln


13. Juni 2008, 19.30 Uhr
Andachtsveranstaltung für die Bahá'í im Iran
Freunde sind herzlich willkommen, s. separate Einladung:

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,
führende Mitglieder der iranischen Bahá’í-Gemeinde wurden am vergangenen Mittwoch von der iranischen Regierung festgenommen und ins berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran gebracht.
Aus diesem aktuellen Anlass möchten wir Sie am Freitag, den 13. Juni um 19.30 Uhr in das
Kölner Bahá’í Forum, Dreikönigenstrasse 54, 50678 Köln, zu einer Andacht einladen.
Wir würden uns über Ihre Teilnahme sehr freuen.
Im Anhang finden Sie die aktuelle Pressemitteilung.
Mit herzlichen Grüßen,
Bahá’í Gemeinde Köln

PRESSEINFORMATION
15. Mai 2008
Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá'í
Gestern wurden sechs führende Bahá'í im Iran durch den Geheimdienst festgenommen und in das berüchtigte Evin-Gefängnis gebracht. Durch diesen Schlag der iranischen Regierung verliert die iranische Bahá'í-Gemeinde ihre nationale Koordinierungsgruppe. Der Nationale Geistige Rat der Bahá'í in Deutschland protestiert aufs schärfste gegen diesen Akt staatlicherWillkür, der an die wiederholte Verschleppung und Hinrichtung der Bahá'í-Führungsebene in den Jahren 1980/81 erinnert.
Berlin 15. Mai 2008 – Die sechs Mitglieder der landesweiten Koordinierungsgruppe
wurden während einer Razzia in den frühen Morgenstunden des 14. Mai 2008 festgenommen.
Angehörige des Geheimdienstes drangen zeitgleich in die Wohnungen und Häuser der Bahá‘í ein, um umfangreiche Durchsuchungen vorzunehmen. In deren Folge wurden die sechs in das berüchtigte Teheraner Evin Gefängnis gebracht.
Die sechs Männer und Frauen waren - mit Kenntnis der iranischen Regierung - seit
Jahren mit der Aufgabe befasst, eine Art "Notverwaltung" der über 300.000 iranischen
Bahá'í zu ermöglichen. Dies war erforderlich geworden, nachdem die gewählten
Mitglieder des Nationalen Geistigen Rates 1980 und wiederholt 1981 spurlos verschleppt oder hingerichtet worden war.
Bei den Mitgliedern des Führungskreises handelt es sich um Frau Fariba Kamalabadi, Herrn Jamaloddin Khanjani, Herrn Afif Naeimi, Herrn Saeid Rezaie, Herrn Behrouz Tavakkoli und Herrn Vahid Tizfahm. Bereits am 5. März 2008 wurde Frau Mahvash Sabet festgenommen. Als geschäftsführendes, siebtes Mitglied der Koordinierungsgruppe war sie unter einem Vorwand in die Stadt Mashhad vorgeladen worden, um dort dem Geheimdienst Auskunft über die Beerdigung eines verstorbenen Bahá‘í zu geben.
„Die Razzien des gestrigen Tages gegen diese prominenten Bahá'í waren von höchster Ebene als ein Schlag vorausgeplant, der die gesamte iranische Bahá'í-Gemeinde – die größte religiöse Minderheit des Landes – einschüchtern sollte. Er zeugt von der Entschlossenheit der iranischen Regierung, die Bahá’í-Religion in ihrem Ursprungsland auszulöschen“, sagt Prof. Dr. Ingo Hofmann, Sprecher der deutschen Bahá‘í-Gemeinde. „Damit sind die Anhänger dieser friedliebenden religiösen Minderheit noch verwundbarer geworden, als uns die aktuellen Berichte aus dem Iran bereits jetzt schon zeigen“, so Hofmann, „wonach willkürliche Festnahmen, gewalttätige
PRESSEINFORMATION DEUTSCHE BAHA'I GEMEINDE SEITE 2 von 2
Donnerstag, 15. Mai 2008
Übergriffe sowie Hasspredigten und diffamierende Medienberichte in den letzten
zwei Jahren laufend an Intensität zugenommen haben. Zu den absurden Vorwürfen
zählen auch Kollaboration mit dem Westen und dem Staat Israel.“
Zum Hintergrund:
Die Bahá’í-Religion hat keine religiöse Hierarchie aus Berufsgeistlichen. Die Verwaltungsgeschäfte der örtlichen, nationalen und internationalen Bahá’í-Gemeinde werden durch Gremien von jeweils neun Personen geführt. Diese Körperschaften werden regelmäßig in demokratischer Wahl bestellt. Auf nationaler Ebene heißt die oberste gewählte Körperschaft Nationaler Geistiger Rat, auf lokaler Ebene Geistiger Rat.
Das Weltzentrum der internationalen Bahá’í-Gemeinde hat aus historischen Gründen
seinen Sitz in Haifa, Israel.
Vor der islamischen Revolution 1979/1980 gab es im Iran einen Nationalen Geistigen
Rat sowie etwa 400 örtliche Geistige Räte. Am 21. August 1980 wurden alle neun
Mitglieder des damaligen Nationalen Geistigen Rates für immer spurlos verschleppt.
Acht Mitglieder des Nachfolgegremiums wurden am 27. Dezember 1981 hingerichtet.
Seit 1979 waren über 200 Bahá'í ermordet oder hingerichtet worden. Seit 1998
ruhten Hinrichtungen von Angehörigen der Bahá'í-Religion im Iran. Nach dem Verbot
sämtlicher Verwaltungsgremien der iranischen Bahá’í-Gemeinde am 29. August
1983 koordinierten informelle Führungsgruppen die notwendigsten Aktivitäten der
iranischen Bahá’í-Gemeinde.
Kontakt und weitere Informationen:
Der Nationale Geistige Rat der Bahá'í in Deutschland
Büro für Außenbeziehungen
Jägerstr. 1-3, 10117 Berlin
Ansprechpartner: Herr Peter Amsler
Mobil: 0179 – 676 55 71
E-Mail: oea@bahai.de
Internet: www.bahai.de
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Prof. Dr. Ingo Hofmann


**

II.) Stellungnahme von Religions for Peace Deutschland zum Recht auf Religionsfreiheit im Iran
Die Deutsche Abteilung von Religions for Peace und die Ortsgruppe in Köln/Bonn verurteilt die jüngste Eskalation der Verfolgungen der Bahá‘í im Iran. Die Inhaftierung der sechs bzw. sieben Mitglieder des nationalen Koordinierungskreises der iranischen Bahá’í-Gemeinde am 14. Mai 2008 gibt Anlass zu großer Sorge um die Unversehrtheit der Personen. Über ihren derzeitigen Aufenthaltsort ist nichts bekannt, ihre Familienangehörigen bemühen sich bisher vergeblich darum, den Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen und Kontakt zu den Inhaftierten aufnehmen zu können.
Nach uns vorliegenden Informationen hat Religions for Peace keinen Anhaltspunkt darüber, dass Frau Fariba Kamalabadi, Herr Jamaloddin Khanjani, Herr Afif Naeimi, Herr Saeid Rezaie, Herr Behrouz Tavakkoli, Herr Vahid Tizfahm sowie Frau Mahvash Sabet, die bereits am 5. März 2008 inhaftiert worden war, gegen die Interessen des iranischen Staates gearbeitet haben, wie es die iranische Regierung ihnen vorwirft. Wir fragen deshalb, ob die Inhaftierungen nicht von der Zunahme religiös motivierter Gewalt gegen Andersgläubige im Iran zeugen.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich Religions for Peace auch tief besorgt über den Regierungsentwurf eines neuen Strafrechts, der derzeit dem iranischen Parlament zur Behandlung vorliegt. Die Inkraftsetzung dieses neuen Strafrechts führt dazu, dass der Übertritt zu einer anderen Religion zwingend mit dem Tode bestraft werden muss.
Religionsfreiheit, auch Freiheit zur Konversion, muss jedoch ein grundlegendes Menschenrecht in allen Ländern sein, so wie es Artikel 18(1) des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte festgelegt, dessen Vertragsstaat der Iran ist.
Wir bitten dringend die Verantwortlichen in den Religionsgemeinschaften und in der Politik mit erhöhter Sensibilität die Verfolgungen religiöser Gemeinschaften wahrzunehmen und das Recht auf Religionsfreiheit einzufordern.
Im Mai 2008
Dr. Franz Brendle, Vorsitzender Religions for Peace Deutschland
Michael A. Schmiedel, M.A., Co-Leiter Religions for Peace Köln/Bonn

*

Und nicht vergessen:
Do 5.6.2008, 17.30 – 17.45 Uhr Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit und 19.30 – 21.30 Uhr Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn. Vgl. Interrel. Rb. Nr. 129.





***

Herzliche Grüße,
Ihr Euer Michael A. Schmiedel