Donnerstag, Juni 14, 2012

Interreligiöser Rundbrief ... Nr. 2012-07 (14.06.2012)

Interreligiöser Rundbrief für Bonn und Umgebung Nr. 2012-07 (14.06.2012)

Inhalt

Editorial 1

I.1.) Textbeiträge 2
I.1.) Link zu dem genannten Artikel in der New York Times 2
1.2) Auch den Extremisten die Hände reichen! Berichte vom Friedensmarsch durch Bonn-Lannesdorf am 20.05.2012 3
I.3.) Bekanntgabe des Salam Fördervereins e.V. Bonn betreffend der Vorfälle im Ortsteil Mehlem Vom Vorstand des Salam Fördervereins e.V. 4
I.4.) Meinungsfreiheit versus Schutz religiöser Gefühle? Gedanken von Michael A. Schmiedel 4

II.) Veranstaltungshinweise 5
II.1.) Bonn: 2. Friedensmarsch am 23.6.2012 5
II.2.) Burg Namedy: Interreligioeses Friedensgebet im Rahmen des Sommerfests "Kunst im Park", 24.6.2012 6
II.3.) Bonn: Alles anders? am 26.6.2012 in Bonn-Beuel Alles anders? Was verbindet uns Christen mit Muslimen oder was trennt uns? 7
II.4.) Bonn: 3. Internationales und interkulturelles Kultur- und Begegnungsfest am 1.7.2012 8

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich wohnen wir doch in einer friedlichen Gegend. Zumindest im Vergleich zu Ländern wie Syrien, Irak und Afghanistan, aber auch zu manchen Metropolen Nord- und Südamerikas ist es bei uns ruhig und friedlich. Auch die Menschen unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen kommen meistens friedlich miteinander aus. Wenn dann mal ein junger Salafist nicht weiß, wie man Provokationen durch sich hindurch lässt, ohne gleich zu explodieren, und mit einem Messer auf Polizisten losgeht, die doch da sind, um seinesgleichen und die provozierenden Pro-NRW-Demonstranten voreinander zu schützen, dann ist das sogar der New York Times auf der anderen Seite des Atlantiks einen Artikel wert.

Und doch ist das nicht zu unterschätzen. Solche Eskalationen vergiften die Herzen der Menschen. Dann heißt es plötzlich wieder „die“ und „wir“, die Gesellschaft wird gespalten in Einheimische und Imis, in Deutsche und Ausländer, in Muslime und Christen, in Religiöse und Säkulare, und „die“ sind dann immer die, die die Ordnung stören, die die falschen Werte haben, die sich doch gefälligst anpassen oder abhauen oder die sich öffnen sollen. Klar, so ganz steckt dieses Denken auch in mir, denn auch ich denke manchmal in den Kategorien „die Dialogverweigerer“ und „wir Dialogfreudigen“ oder dergleichen. Das muss auch ich immer wieder selbstkritisch hinterfragen.

„Wir Dialogfreudigen“ jedenfalls nehmen die Lage ernst, ohne sie zu dramatisieren. Ganz besonders engagiert zeigt sich in letzter Zeit Saloua Mohammed, die jetzt am 23.6.2012 schon zum zweiten Mal zu einem Friedensmarsch in Bonn einlädt. Sie ist eine junge Muslimin und als solche eine Friedens- und Menschenrechtsaktivistin, die ein traditionell muslimisches Outfit mit einer modernen, inklusiven (ein neues Wort in der Integrationsarbeit) Geisteshaltung verbindet, also gerade umgekehrt zu vielen Menschen, die sich modern kleiden, aber engstirnig denken. Sie bietet den Fanatikern egal welcher Provenienz Paroli und bietet ihnen doch die Hand zur Verständigung. Es ist ja auch so: Wer fanatisch ist, sei es religiös, ethnisch oder sonst wie motiviert, ist es nicht aus Jux und Dollerei, sondern aus einer Not heraus. So darf man die Betroffenen, auch wenn man sich gegen ihr Ansinnen wehrt, nicht einfach abschieben und ausgrenzen. Frieden ist für alle da! Wer ihn nach mehrmaligen Verständigungsangeboten immer noch nur für sich selbst proklamiert und ihn anderen nach seinem Gutdünken diktieren will, kann dann immer noch ins Abseits gestellt werden. Das aber als ulima ratio!

Nun wird (nicht nur)von muslimischer Seite auch manchmal gefordert, religiöse Gefühle gesetzlich zu schützen, indem man die Meinungsfreiheit beschneidet. Ich habe mir erlaubt, dieses Ansinnen einmal wohlwollend, aber kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Aus muslimischer Perspektive schon seit Jahrzehnten für den Frieden aktiv ist Schech Bashir Dultz, Träger des Bundesverdienstkreuzes, und die von ihm gegründete und in Bad Godesberg ansässige Deutsche Muslim Liga Bonn. Diese lädt am 24.6.2012 zu einem interreligiösen Friedensgebet auf Burg Namedy ein.

Edith Schlesinger vom Referat Dialog und Verkündigung des Römisch-Katholischen Erzbistums Köln wird am 26.6.2012 einen Vortrag über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Christen und Muslimen halten. Einerseits ist das ein altes Thema, andererseits hat es immer noch nicht alle erreicht, weder alle Muslime und – wie es manchmal scheint, erstrecht – nicht alle Christen. Wichtig bleibt dabei aber, immer über den Tellerrand dieser dichotomen Beziehung hinauszuschauen und alle Religionen und Weltanschauungen in den Blick zu nehmen, die links und rechts der eigenen Scheuklappen auftauchen. Man kann immer wieder was dazu lernen.

Am 1. Juli findet in Bonn das 3. Internationale und Interkulturelle Kultur- und Begegnungsfest statt. Dort werden sich wieder zahlreiche Migrantenorganisationen und andere Gemeinschaften präsentieren, mit Speis und Trank, Musik und Informationen.

Nun wünsche ich Ihnen eine erbauliche Lektüre des interreligiösen Rundbriefes, der wieder in enger Kooperation mit MIGRApolis Deutschland gestaltet ist.

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I.1.) Textbeiträge:

I.1.) Link zu dem genannten Artikel in der New York Times



Den Artikel, auf den mich freundlicherweise Herr Dr. René Buchholz vom Katholischen Bildungswerk Bonn aufmerksam gemacht hat, darf ich hier natürlich nicht nochmal veröffentlichen, so dass ich es mit einem Link bewenden lasse:

Hostility Between Muslims and German Nationalists Rattles a Former Capital, By MELISSA E DDY, Published: June 4, 2012

http://www.nytimes.com/2012/06/05/world/europe/hostility-between-muslims-and-nationalists-rattles-bonn-germany.html?pagewanted=all



Schade, dass es die Nachricht über den Friedensmarsch am 20.5.2012 nicht in den Artikel geschafft hat. Dass es Nachrichten über religiös motivierte Friedensinitiativen schwer haben, hat Dr. Markus Weingardt in den Religions for Peace-Informationen Nr. 84/2011 analysiert. Wer den Artikel haben möchte, melde sich bei mir.

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1.2) Auch den Extremisten die Hände reichen!

Berichte vom Friedensmarsch durch Bonn-Lannesdorf am 20.05.2012





Der Friedensmarsch. Foto © Siggi Pix.

Am 5. Mai 2012 kam es im Zuge einer antimuslimischen Demonstration von Pro-NRW in Bonn und einer Gegendemonstration zu Gewaltausbrüchen, bei denen drei Polizisten durch einen Salafisten mit einem Messer verletzt wurden. Die muslimische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin Saloua Mohammed organisierte am 20.5. einen Friedensmarsch gegen jede Form von Fanatismus und verletzender Gewalt. Uns liegen nun gleich zwei Berichte von diesem Friedensmarsch vor, einer von Christina Partuschke, einer regelmäßigen Teilnehmerin der Interreligilösen Initiative Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit, und von Saloua Mohammed selbst.

Wenn in den Berichten einmal von Bonn-Lannesdorf und einmal von Bonn-Mehlem die Rede ist, so ist das kein Wiederspruch, denn Mehlem ist ein Stadtteil von Bonn-Bad Godesberg und Lannesdorf wiederum von Mehlem. So müsste es eigentlich Bonn-Bad Godesberg-Mehlem-Lannesdorf heißen. Das wäre aber doch ein bisschen lang.

Nun aber hier zu den beiden Berichten: ...mehr unter http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=2244



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I.3.) Bekanntgabe des Salam Fördervereins e.V. Bonn betreffend der Vorfälle im Ortsteil Mehlem

Vom Vorstand des Salam Fördervereins e.V.







Der Salam Förderverein e.V. hat die traurigen Vorfälle in Bonn mit Erschütterung und Schreck verfolgt, welche sich am Samstag, den 05.05.2012 im Ortsteil Mehlem in der Nähe der König Fahd Akademie ereignet haben. Bereits in der vor den Ereignissen stattgefunden Freitagspredigt haben wir unsere Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Wir haben alle dazu aufgerufen, dass man Selbstbeherrschung üben soll und nicht ...mehr unter http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=2246





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I.4.) Meinungsfreiheit versus Schutz religiöser Gefühle?

Gedanken von Michael A. Schmiedel





Foto © Dieter Schütze / Pixelio.



Vor allem im Zuge der Mohammed-Karikaturen-Debatte kommt immer wieder die Forderung auf, man solle das Recht auf Meinungsfreiheit dort beschränken, wo religiöse Gefühle verletzt würden. Auch der Salam Förderungsverein e.V. postulierte kürzlich „die Wichtigkeit, dass Gesellschaften die Heiligkeit der drei großen Weltreligionen berücksichtigen und diese nicht antasten oder die Gefühle ihrer Anhänger verletzen.“ Und er fordert: „Die Meinungsfreiheit muss so eingeschränkt und zum Ausdruck gebracht werden, dass diese Heiligtümer nicht angetastet werden und die Wichtigkeit, dass man Wege einschlägt, die die Verwirklichung eines friedlichen Zusammenlebens zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen einer Gesellschaft garantieren, um zu verhindern, dass deren Schönheit befleckt wird.“



Einerseits habe ich volles Verständnis für diese Forderung. Das, was einem Menschen heilig ist, will er schützen, denn er baut seine ganze Hoffnung darauf auf und bezieht seinen Lebenssinn von dort her. In Gesellschaften, in denen eine bestimmte Religion für alle verpflichtend ist, und die ihre Ordnung auf dieser Religion aufbaut, gefährdet eine Beleidigung der Religion zugleich die Ordnung der Gesellschaft. Eine solche Gesellschaft haben wir zwar nicht, aber die moderne Trennung von Staat und Religion ist menschheitsgeschichtlich ein Sonderfall und noch längst nicht in das Denken und Fühlen aller Menschen eingedrungen.



Andererseits eben muss man meines Erachtens bedenken ...mehr unter http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=2249  

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II.) Veranstaltungshinweise



II.1.) Bonn: 2. Friedensmarsch am 23.6.2012



Saloua Mohammed (vgl. http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=2245) ruft auf zum 2. Friedensmarsch in Bonn



Zeit: 23.6.2001, 15-18 Uhr

Ort: Treffen am Konrad-Adenauer-Platz in Bonn-Beuel, Marsch und Menschenkette über die Kennedy-Brücke über den Rhein und Weitermarsch zum Münsterplatz

-> Hier finden Sie das Plakat: http://www.migrapolis-deutschland.de/fileadmin/Dokumente/Terminkalender/Friedensmarsch_PART_II_Bonn.jpg



Saloua Mohammad schreibt dazu:

Liebe Freunde,

liebe Menschengeschwister!



Frieden zu zerstören, gelingt auf Anhieb. Diesen jedoch aufzubauen, eine Herausforderung. Und diese nehmen wir an! Wir, Menschen aus allen Kulturen, Religionen und mit unterschiedlichen Auffassungen haben unsere Differenzen, jedoch vereint uns der FRIEDENSMARSCH zum MENSCHSEIN, um endlich ein Zeichen der Gewaltlosigkeit zu setzen! Als Menschenkette über die Kennedybrücke wollen wir unseren gewaltfreien Widerstand gegen Krieg, Waffenhandel/Atomwaffen, Gewalt, Hetze, Rassismus und Unterdrückung symbolisieren! Jeder Mensch, der FÜR den Frieden und GEGEN die Gewalt ein Zeichen setzen will, ist am 23. Juni willkommen!





Der Erfolg des FRIEDENSMARSCH PART I ist all den freiwilligen UnterstützerInnen zu verdanken:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/lokales/bonn/bad-godesberg/142-Demonstranten-setzten-ein-Zeichen-gegen-Extremismus-article766664.html

http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=2244



Bitte nehmen Sie sich diese zwei-drei Stunden, motivieren Sie andere Menschen diesem freien, unabhängigen und aufrichtigen Friedensmarsch Folge zu leisten. NUR gemeinsam können wir ein Zeichen setzen! Vor allem SCHULEN und JUGENDZENTREN können durch diesen Friedensmarsch die Generation von Morgen zu einem ein humanen und gewaltlosen Leben motivieren!!





JEDER MENSCH, DER SICH GEGEN KRIEG UND GEWALT AUF DIE KENNEDYBRÜCKE IN BONN AUFSTELLEN WIRD, IST EIN GEWALTLOSER MUTIGER UND MENSCH DER EINSATZ ZEIGT UND DER GEWALT NICHT NUR IN UNSEREM LAND, SONDERN AUF DER GANZEN WELT DIE STIRN BIETET!



Herzliche Grüße!

Saloua Mohammed

Menschenrechts- und Friedensaktivistin

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II.2.) Burg Namedy: Interreligioeses Friedensgebet im Rahmen des Sommerfests "Kunst im Park", 24.6.2012

24.6.2012 (Sonntag)/ 4. Scha'ban 1433

Interreligioeses Friedensgebet im Rahmen des Sommerfests "Kunst im Park" auf der Burg Namedy



Beginn ca 13:00 dann Veranstaltungen im Schloss-Park bis in den Abend hinein

Gastgeberin ist die Prinzessin Heide von Hohenzollern

Ort: Burg Namedy, Namedy, zwischen Bonn und Koblenz.

Zeit: 13 Uhr

Naehere Informationen:

Burg Namedy, D-56626 Andernach, Tel. 02632 / 48625 Fax: 0049 (0)26 32/49 26 82

info[at]burg-namedy.de, http://www.burg-namedy.de/

Weitere Informationen unter der DEUTSCHEN MUSLIM LIGA Bonn e. V.

KARIMAH STAUCH: info[at]dmlbonn[dot]de

SCHECH BASHIR Tel: 0049 (0)228 33 09 15



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II.3.) Bonn: Alles anders? am 26.6.2012 in Bonn-Beuel

Alles anders?

Was verbindet uns Christen mit Muslimen oder was trennt uns?





Felsendom und Kreuz. Foto © Sebastian von Gehren / Pixelio.

„Gotteskrieger unter uns“ (Bonner Generalanzeiger 15.1.2011)



„Von Kessenich aus in den heiligen Krieg“ (Bonner Generalanzeiger 25.5.2012)



Angesichts der aktuellen Schlagzeilen in den Medien wird es immer schwieriger,

Meldungen richtig einzuordnen und ihren Informationsgehalt kritisch einzuschätzen.



Die kfd-Beuel möchte Sie daher zu einem Gesprächsabend einladen mit:

Edith Schlesinger

Mitarbeiterin des Referats ‚Dialog und Verkündigung´

(Erzbischöfliches Generalvikariat).

Alles anders?

Was verbindet uns Christen mit Muslimen oder was trennt uns.

Wann: Dienstag, 26. Juni 2012

Beginn: 19 Uhr

Wo: Bonn-Beuel, Pfarrheim St. Josef, 1. Stock

An St. Josef 8



Wenn man derzeit Berichte über Muslime oder so genannte Islamisten liest, ...mehr unter http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=2250

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II.4.) Bonn: 3. Internationales und interkulturelles Kultur- und Begegnungsfest am 1.7.2012



Zahlreiche Vereine und Organisationen präsentieren sich mit Informationen, landestypischen Gerichten und künstlerischen Darbietungen.

Auf der Bühne wird zudem der Integrationspreis verliehen, mit dem der Integrationsrat das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Organisationen im Bereich der Integration würdigt.

Datum/Zeitraum: 01.07.2012

Uhrzeit:11.00-19.00 Uhr

Ort: Markt und Münsterplatz, 53111 Bonn

Eintritt frei

Zum Plakat: http://www.migrapolis-deutschland.de/fileadmin/Dokumente/Kultur/begegnungsfest_2012.pdf 



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Das war es für heute!

Herzliche Grüße,

Ihr/Euer Michael A. Schmiedel