Mittwoch, Oktober 04, 2006

Interreligiöser Rundbrief Nr. 123

Ein neuer Tag ist wie ein weisses Blatt Papier. Füllen Sie Ihren Tag mit liebevollen Gedanken, liebevollen Worten und liebevollem Handeln. Sie sind KünstlerIn und können diesen Tag in ein Kunstwerk verwandeln. (Thich Nhat Hanh)


Interreligiöser Rundbrief für Köln / Bonn und Umgebung Nr. 123
(04.10.2006)



Interreligiöser Rundbrief für Köln / Bonn und Umgebung Nr. 123. 1
Editorial 2
I. Veranstaltungshinweise. 3
I.1. Veranstaltungen unter Beteiligung von Religions for Peace/WCRP Köln/Bonn. 3
I.1.a) Vorbemerkung zum Termin des interreligiösen Gesprächskreises in Bonn. 3
I.1.b) Hinweise auf den interreligiösen Herbst 2006 in Köln. 4
I.2. Veranstaltungen und Termine anderer Anbieter 4
I.2.a) Radiosendung „Die heilige Indifferenz: Der Jesuit und Zen-Meister Hugo Enomiya-Lassalle.“ Von Manuel Gogos am 4.10.2006. 5
I.2.b) neben dem rathaus. Vortrag: „Das radikale Nein.“ Von Robert Schlette am 11.10.2006 in Rathausrestaurant in Bonn-Beuel 5
I.2.c) Kongress der Deutschen Buddhistischen Union am 28. u. 29.10.2006 in Köln-Mühlheim.. 5
I.2.d) Tagung: „Konfliktfelder und Chancen einer multireligiösen Gesellschaft“ vom 17. bis 19.11.2006 in der Evangelischen Akademie Iserlohn. 7
II. Gemischte Meldungen und Gedanken. 9
II.1. Bericht vom der Religions for Peace/WCRP – Weltversammlung am 26.-29.8.2006 in Kyoto. 9
II.1.a) Der Gewalt entgegentreten. In Japan tagte die achte Weltversammlung der Religionen für den Frieden 9
II.1.b) Der Gewalt entgegentreten – gemeinsam den Frieden sichern. Die Kyoto-Erklärung zur Friedenserziehung 11
II.2. Bericht: Rat der Muslime in Bonn gegründet 15
II.3. Ein kleiner Kommentar zur Rezeption der Papstvorlesung, zur Islamkonferenz, zum Rat der Muslime in Bonn, zu den GEBETen der Religionen in Bonn und zu anderen Themen. 17
II.4. Neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über das Kopftuchtrageverhalten junger Musliminnen 21
III. Literaturtipps. 21
III.1. "Nürnberger Projekt" zur Darstellung des Islam in deutschen Lehrplänen und Schulbüchern fürden Religions-, Ethik- und Geschichtsunterricht 21
III.2. Erster Band der "Studien des Bonner Zentrums für Religion und Gesellschaft" 21
III.3. Simone Heidegger: "Buddhismus, Geschlechterverhältnis und Diskriminierung. Die gegenwärtige Diskussion im Shin-Buddhismus Japans. 22
III.4. Religionen im Gespräch Band 9: Europa im Orient – der Orient in Europa. 23
IV. Gesundheitswegweiser für Migrantinnen und Migranten im Internet 26
V. off-topic: Musikrezensionen. 28
V.1. Konzertrezension: Deitsch am 6.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 28
V.2. Konzertrezension: Ben Bulben am 8.9.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf 29
V.3. CD-Rezension: Eitre. The Coming of Spring. 31
V.4. Konzertrezension: Eitre am 24.9.2006 bei Frau Holle in der Bonner Altstadt 32
V.6. Konzertrezension: Paul Millns & Butch Coulter am 30.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 34
VI. Und noch’n Gedicht 35
Rainer Maria Rilke: Herbst 35


Editorial

Liebe Leserinnen und Leser.

der interrel. Rundbrief Nr. 122 ist erst einen Monat her, aber es hat sich in letzter Zeit so vieles ereignet, dass ich mit der Nr. 123 nicht noch länger warten konnte. Die Nr. 124 kommt dann aber erst im Dezember, Terminergänzungen zwischendurch im gewohnten Zwei- bis Dreiwochenabstand, eher letzteres, die nächste also frühestens am 18. oder gar erst am 25.10.2006.

Achten Sie bitte darauf, dass die unter I.2.a) angekündigte Radiosendung schon heute Abend ausgestrahlt wird.

Annette Esser war ja nun doch nicht zur RfP/WCRP-International-Treffen nach Kyoto geflogen. Aber unter II.1. können Sie einen Bericht von Johannes Lähnemann aus Nürnberg lesen.

In Bonn hat sich kürzlich ein Rat der Muslime gegründet. Unter II.2. berichte ich von der Pressekonferenz.

Ohne meine eigenen Gedanken zu wichtig nehmen zu wollen, verweise ich aber dennoch auf Punkt II.3., wo Sie einen Kommentar zu den jüngsten Ereignissen im Zusammenhang mit der Vorlesung des Papstes und zu anderen thematisch verwandten Themen lesen können. Den Wissenschaftlern unter Ihnen brauche ich es nicht zu sagen, aber vielleicht einigen anderen: Solche Kommentare, auch wenn von einem Religionswissenschaftler geschrieben, sind keine wissenschaftlichen Texte, genau so wenig, wie die Kommentare in den Zeitungen und Fernseh- und Radionachrichten. Sie enthalten wertende Stellungnahmen. Aber ohne meinen religionswissenschaftlichen Hintergrund könnte ich solche Kommentare nicht schreiben, etwas Wissenschaftlichkeit fließt also mit ein, und so wie wissenschaftliche Texte, stehen auch die wertenden Kommentare zur Disposition, können also diskutiert und gegebenenfalls falsifiziert werden. Ich tat mich Anfangs ja etwas schwer damit, persönliche Kommentare zu schreiben. Da macht man schnell was falsch. Aber Rückmeldungen, die ich jeweils erhielt, ließen mich merken, dass sie willkommen sind und notfalls ja auch kritisiert werden können. Dazu lade ich also gerne ein.

Einen religions- bzw. islamwissenschaftlichen Text von mir können Sie in dem unter III.4. erwähnten Buch nachlesen. Und – ob nun wissenschaftlich oder nicht – mit Raimon Panikkar zusammen zwischen zwei Buchdeckeln vertreten zu sein, empfinde ich als ein sehr erhebendes Gefühl. Das wird vielen anderen Autoren dieses Buches nicht anders gehen, auch wenn Panikkars erster Beitrag darin mir reichlich spanisch vorkommt

Gestern Abend war ich zu einem Iftar eingeladen, also einem islamischen Fastenbrechen, wie es Muslime im Ramadan täglich begehen, nur dass es in diesem Fall eine Festveranstaltung war, zu dem die Jama’at un-Nur, von deren Said Nursi-Symposien ich schon mehrfach berichtet habe (das Nächste wird im März 2007 in Bonn stattfinden), eingeladen hat, und zwar in ein katholisches Gemeindehaus in Köln-Mülheim. Rechts neben mir saßen Journalisten der muslimischen Presse, links neben mir ein katholischer Künstler, neben ihm ein Theravada-Mönch, mit gegenüber ein Jama’at un-Nur-Mitglied, und unter den Grußwortrednern war auch der ehem. Präses der EKD Kock. Über den buddhistischen Mönch bekam ich an dem Abend Kontakt zum Interreligiösen Runden Tisch Köln-Mülheim, von dessen Existenz ich letzte Woche erstmals hörte, obwohl es ihn schon seit 1998 gibt. Der Sprecher Pfarrer Szawa meinte, die Presse interessiere sich nicht so dafür, sonst wären sie schon bekannter. Nun, wenn er mir künftig Termine zuschickt, kann ich sie Ihnen und Euch weiter leiten, so ist mal wieder zwei Seiten geholfen. Ich war jedenfalls sehr beeindruckt, als ich hörte, dass sie sich dort fast monatlich Christen, Muslime, Buddhisten, Sikh und ich weiß nicht, wer noch vertreten ist, treffen.

Danke übrigens an Karin Murad aus Bremen für die netten Sprüche, die sie immer rundschickt, wie den oben über dem Titel.

Nun wünsche ich aber eine interessante Lektüre bis spätestens zum nächsten Rundrief.



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I. Veranstaltungshinweise

I.1. Veranstaltungen unter Beteiligung von Religions for Peace/WCRP Köln/Bonn

I.1.a) Vorbemerkung zum Termin des interreligiösen Gesprächskreises in Bonn

Die im interrel. Rundbrief Nr. 122 rundgeschickten und auch heute noch zukünftigen Termine wiederhole ich hier nicht. Aber es war mir ein Fehler unterlaufen, auf den mich Hartmut Neubauer dankenswerterweise aufmerksam machte:

„Lieber Herr Schmiedel,

im letzten Rundbrief hieß es, ein Gesprächskreis finde in Bonn "am 2.
Donnerstag im November" statt. Da dies jedoch der 9. und nicht der 2.
November wäre, wollte ich noch einmal nachfragen, welcher der beiden
Tage der richtige ist.

Gruß H.Neubauer“

Ja, es ist so, dass der Gesprächskreis immer am 1. Donnerstag jeden ungeraden Monats stattfindet, der nächste also am 2. November. Unsere Gastgeberin Lioba von Lovenberg wies allerdings darauf hin, dass eventuell bei ihr ein beruflicher Termin dazwischen kommen könnte, so dass dann der Gesprächskreis verschoben werden müsste. Ich werde das bekannt geben, sobald ich es weiß, ansonsten bleibt es bei dem 2.11..

*

I.1.b) Hinweise auf den interreligiösen Herbst 2006 in Köln

Folgende Termine schickte mir Dorothee Schaper zu, als ich dem Termin der Gebete der Religionen in Köln fragte. Wie sehr jeweils RfP/WCRP Köln/Bonn daran beteiligt ist, weiß ich leider nicht.

liebe kollegen,

anbei schicke ich die aktuellen termine für den "interreligiösen Herbst" in köln. Da zwei veranstaltungszeiten erst im laufe der letzte woche klar wurden, kann ich auch erst jetzt die aktuellen daten weiterleiten. Wie annette schon erwähnte wird ein weiteres gebet der religionen von dem ursprünglichen kölner vorbereitungskreis erst dezember oder januar realisiert werden, da wir im oktober sonst ein überangebot produzieren würden. Aber zu betonen sei bei den veranstaltunginweisen, dass ALLE religionsgemeinschaften in der köln bonner region zu allen drei veranstaltungen herzlich zur teilnahme eingeladen sind, auch wenn der vorbereitungskreis jüdisch,christlich,muslimisch besetzt ist.
freundlich grüßt
dorothee schaper

I.1.b.a) Interreligiöse Feier angesichts von Arbeitslosigkeit am 16.10.2006
Im muslimischen Fastenmonat im Ramadanzelt
Innenhof der DITIB Zentrale Venloerstrasse 160
Am 16.10 2006
Zum Fastenbrechen um 17.30 Uhr
I.1.b.b) Interreligiöses Friedensgebet am 27.10.2006
in der Tradition des Friedensgebetes von Assisi
27.10 2006 um 17.00 Uhr
im Domforum
am Domkloster 3(direkt gegenüber dem Dom)

I.1.b.c) Interreligiöser Nachmittag am 29.10.2006
Unterzeichnung der Kölner Friedenserklärung
Schalomchor der Synagogen Gemeinde, Tanzende Derwische der Muslime,
Heilix Blechle (Posaunenchor) der Christen
29.10. 2006
15.30-18.30 Uhr
Piazetta, im Historischen Rathaus Köln
Schirmherr: OB Fritz Schramma


Arbeitstelle für christlich-muslimische Begegnung/evang. Kirchenverband Köln
Pfarrerin Dorothee Schaper 0221/3382125 schaper @kirche-koeln.de


*

I.2. Veranstaltungen und Termine anderer Anbieter


I.2.a) Radiosendung „Die heilige Indifferenz: Der Jesuit und Zen-Meister Hugo Enomiya-Lassalle.“ Von Manuel Gogos am 4.10.2006

zugeschickt von Manuel Gogos:

Liebe Freunde und Kollegen,

am nächsten Mittwoch, den 4.Oktober sendet der Deutschlandfunk (Bonn: 89,1 UKW, Köln: 91,3 UKW, Düsseldorf: 102,8 UKW) in der Studiozeit von 20:10-20:30 Uhr mein Feature über Pater Enomiya Lassalle (zum Thema "Zen und Christentum").

Ihr seid herzlich eingeladen, reinzuhören.

Manuel

(PS: Das ist also HEUTE!!! MAS)

*


I.2.b) neben dem rathaus. Vortrag: „Das radikale Nein.“ Von Robert Schlette am 11.10.2006 in Rathausrestaurant in Bonn-Beuel

zugeschickt von Michael Halbfas


Wir möchten herzlich einladen zur nächsten Veranstaltung im Rahmen des Forums


n e b e n d e m r a t h a u s


Prof. Dr. Heinz Robert Schlette


Das radikale Nein



Mittwoch, den 11. Oktober 2006, 20 Uhr
Rathausrestaurant Beuel
Friedrich-Breuer-Str. 65

Es laden ein:
M.Halbfas P.Petzel K.P.Pfeiffer


*

I.2.c) Kongress der Deutschen Buddhistischen Union am 28. u. 29.10.2006 in Köln-Mühlheim

von Werner Heidenreich:

Kongress der deutschen Buddhistischen Union in Köln 28/29.10.06 Köln-Mülheimer Stadthalle

Die Deutsche Buddhistische Union hält ihren jährlichen Kongress diesmal in Köln ab. Thema: „Heilung von Körper und Geist.“ Er werden zudem viele Infostände im Foyer aufgebaut, die auch für Interessierte ohne Kongresskarten zugänglich sind.
Von den vielen Referenten möchte ich besonders den aus den USA kommenden Vize-Abt Bhante Yogavacara Rahula erwähnen, der hier in Deutschland mit sehr lebendigen und inspirierenden Vorträgen aufgefallen ist und uns buddhistische Anleitungen vorstellen wird, körperliches und seelisches Leiden zu beenden. Der deutsche in Frankreich im Kloster lebende Lama Lhündrup wird über therapeutische Ansätze von seelischen Leiden im Buddhismus sprechen. Die tibetische in der Schweiz lebende Ärztin Dr. tib. Dönckie Emchi wird uns die klassische tibetische Medizin vorstellen. Sehr populär wurde die von dem amerikanischen Arzt, Professor und Buddhisten Jon Kabat-Zinn entwickelte „Mindfulness Based Stress Reduction“ (MBSR). Diese auf der Achtsamkeitspraxis beruhende Heilmethode wird von Dr. Linda Myoki Lehrhaupt vorgestellt. Der Kongress ist für alle offen und die Vorträge sind so gehalten, dass sie auch für Laien interessant und gut verständlich sind.
Karten an der Tageskasse oder bestellen bei der DBU: dbu@dharma.de Info: www.buddhismus-kongress.de
Werner Heidenreich (DBU-Ratsmitglied), StadtRaum Köln, info@stadtraum.de 0221-5625805

aus dem Internet:

HEILUNG von Körper und Geist
Kongress
Thema:
HEILUNG von Körper und Geist
Referent:
diverse
Beginn:
Sa, 28.10.2006, 9 Uhr
Ende:
So, 29.10.2006, 15:15 Uhr
Veranstaltungsort:
Stadthalle Köln-Mülheim
Adresse:
Jan-Wellem-Str.2, 51065 Köln
Veranstalter:
Deutsche Buddhistische Union e.V. (DBU)
Angemeldet durch:
Deutsche Buddhistische Union e.V. (DBU) (kein DBU-Mitglied)
Beschreibung:
Interessante Vorträge und Workshops von internationalen Referenten und viele Info- und Verkaufsstände.Mehr Infos unter www.buddhismus-kongress.de
Kosten:
80-40 €
http://www.dharma.de/dbu/frameset.php
http://www.buddhismus-kongress.de/startseite.php

Eine andere Info bzgl. der Kosten (StadtRaum Forum Nr. 3/06) besagt:
Karten für beide Tage 70 Euro, nur Samstag 50 Euro, nur Sonntag 40 Euro.

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I.2.d) Tagung: „Konfliktfelder und Chancen einer multireligiösen Gesellschaft“ vom 17. bis 19.11.2006 in der Evangelischen Akademie Iserlohn

zugeschickt von Reinhard Kirste (INTR°A) oder von der Akademie (ich weiß nicht mehr):

Evangelische Akademie Iserlohn
in Kooperation mit der Interreligiösen Arbeitsstelle INTR°A


Tagungsprojekt

Konfliktfelder und Chancen einer multireligiösen Gesellschaft

Wochenendtagung: 17.11. – 19.11.2006
Ort: Evangelische Akademie Iserlohn

„Leitkultur“ und „Parallelgesellschaft“ sind Schlagworte, mit denen Bedrohungsszenarien aufgebaut werden, so dass zuweilen der Eindruck entsteht, als sei der Kampf der Kulturen auch in Deutschland bereits im vollen Gange.
Auch wenn man dies bestreiten möchte, bleibt die – bisweilen auch in der Tagespolitik seriös gestellte – Frage: Wie kann man gemeinsam eine verbindende und nicht ausgrenzende Kultur erarbeiten und gestalten? Damit verbunden ist die weiter gehende Frage: Wie hängen Kultur und Religion, Kultur und Herkunft zusammen? Welche gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen braucht es, damit sich Religionsgemeinschaften in einer Gesellschaft weiter entwickeln können? (Diese letzte Frage stellt sich angesichts der Beobachtung, dass es in Frankreich zur Bildung eines Islamrates als einer zentralen Organisation kommen konnte, während in Deutschland weiterhin der fehlende Ansprech­partner für den Staat beklagt wird.)
Im Mittelpunkt der gegenwärtigen Diskussionen in Deutschland steht der Islam. Aber nicht nur der Islam gehört zu den eingewanderten Religionen. Auch die anderen Weltreligionen, darunter die großen klassischen Religionen Asiens, sind längst in Deutschland zu Hause. Im Alltag haben sich – oft unbeachtet - Querverbindungen und Vernetzungen ergeben, die man im Englischen gern als „cross-cultural“ bezeichnet. Von solchen Praxiserfahrungen, aber auch von Erfahrungen in anderen europäischen Ländern wäre zu lernen.
Die Aufgabe der Tagung besteht darin, dazu beizutragen, sich noch bewusster auf den Weg zu einer gemeinsamen Kultur in Deutschland zu machen, in der religiöse und säkulare Elemente die bisherigen Traditio­nen umgestalten und die Zivilgesellschaft prägen werden.

Zielgruppe:
am interreligiösen, insbesondere dem christlich-islamischen, Dialog interessierte Menschen, darunter auch die Beauftragten in den Kirchen für den interreligiösen Dialog

Kooperationspartner:
im Anschluss an die Tagung findet die diesjährige Verleihung des INTR°A-Projektpreises für Komplementarität der Religionen statt

Tagungsleitung: Pfarrerin Katharina von Bremen (Ev. Akademie Iserlohn)
Pfarrer Dr. Reinhard Kirste (INTR°A)


Tagungsaufriss

Freitag, 17. November 2006
17.30 Uhr
Anreise, Anmelden, Belegen der Zimmer
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Wie verändert Religion die Kultur?
Religion – Störelement oder Integrationsfaktor.Anmerkungen zur Vielfalt der Religionen als Chance für die Kultur in Deutschland- unter Berücksichtigung der Studie „Was glaubt Nordrhein-Westfalen?“
Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter des Landes NRW, Düsseldorf
21.30 Uhr
Treffpunkt Foyer

Samstag, 18. November 2006
8.00 Uhr
Interreligiöser Morgenimpuls
8.15 Uhr
Frühstück
9.00 Uhr
Was wissen wir voneinander? Was sollten wir voneinander wissen?
„Parallelgesellschaft“ und andere VorurteileHayrettin Aydin, Institut für Religionswissenschaft, Universität Bremen
10.30 Uhr
Stehkaffee / -tee
11.00 Uhr
Macht und kulturelle Selbstbehauptung in der interreligiösen Kommunikation.Konflikt im Dialog? Eine empirische Analyse christlich-islamischen Dialogs in DeutschlandMarcus Otto, M.A., Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld
12.30 Uhr14.30 Uhr
MittagessenKaffeetrinken
15.00 Uhr
Wie kann man gemeinsam eine verbindende und nicht ausgrenzende Kultur erarbeiten und gestalten? Was sind Grundbedingungen des Zusammenlebens? Wie bedeutsam ist dabei Religion?
Jüdische PerspektiveGünter Bernd Ginzel, Publizist, Vorsitzender der AG Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, Köln
Muslimische PerspektiveAydan Özoguz, Mitglied der Bürgerschaft, Hamburg
Buddhistische PerspektiveSusanne Billig, Soka Gakkai, Berlin
Christliche PerspektiveVolker Meißner, Referent für theologische Grundsatzfragen, Migration, Integration, interreligiösen Dialog im Bistum Essen
Moderation: Katharina v. Bremen, Ev. Akademie Iserlohn
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Was kann man gemeinsam tun?
Niederlande:Zwischen Gleichgültigkeit, Akzeptanz und AusgrenzungProf. Dr. Anton Wessels, Amsterdam
Szenario:Interreligiöses Leben im Jahr 2020Volker Schilmöller, Ev. Gymnasium Meinerzhagen
21.00 Uhr
Treffpunkt Foyer

Sonntag, 19. November 2006
8.00 Uhr
Interreligiöser Morgenimpuls
8.15 Uhr
Frühstück
9.00 Uhr
Kulturenkonflikt oder Verständnis aufbauen - Welche Rolle spielen die Medien?
Michael Lüders, Publizist, Berlin
11.00 Uhr
Stehkaffee / -tee
11.30 Uhr
Verleihung des INTR°A Projektpreises für Komplementarität der Religionenan Prof. Marc Katz, Karlstad / Schwedenfür das Projekt „Erforschung religiöser Lebensformen und Vermittlung der Begegnung der Religionen mit Mitteln des Films“
13.00 Uhr
Mittagessen (Ende der Tagung)
13.30 Uhr INTR°A-Mitgliederversammlung (bis ca. 16.00 Uhr)


Stand: 19. September 2006

Tag-Konflikt.doc, 19.09.06


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II. Gemischte Meldungen und Gedanken


II.1. Bericht vom der Religions for Peace/WCRP – Weltversammlung am 26.-29.8.2006 in Kyoto

von Prof. Dr. Johannes Lähnemann, Religions for Peace/WCRP Deutschland:

Anbei ein kurzer Bericht über die Weltversammlung der "Religionen für den Frieden" in Kyoto schicken, den ich unterwegs über Sibirien meist von Wolken bedeckt für Pressezwecke in den Laptop geschrieben habe. Auch die englische und die - unterwegs übersetzte - deutsche Fassung der Kyoto Declaration on Peace Education füge ich bei.Was nicht im Bericht steht, ist die außerordentliche Gastfreundschaft, die wir in Japan erfahren haben. 500 Volontäre halfen bei der Konferenz - lächelten, begrüßten, verbeugten sich und eilten auf jeden fragenden Blick herbei (gemeldet hatten sich bei WCRP Japan 2000 Freiwillige!).- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Prof. Dr. Johannes Lähnemann Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Religionsunterrichts Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erziehungswissenschaftliche Fakultät Regensburger Straße 160, D-90478 Nürnberg Telefon +49-911-5302-549(8), Fax +49-911-5302-502 E-Mail: johannes.laehnemann@ewf.uni-erlangen.de Internet: http://www.evrel.ewf.uni-erlangen.de/ Privat: Viatisstr. 125, D-90480 Nürnberg, Telefon +49-911-406703, Fax +49-911-4099846 E-Mail: johannes.laehnemann@vr-web.de


II.1.a) Der Gewalt entgegentreten. In Japan tagte die achte Weltversammlung der Religionen für den Frieden

500 Delegierte und insgesamt 2000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern versammelten sich vom 26.-29. August 2006 in Kyoto. Dort hatte 1970 erstmals die Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (WCRP) stattgefunden. Seither hat sich das Gesicht der Welt verändert: Das Ende des Kalten Krieges, neue regionale Konflikte, Globalisierung, ökologische Krise, „Kampf der Kulturen“ sind nur einige der Stichworte, die auch die Religionen auf den Plan rufen müssen. Vor allem stehen die Religionen selbst neu auf der Tagesordnung – verstrickt in Konflikte einerseits, andererseits – und das ist im öffentlichen Bewusstsein weniger präsent – vielfältig engagiert für Konfliktlösungen.
Delegierte aus Deutschland waren Dr. Franz Brendle/Stuttgart, Dr. Günther Gebhardt/Tübingen, Prof. Dr. Norbert Klaes/Würzburg, Prof. Dr. Johannes Lähnemann und Holger Wielsch/Nürnberg. Professor Dr. Hans Küng wirkte als Mitglied des Internationalen Präsidiums mit und hielt eines der Hauptreferate. Auch Prof. Dr. Konrad Raiser, früherer Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, nahm teil.
Das Thema der Weltversammlung – “Confronting Violence and Advaning shared Security“ (“Der Gewalt entgegentreten – gemeinsam an der Friedenssicherung arbeiten”) erscheint mehr als aktuell. Aber können die Religionen etwas tun? Sind sie nicht weitgehend hilflos: in Israel/Palästina/Libanon, im Irak, im Sudan, in Sri Lanka? In Kyoto waren alle diese Regionen vertreten . Und es wurden nicht nur schöne Worte gemacht, sondern die Verletzungen und Nöte auf die Tagesordnung gebracht. Es wurde aber auch dokumentiert, wo die Religionsgemeinschaften durch ihre Zusammenarbeit zur Linderung und Beendigung von Konflikten – wie auch zur Versöhnungsarbeit danach – beigetragen haben: in Südafrika, in Bosnien und im Kosovo, in Sierra Leone, in Uganda. Interreligiöse Räte haben hier gemeinsame Überzeugungen formuliert, verfeindete Parteien zusammengebracht, zwischen Regierung und Rebellen vermittelt, sich um Begegnung und Erziehungsarbeit bemüht. In Israel und Palästina ist das Gespräch zwischen Juden, Christen und Muslimen nicht abgebrochen, oft in harter Auseinandersetzung mit der offiziellen Politik und mit den Fanatikern in den eigenen Reihen. Und auch im Irak ist ein Interreligiöser Rat im Aufbau. Besonderes Verdienst haben sich dabei japanische buddhistische Gruppen erworben, die immer wieder Religionsvertreter aus den Spannungsgebieten eingeladen haben, damit sie auf neutralem Boden miteinander ins Gespräch kommen konnten.
In drei Kommissionen wurde in Kyoto konkret gearbeitet: über Konflikttransformation, Friedensbildung und nachhaltige Entwicklung: also nicht nur zur Schadensbegrenzung, sondern auch zur nötigen Prävention. In der von Professor Lähnemann geleiteten Arbeitsgruppe zur Friedenserziehung wurden interreligiöse Friedenserziehungsprojekte aus verschiedenen Ländern ausgewertet: Welchen Herausforderungen stellen sie sich, welche Vision haben sie, welche Methoden wurden entwickelt, welche Erfahrungen gemacht? Und: Welche Übertragungsmöglichkeiten gibt es – etwa zwischen Nordirland und Israel/Palästina? Es wurden konkrete Aktivitäten angeregt – zu Trainings für gewaltfreie Konfliktlösung, zur Familienerziehung, zur interreligiösen Bildung in Schulen und Gemeinden.
Mit großer Mehrheit wurde im Plenum die von Professor Hans Küng entworfene und erstmals 1993 in Chicago vorgestellte Erklärung zum Weltethos als ein Grundtext für interreligiöse Zusammenarbeit angenommen.
In den 50köpfigen „Weltrat der Religionen“, dem neben buddhistischen, hinduistischen, jüdischen und muslimischen Religionsführern mehrere christliche Bischöfe und auch der Generalsekretär des Ökumenischen Rates des Kirchen angehören, wurde aus Deutschland Bischöfin Bärbel Warttenberg-Potter/Lübeck gewählt, die auch in Deutschland Mitglied des Runden Tisches der Religionen ist.
In der einstimmig angenommenen „Kyoto Declaration“ heißt es: „Als Delegierte der 8. Weltversammlung der Religionen für den Frieden sind wir fest miteinander verbunden in unserer Verpflichtung, Gewalt in allen ihren Formen zu verhindern und zu bekämpfen, und überzeugt von der Kraft multireligiöser Zusammenarbeit, um die Vision gemeinsamer Friedenssicherung zu verwirklichen. Wir verpflichten uns, unsere Religionsgemeinschaften dazu zu bringen, zusammen mit allen gesellschaftlichen Kräften darauf hin zu wirken, Kriege zu beenden, am Aufbau gerechterer Strukturen zu arbeiten, die Erziehung zu Gerechtigkeit und Frieden zu stärken, Armut zu überwinden und eine nachhaltige Entwicklung für die kommenden Generationen zu fördern.“

Johannes Lähnemann

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II.1.b) Der Gewalt entgegentreten – gemeinsam den Frieden sichern. Die Kyoto-Erklärung zur Friedenserziehung



Religions for Peace / Weltkonferenz der Religionen für den Frieden

Der Gewalt entgegentreten – gemeinsam den Frieden sichern

Die Kyoto-Erklärung zur Friedenserziehung

Kyoto/Japan, 28. August 2006

I. Zu Beginn des dritten Jahrtausends steht die Friedenserziehung der Religionen vor großen Herausforderungen weltweit:

Zu viele Kinder und Heranwachsende leiden unter ungerechten sozialen Strukturen: haben keinen Zugang zu schulischer und beruflicher Ausbildung, sind in extremen Situationen umgeben von Gewalt in Kriegs- und Nachkriegssituationen, sind gezwungen zu Kinderarbeit, Kindersklaverei, Prostitution.

Zu vielen Kindern und Heranwachsenden fehlt die Erfahrung von Liebe, Geborgenheit und Schutz. Sie sind der Verbraucher-Ideologie ausgesetzt, werden vernachlässigt, benutzen Drogen und erliegen der Verlockung der Gewalt.

Zu vielen Kindern und Heranwachsenden fehlt eine fundamentale religiöse und kulturelle Orientierung: die Kenntnis sowohl der eigenen religiösen und kulturellen Tradition als auch der anderer Religionen und Weltanschauungen. Sie sind deshalb verbreiteten Vorurteilen, Stereotypen und Feindbildern zwischen kulturellen und religiösen Gruppen ausgeliefert.

Zu vielen Kindern und Heranwachsenden fehlt die nötige ethische Erziehung: Sie werden nur dann für ein Zusammenleben ausgerüstet sein, das unserem Planeten die Zukunft sichert, wenn sie ihre Mitmenschen achten, sich verantwortlich fühlen für alle belebte und unbelebte Natur, sensibel sind gegenüber Hass, Gewalt und allen Entwicklungen, die Leben und Gemeinschaft bedrohen.


II. Friedenserziehung kann auf den spirituellen, ethischen und sozialen Potentialen der Religionen aufbauen:

Trotz einer Geschichte, die voll ist von Spannungen, Konflikten und Kriegen gibt es in den Religionen eine tiefe Motivation für den Frieden – nicht nur für persönlichen und inneren Frieden, sondern auch für die aktive Überwindung von Aggressionen und den Aufbau einer effektiven Zusammenarbeit für einen umfassenden Frieden. Nahezu alle großen Friedensbewegungen des 20. Jahrhunderts – zum Beispiel das gewaltfreie Handeln in der Gandhi-Bewegung, die Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King, die Anti-Apartheid-Bewegung in Südafrika und die Wende in der DDR – sind von religiösen Kräften getragen bzw. mitgetragen worden.
Eine besondere Erkenntnis der Religionen liegt darin, dass der Friede „von innen“ kommen muss, dass das „offene Herz“ eine Vorbedingung für aktive Friedensarbeit ist.

Die Religionen können Lebenssinn stiften und ein Weltverständnis vermitteln, das nicht nur auf kurzfristige Ziele ausgerichtet ist. Die Ethik der großen Religionen hat eine globale, nicht nur eine partikulare Dimension. Die Erklärung zum Weltethos des Weltparlaments der Religionen (1993) zeigt das sehr deutlich.

Die Religionen können das Lernen für eine Kultur der Gewaltfreiheit und der Achtung vor allem Leben fördern – und das in interreligiöser Zusammenarbeit.

Die Religionen können das Lernen für eine Kultur der Solidarität und eine gerecht Wirtschaftsordnung fördern – und das in interreligiöser Zusammenarbeit.

Die Religionen können das Lernen für eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit fördern – und das in interreligiöser Zusammenarbeit.

Die Religionen können das Lernen für eine Kultur der Gleichberechtigung und der Partnerschaft von Mann und Frau fördern – und das in interreligiöser Zusammenarbeit.

III. Die Religionen müssen Vorschläge zur Umsetzung ihrer Potentiale für Friedenserziehung machen:

Gegründet in der Beziehung zu einem Letztgültigen, einem unbedingten Anliegen, das menschliche Grenzen übersteigt, können sie Kraft geben, in langfristiger Perspektive, nicht nur kurzfristig zu arbeiten – und das sollte für alle religiösen Erziehungsbemühungen gelten.

Von ihren Erfahrungen her können sie aktiv werden in der Vorbeugung von Konflikten, in der Konfliktlösung und in der Versöhnungsarbeit nach Konflikten – und dafür muss die erzieherische Arbeit ausgeweitet werden.
Es ist wichtig, eine gute Balance zwischen dem Vertraut-machen mit der eigenen religiösen Tradition und der Kenntnis anderer Religionen und Weltanschauungen zu finden. Das gilt für Konzepte konfessioneller wie auch überkonfessioneller religiöser Erziehung. Wo immer die Gelegenheit zu direkter Begegnung zwischen Religionsgemeinschaften gegeben ist, sollte dies genutzt werden, um eine authentische Darstellung und Wahrnehmung der jeweiligen Glaubensvorstellungen und religiösen Praxis zu ermöglichen.

Die Religionsgemeinschaften sollten für die Vermittlung religiöser Kenntnisse und interreligiösen Verstehens auch im öffentlichen Bildungswesen eintreten und ebenso für eine Erziehung zu gewaltfreier Kommunikation und Konfliktlösung sowie für Umwelterziehung und Erziehung zu sozio-ökonomischer Verantwortung.
- Eine Grundbedingung ist hier die Achtung für die Überzeugungen der Anderen und die Bemühungen, ihr Selbstverständnis ernst zu nehmen.
- Eine weitere Notwendigkeit besteht darin, sorgfältig die reale Situation der Kinder und Heranwachsenden wahrzunehmen und ihre eigene Kreativität zur Geltung kommen zu lassen. Kinder können selbst Erzieher sein.
- Als besonders anregend erweist es sich, Jugendliche zu sozialen Aktivitäten zusammen zu bringen: Jugendliche können Jugendliche inspirieren und „lehren“.
- Es gibt viele ermutigende Beispiele interreligiöser Friedenserziehungsprojekte in verschiedenen regionalen und kulturellen Kontexten, die zu furchtbarem Austausch zwischen Erziehern und pädagogischen Einrichtungen führen können (ein Beispiel: der Austausch zwischen dem Friedensdorf Neve Schalom in Israel und nordirischen integrativen Erziehungsprojekten).

· Es ist eine Aufgabe und besondere Chance für Religionen für den Frieden/WCRP – durch ihre Ständige Kommission für Friedenserziehung (Peace Education Standing Commission/PESC) wie auch durch ihre internationalen, kontinentalen, nationalen und lokalen Gremien – die sich ausweitenden Netzwerke für religiöse/interreligiöse Erziehung, Friedenserziehung, soziale Erziehung, Menschenrechtserziehung und Um­welt­erziehung zu unterstützen.
Dabei ist deutlich, dass bei allen Initiativen die Kontexte, das jeweilige Umfeld, seine kulturellen, sozialen und erzieherischen Bedingungen beachtet werden müssen. Japan als das Land der 8. Weltversammlung von Religions for Peace zeigt z.B. ein unverwechselbares Eigenprofil hinsichtlich seines pluralen, vor allem von Shinto und verschiedenen buddhistischen Richtungen, aber auch von Säkularität geprägten Umfeldes.

· Es muss ein intensiverer Austausch entwickelt werden bezüglich der grundlegenden Konzeptionen und Ziele der Friedenserziehungsprojekte, ihrer Erfahrungen und Trainingsmethoden, so dass Erzieher, Gemeinden und die staatlichen Erziehungsinstitutionen voneinander profitieren können.
Das bedeutet im Einzelnen:
- Ermutigung zu Kontakt und Kooperation zwischen Theologen und Religionslehrern aus verschiedenen Religionsgemeinschaften wie auch mit Experten vergleichender Religionsgeschichte
- Verbesserung der Ausbildung von Religionslehrern und Geistlichen in ihrer Kenntnis anderer Religionen und Weltanschauungen und ihrer ethischen Grundsätze – wobei jeder Seite die Gelegenheit zur Selbstdarstellung gegeben werden soll
- Untersuchung und Verbesserung von Richtlinien, Lehrplänen und Schulbüchern hinsichtlich ihrer Darstellung verschiedener Religionen und Weltanschauungen
- Eine sorgfältige und kritische Betrachtung der Geschichte der Religionen
- Die Einbeziehung der Begegnung mit Gläubigen verschiedener Religionen in das Erziehungsprogramm
- die Möglichkeiten der Zusammenarbeit von schulischer und gemeindlicher Arbeit auszuschöpfen und schulische Gemeinschaftsprojekte anzuregen
- die Veranstaltung einer Kinderkonferenz zu planen, beginnend mit der 9. Weltversammlung von Religions for Peace.

IV. Folgende Schritte sollten unternommen werden, um Religionsgemeinschaften und erzieherische Institutionen für ihr Engagement in der Friedenserziehung auszurüsten:

Grundlegende Erkenntnis der Peace Education Standing Commission/PESC ist, dass es kontinuierlicher und systematischer interreligiöser und internationaler Zusammenarbeit bedarf, die über Konferenzen und Deklarationen hinaus geht (so wichtig diese für neue Initiativen und den wiederholten Austausch sind).

Die Arbeit der Friedenserziehungskommission ist so weit erfolgreich gewesen, als sie die Erziehungsfelder beschrieben und die Experten mit Richtlinien und Beispielen für das erzieherische Wirken in verschiedenen Ländern und in verschiedenen religiösen, kulturellen sozialen Kontexten versorgt hat. Die in dreijährigem Abstand veranstalteten Nürnberger Foren für eine Erziehung zur Religions- und Kulturbegegnung sind ein Kristallisationspunkt dieser Arbeit.

Jede nationale Sektion von Religions for Peace sollte wenigstens einen Vertreter oder eine Vertreterin benennen, die Erfahrungen im Erziehungsbereich haben, um dem Steering Committee und dem Advisory Council der Friedenserziehungskommission assoziiert zu werden, um die Arbeit zu vertiefen und auszuweiten.

Die Arbeit der Friedenserziehungskommission sollte in engere Zusammenarbeit mit anderen interkulturellen und interreligiösen Bewegungen gebracht werden – wie der UNESCO, dem International Seminary on Religious Education and Values (ISREV), der Europäischen Arbeitsgemeinschaft für Weltreligionen in der Erziehung (EAWRE) und anderen.

Die Friedenserziehungskommission sollte in der Lage sein, neue Initiativen für religiöse und interreligiöse Erziehung anzuregen und zu beraten – in schulischer wie in gemeindlicher Arbeit.
Einige Beispiele:
- Die Dokumentation von Projekten, in denen die Bedeutung spiritueller Werte für die Erziehungsaufgaben sichtbar wird
- Die Anregung von Gebetswochen für den Weltfrieden
- Die Weitergabe von Hilfen für religiöses und interreligiöses Lernen in der Familie
- Die Veröffentlichung von Friedenstexten aus den Religionen
- Die Förderung der Präsenz interreligiöser Themen in den Medien, besonders für die Jugend
- Die intensive Betreuung der PESC-Website – auch mit der Darbietung „guter Bei spiele“ aus Lehrplänen und Schulbüchern sowie kreativer Projekte (darstellende Kunst, Musik ...) für eine bildungsrelevante Begegnung der Religionen

Dafür sollte die Infrastruktur der Friedenserziehungskommission verbessert werden. Bis jetzt mussten die Möglichkeiten für Austausch und Aktivitäten auf globaler Ebene begrenzt bleiben. Von besonderer Relevanz ist eine professionelle Koordination der Kommissionsarbeit (wie sie in der ersten Zeit nach Einrichtung der Kommission von WCRP International ermöglicht wurde) sowie die direkte Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen, um eine religiös fundierte Friedenserziehungsarbeit weiter zu entwickeln und zu evaluieren.

Global denken, lokal handeln und konstruktiv auf internationaler, kontinentaler und nationaler wie auch örtlicher Ebene arbeiten – mit sorgfältiger Berücksichtigung der spezifischen Kontexte, Herausforderungen und Möglichkeiten: das kann die Friedenserziehung in den Religionen und durch die Religionen zu entscheidenden Mittel machen, der Gewalt entgegenzutreten und gemeinsam den Frieden zu sichern.

Für weitere Information, Kontakte und Anregungen:
Peace Education Standing Commission (PESC)
Prof. Dr. Johannes Lähnemann, Universität Erlangen-Nürnberg
Regensburger Str. 160 Fax: +49-911-5302-502
D-90478 Nürnberg, Germany E-mail: johannes.laehnemann@ewf.uni-erlangen.de www.wcrp.de/pesc

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II.2. Bericht: Rat der Muslime in Bonn gegründet

von mir:


Am 20.9.2006 wohnte ich in den Räumen des Muslimischen Sozialbundes in der Adenauerallee in Bonn einer Pressekonferenz des neu gegründeten Rates der Muslime in Bonn bei. Unter http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=news&itemid=10490&detailid=222997 finden Sie einen Artikel des General-Anzeigers von Frank Vallender darüber, den Sie vielleicht schon längst gelesen habe, und unter http://www.islamicrelief.de/siteID1.php?getkey=100250&getord=archiv&getland=Libanon ein Foto einiger Ratsmitglieder.

Ich gehe jetzt ganz unjournalistisch vor und geben hier mehr oder weniger das wieder, das ich mir bei der Pressekonferenz notiert habe, die ich hier im Indikativ wiedergebe, obwohl es die Erklärungen von Haluk Yildiz, dem Sprecher des Rates der Muslime in Bonn und somit indirekte Zitate sind:

Der Rat der Muslime in Bonn gründete sich am 5.9.2006 und vertritt zwölf Verbände und Vereine, darunter neun Moscheevereine (fünf arabische, drei türkische und einen bosnischen), sowie den Muslimischen Sozialbund, die Islamische Hochschulvereinigung Bonn und die Deutsche Muslim Liga Bonn.
Die Gründung hatte einen Vorlauf von vier Monaten, wobei ein wesentlicher Anstoß eine gemeinsame, friedliche Demonstration anlässlich des Karikaturenstreites war.
Die nun im Rat vertretenen muslimischen Vereine mussten sich zunächst darüber im Klaren werden, wie ihr derzeitiger Status quo aussah und in welche Richtung sie ihn entwickeln wollten.

Sie wollten keine neue übergeordnete Organisation gründen, die zu den schon bestehenden in irgend einer Weise in Konkurrenz trat. Wichtig war ihnen vielmehr das Fundament der bestehenden Vereine beizubehalten und ihnen eine gemeinsame Plattform zu bieten. Wichtig ist ihnen, ihre Anstrengungen auf die Herausforderungen vor Ort zu fokussieren. Es gibt Probleme, die alle gleichermaßen angehen, und deren Lösung nicht viel Zeit mehr losten darf. Wichtig ist ihnen die Betonung der Einheit der Muslime und der Dialog untereinander, sowie das Verhältnis zur übrigen Gesellschaft und zur Verwaltung in der Stadt. Sie stellten sich die Fragen: Wie wollen wir uns integrieren und was müssen wir tun? Es galt, Strukturen zu schaffen, um diese Aufgaben gemeinsam anzugehen.

Abgesehen von den gemeinsamen Problemen soll auch weiterhin jeder Verein, jede Moschee ihre internen Angelegenheiten und die Probleme, die nur sie, nicht aber die anderen angehen, selbständig bearbeiten. Sie sind weiterhin nach innen autonom. Der Rat befasst sich nur mit gemeinsamen Aufgaben und Problemen.

Der Rat steckt sich folgende Ziele:
- Sofern auf kommunaler Ebene möglich, will er sich für einen islamischen Religionsunterricht in den Bonner Schulen einsetzen
- Er will vermittelnd in Diskurse zwischen Eltern muslimischer Kinder und Jugendlicher und Schulen und Ausbildungsstellen eingreifen, um Probleme bzgl .der Kleidung, des Verhaltens, der Teilnahme am Sportunterricht usw. lösen zu helfen.
- Er will eine Servicestelle für muslimische Angelegenheiten wie Hochzeiten, Bescheinigungen, Seelsorge in Krankenhäusern, Altenheimen, Gefängnissen, Bundeswehr sein.
- Er will die muslimischen Interessen in kommunalen Gremien und der Presse vertreten.
- Er will eine Ethikkommission gründen, der auch Imame bzgl. des richtigen Verhaltens in Bezug auf Beleidigungen, Provokationen usw. beraten will.
- Er will die Moscheen und Vereine miteinander vernetzen. Dazu dient ein gemeinsames Treffen an jedem ersten Dienstag im Monat um 19 Uhr. Angestrebt wird die Schaffung einer gemeinsamen Plattform, das Ausrichten von Symposien, die Einladung von Gästen, die Vermittlung von Informationen.
- Er will die Muslime im Bereich des islamischen Wissens qualifizieren, z.B. durch Bildungsangebote für muslimische Kinder und Eltern oder gar die Gründung eine Bildungswerkes.

Wichtig ist dem Rat, zugleich die Identität als muslimische Minderheit und die Verankerung in der Gesellschaft zu fördern. Muslime und nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft müssen feine gemeinsame mentale Ebene finden. Es muss geklärt werden, ob sich die Mehrheitsgesellschaft als Aufnahme-, Gastgeber- oder Abgrenzungsgesellschaft versteht. Es geht ihm um Transparenz und Information, um Vorurteile und Klischeevorstellungen abzubauen, um eine gute Nachbarschaftspflege und um die Ablehnung von jedweder Art von Diskriminierung, Ungerechtigkeit, Rassismus, Terrorismus und Antisemitismus.

Der Rat will kein neuer Wasserkopf sein, also kein neuer Verein. Er hat keinen Vorsitzenden, sondern nur einen Sprecher und dessen Stellvertreter, der nach außen gemeinsam formulierte Beschlüsse kommuniziert. Es gibt einen Beirat, der aus allen Imamen der Mitgliedsmoscheen besteht und für alle Belange des Glaubens wie Kleidung, Gleichberechtigung, Demokratie, zuständig ist. Wichtig ist es dem Rat, auf Fragen Position zu beziehen, auch wenn diese nicht einstimmig sein sollte, sondern mal zwei unterschiedliche Positionen vorhanden sein sollten.
Auch gibt es einen Rechtsbeirat, der aus dem Sprecher, seinem Stellvertreter, dem Beirat und einer Kommission, deren Mitglieder nicht dem Rat angehören müssen, besteht.

Das Entscheidungs- und Abstimmungsverfahren fordert eine Zweidrittelanwesenheit bei der Abstimmung, wobei jeder Verein durch drei Vertreter (Vorsitzender, Imam und noch eine Person) repräsentiert wird, aber nur eine Stimme hat. Wenn ein Verein unstimmig ist, gilt das als Enthaltung.

Der Rat entscheidet über Mitgliedsanträge, Ausschlüsse (wenn ein Verein das Grundgesetz nicht achten oder dem Rat Schaden zufügen sollte).

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 50 Euro pro Verein und Jahr, was zur Finanzierung einer Halbtageskraft reicht.

Soweit meine Notizen zu Haluk Yildiz’ Ausführungen.

Es folgten noch Fragen der Journalisten, z.B. die, warum ausgerechnet in Bonn erstmals so ein rat auf kommunaler Ebene gegründet wird. Haluk Yildiz wusste darauf keine Antwort, doch meines Erachtens ist er selber die Antwort. Er wohnt nun mal hier in Bonn und nicht woanders.
Es gebe auch Kontakte zu ähnlichen Räten in Berlin und Niedersachsen, also ja auf Landesebene.

Die Frage der Repräsentanz, dass von den 28000 in Bonn lebenden Muslimen nur ca.. 2000 von den Vereinen vertreten seien, verneinte Yildiz mit dem Vermerk, dass die meisten Muslime in die Moscheen gingen. Ich meine, dass wäre Bonn aber eine sehr untypische Stadt, denn im Bundesdurchschnitt vertreten meines Wissens die muslimischen Verbände ca. zehn Prozent der Muslime.

Die Frage nach der Mitgliedschaft zweier vom Verfassungsschutz beobachteten Vereine beantwortet ein Jurist mit der Erklärung, dass es wichtig sei, auch schwierige Moscheegemeinden mit einzubeziehen. Auch sei die Tatsache, dass der Verfassungsschutz sie beobachte kein abschließendes Urteil über sie. Wichtig sei es, die Hintergründe zu wissen, und dieses Wissen hätten sie.

Die Frage nach Rückmeldungen seitens türkischer und arabischer Dachorganisationen wurde damit beantwortet, dass solche noch nicht vorlägen, die Frage nach Rückmeldungen seitens der Behörden der Stadt Bonn damit, dass der Kreis um die Oberbürgermeisterin die Gründung des Rates begrüßt habe.

Die Frage, ob die deutsche Sprache als in den Moscheen zu benutzende Sprache eingeführt werde, wurde verneint. das sei noch nicht als gemeinsames Ziel formuliert.

Es wurde noch auf die Ausbildung muslimischer Religionslehrer in Münster verwiesen, und Yildiz sagte, diese helfe sehr.

MAS

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II.3. Ein kleiner Kommentar zur Rezeption der Papstvorlesung, zur Islamkonferenz, zum Rat der Muslime in Bonn, zu den GEBETen der Religionen in Bonn und zu anderen Themen

von mir:

In den letzten zwei Wochen erhielt zwei E-Mails von Journalisten mit der Bitte um eine Erklärung der Vorlesung von Papst Benedikt XVI und der Reaktionen darauf und oder um eine Stellungnahme zur Islamkonferenz, sowie zwei Referentensuchen, die aber zu anderen Themen waren. Da ich bis dato nur die Pressemeldungen kannte, musste ich die Vorlesung des Papstes erst mal lesen, denn sonst konnte ich darüber ja nicht viel sagen. Sollte sie von Ihnen auch jemand noch nicht gelesen haben, sich aber eine Meinung bilden wollen, so finden Sie sie im Internet unter: http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc~E13506B0B9C304B269D3CF78C543B2E42~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Auch nach der Lektüre der Vorlesung konnte ich aber nicht behaupten, die völlig zu verstehen, und ich wunderte mich umso mehr, wie heftig einige Leute pro oder contra auf sie reagierten, denn angebracht wäre es doch, sie im einzelnen zu analysieren. Klar, das kostet Zeit, die habe ich auch nicht, aber dann halte ich mich mit meiner Meinung auch zurück bzw. formuliere sie vorsichtig und unter dem Vorbehalt, sie eventuell falsch verstanden zu haben.

Auch als Religionswissenschaftler und Theologie-Nebenfächler halte ich die Vorlesung für keine leichte Lektüre. Sie setzt eine Menge Vorbildung über europäische Geistesgeschichte und katholische Dogmatik und Apologetik voraus, ohne die man sie gar nicht verstehen kann. Es geht in ihr, wie ich sie verstehe, um eine apologetische Verteidigung der Verbindung von christlichem Glauben und griechischem philosophischem Denken, letzteres auch im Gegensatz zum griechischem Götterkult. Diese Verbindung beinhaltet einen bestimmten Vernunft-Begriff. Der Papst wendet sich in der Rede gegen Ansichten, die dieser Verbindung entgegen stehen.

So nimmt er den Islam als Beispiel einer Auffassung, wonach sich Gott der menschlichen Vernunft entziehe und sich als Willkürherrscher über seine Schöpfung darstelle. In diesem Zusammenhang zitiert er den byzantinischen Kaiser Manuel II Paleologos mit den Worten, die unter Muslimen so viel Wut erzeugten. Ungeschickt war meines Erachtens, dass er nicht ausdrücklich sagte, dass es nicht seine Meinung ist, die er nur dem Kaiser in den Mund legt. Aber es war eine akademische Rede vor einem akademischen Publikum, und ein solches weiß mit Zitaten umzugehen. Dass Journalisten gerade diesen Satz dann aufgreifen und in die Welt verbreiteten würden, hätte der Papst wohl berücksichtigen müssen, aber hinterher ist man immer schlauer als vorher.

Später in der Rede nennt er auch einzelne christliche Auffassungen, die diese, von ihm abgelehnte Auffassung verträten. Es geht also gar nicht vornehmlich um die Frage der Gewalt, sondern um die Frage der Vernunft. Ein Gott, der sich der Vernunft verpflichte, sei auch durch menschliches Denken begreifbar, ein Gott der sich der Vernunft entziehe, sei das nicht. Dieser Vernunft-Begriff hat seine Wurzeln eben in der griechischen Philosophie, nicht in der jüdischen Religion, aber der Papst sieht beide Teile als ein untrennbares Ganzes, das die christliche und europäische Identität ausmache. Den Islam, aber auch die asiatische Geistigkeit sieht er als Gegensatz dazu. Er konstruiert damit eine Ost-West-Dichotomie, die mich an Hegel erinnert, und die ich nicht teile.

Im weiteren Verlauf der Rede nennt er noch andere Ansichten, die er widerlegen möchte, weil sie die enge Verbindung von griechischer Philosophie und christlichem Glauben ablehnen: die Reformation, die liberale Theologie des 19. und 20. Jahrhunderts und den Positivismus. Reaktionen dieser anderen Parteien auf die Vorlesung sind mir indes nicht untergekommen.

Es bleibt die Frage, warum gerade Muslime so gereizt regierten, ähnlich, wie nach der Muhammad-Karikaturen. Ich sehe zwei Hauptgründe dafür. Der eine besteht in einer Grundgereiztheit gegenüber allem, was nach den historischen Erfahrungen der Kreuzzüge, des Kolonialismus und des modernen, neoliberalen Wirtschaftsimperialismus aus „dem Westen“ auf sie zukommt. In den muslimischen Gesellschaften wird ein Gefühl des Ungerecht-behandelt-werdens kultiviert. Sie erleben eine Art von kognitiver Dissonanz zwischen ihrem Selbstwertgefühl und der Behandlung durch „den Westen“. Ich vergleiche das gerne mit dem Gefühl der Deutschen nach dem Versailler Vertrag. So eine Grundstimmung birgt einen gefährlichen Zündstoff.

Den zweiten Hauptgrund sehe ich in der Kultivierung von Zornesausbrüchen als gerechtfertigter und angemessener Art, auf Provokationen zu reagieren. Im Spiegel las ich einen Artikel über Peter Sloterdijks neues Buch „Zorn und Zeit“ worin er eine Geistesgeschichte des Zornes versucht. Auch in Europa, so schreibt er, galt der Zorn einst als heilige Kraft, bis er von Platon und vor allem durch die Stoiker als eines weisen Menschen unwürdig erklärt wurde. Das wurde ja auch in dem Film „Wut“, der letzte Woche wegen befürchteter negativer Zuschauerreaktionen auf einen ungünstigeren Sendeplatz verschoben wurde, deutlich. Dort ging es um zwei Paradigmen, mit Wut und Gewalt umzugehen, nämlich das eines Jugendlichen türkischer Herkunft und niedriger Bildungsschicht, für den es eine Frage der Ehre war, Gewalt anzuwenden, um sich durchzusetzen, und das eines deutschen Philosophieprofessors der 68er-Generation, der alle Konflikte durch Ausdiskutieren lösen wollte und dem Gewaltanwendung als steinzeitlich vorkam. Letztlich musste auch er Gewalt anwenden, wobei der Jugendliche tragisch ums Leben kam.

Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass Muslime generell oder gar „der Islam“ diesem alten Paradigma anhängen, noch bin ich der Meinung, dass die Beherrschung der Affekte alleine einen Menschen friedlich macht. Zu viel Gewalt ging gerade von Europa aus, trotz all der geistigen Strömungen wie griechischer Vernunft, Christentum, Renaissance, Aufklärung und Humanismus, auf die wir Europäer so stolz sind, und die auch entscheidende Einflüsse auf mein Denken haben, das Texte wie diesen hier hervorbringt. Manchmal gar scheint mir der wütende Berserker humaner zu sein als der Knopfdrücktöter, der in Arizona am Rechner sitzt und eine Kampfdrohne im Irak bedient. Aber neben der Möglichkeit, ganz cool und ohne Emotionen zu töten, steckt in jedem von uns steckt der „Steinzeitmensch“. Verhaltensweisen, die über zwei Millionen Jahre überlebenstauglich waren, lassen sich nicht in fünftausend Jahren Zivilisationsgeschichte einfach abschaffen, auch wenn es heute überlebensnotwenig ist, gerade dies zu tun. Die Affekte zu beherrschen, nicht gleich bei jeder Provokation aufzubrausen, das Ehrgefühl nicht mit dem Rauslassen der Wut, sondern mit der von innen heraus kommenden Friedfertigkeit zu verbinden, das zu lernen ist heute für alle notwendig, egal ob wir religiös sind oder nicht, und wenn ja, welcher Religion wir anhängen. Diese Verbindung aus Glaube (im allgemeinen Sinn von emotionalem Vertrauen in das Dasein) und Vernunft, die der Papst vielleicht zu sehr auf theistischen Glauben und griechische Vernunft einengt, die aber meiner Einschätzung nach in allen Kulturen zu finden ist, ist not-wendig.

Vielleicht ist ja auch die von Bundesinnenminister Schäuble einberufene Islamkonferenz ein Schritt in die richtige Richtung. Auch dass Vertreter(innen) der sogenannten säkularen oder Kulturmuslime eingeladen waren, halte ich für richtig. Das entspricht zwar nicht dem Wunsch der Vertreter(innen) der Verbände, aber es nimmt Rücksicht auf die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen muslimischer Herkunft. Auch wenn gesagt wird, die Kirchen würden sich auch beschweren, wenn man Kirchenkritiker zu einer entsprechenden Christentumskonferenz in einem muslimischen Land einladen würde, so meine ich, dann sollten sie sich eben beschweren, aber auch das wäre richtig. Der Einfluss einer kulturprägenden Religion geht weit über den Bereich hinaus, den Kirchen und Vereine repräsentieren. Also sollten auch die Menschen mitreden dürfen, die das angeht, ungeachtet aller Lobbyarbeit welcher Gemeinschaften auch immer. Auch der neu gegründete Rat der Muslime in Bonn wird sich dem Problem stellen müssen, dass er nicht alle Bonner Bürger(innen) muslimischer Herkunft oder auch nur die muslimischen Glaubens repräsentiert und wird mit ihnen in einen Dialog treten müssen.

Bei den GEBETen der Religionen in Bonn am 19. September führten die Repräsentant(inn)en der teilnehmenden Religionen ein kleines, bei den Vorbereitungstreffen verabredetes Ritual aus. Sie tropften Farbe, die die Tränen des Slogans „Wut und Tränen“ symbolisierten, in eine Glasvase voller Wasser. Beabsichtigt war, dass diese Farbe der Tränen der Menschheit sich vermischen und das Wasser färben sollte. Was aber geschah war dies, dass die Verdünnung zu groß war und jede Farbwolke sich auflöste. Sollte es so sein, dass die Wut, die Schmerzen und die Trauer der Menschen in der Unendlichkeit dessen, woran man sich glaubend wendet, auflösen und zu wolkenloser Klarheit werden?

Außer den beiden oben genannten Hauptgründen für die krasse Reaktion sehe ich noch die aktuellen Nebengründe, dass einerseits die Presse das Thema zu schnell und zu unreflektiert verbreitet hat und einige islamistische Protagonisten das Thema gezielt dazu verwendeten, die Stimmung aufzuheizen. Es erfordert für den einzelnen muslimischen Zeitungsleser einen enormen Kraftakt, dieses Konklomerat zu durchschauen, der ihnen kaum abverlangt werden kann. Umgekehrt erlebte ich sehr gereizte Reaktionen von nichtmuslimischer Seite auf die muslimische Gereiztheit, die genau so wenig reflektiert war und auf genau so wenig Durchblick schließen ließ. Da man nun Fanatiker kaum erfolgreich zur Raison rufen kann, muss man an die Presse appellieren, mehr Verantwortung bei der Informationsvermittlung zu zeigen. Die Schnelligkeit einer Meldung ist nicht identisch mit ihrer Qualität. Zu schnell verbreiten sich manchmal die Themen, so dass dann wiederum schnelle Entscheidungen notwendig werden, wie die Absetzung der Mozart-Oper in Berlin, wobei hinterher keiner weiß, wie notwendig das war. Generell muss man dazu aber auch sagen, dass der Respekt vor Menschen und ihrem Glauben nicht identisch ist mit der Angst vor Gewalt. Ein Mensch, vor dessen Gewaltanwendung ich Angst habe verliert gerade den Respekt, den ich ihm ansonsten schuldig bin. Gewalt gegenüber Menschen anzuwenden, die selber keine anwenden gilt in den meisten Zivilisationen als ehrlos. Nach meinem Verständnis des Islam lehrt dieser genau das. Besonnenes Handeln statt aufbrausender Wut ist meiner Kenntnis nach auch eine islamische Tugend, und die Muslime, mit denen ich über das Thema gesprochen habe und die durchaus inhaltliche Kritik an der Vorlesung des Papstes vorzubringen hatten, praktizierten genau diese Tugend, nicht obwohl, sondern weil sie Muslime sind. Sicher erfordert diese Verschiedenheit auf muslimischer Seite mit dem Thema umzugehen einen innermuslimischen Dialog.

Als ich in der letzten Woche nach einigen Dingen im Internet recherchierte, stieß ich zufällig auf einen General-Anzeiger-Artikel, der auf den ersten Blick mit diesem Thema nicht zu tun hat, sondern vom Besuch des amerikanischen Folksängers Arlo Guthrie in Bonn berichtete. Da ich, wie Sie ja wissen, ein begeisterter Folkmusikhörer und ein wenig auch Musikjournalist bin, las ich ihn mit Interesse und entdeckte dabei ein Verbindung der beiden Themen, Folkmusik und interreligiöser Dialog. Den Artikel von Cern Alakin finden Sie hier: http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=news&itemid=10001&detailid=219510. Und hier finden Sie einen Ausschnitt eines anderen Artikels über Arlo Guthrie von Christoph Wagner im aktuellen Folker! http://www.folker.de/200605/02arloguthrie.htm. Lesen Sie das ruhig mal.

MAS


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II.4. Neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über das Kopftuchtrageverhalten junger Musliminnen

Karimah Stauch von der Deutschen Muslim Liga Bonn schickte mir einen Artikel der taz zu, den ich hier aus Copyright-Gründen aber nicht wiedergebe, sondern nur per Link darauf verweise:

Neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung: Junge Musliminnen mit Kopftuch sind aufstiegsorientierter als deutsche Frauen insgesamt. Mutterschaft ist nicht das alles überragende Lebensziel. Gleichberechtigte Partnerschaft ist ein hoher WertVon HEIDE OESTREICH:
http://www.taz.de/pt/2006/09/15/a0160.1/text

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III. Literaturtipps

III.1. "Nürnberger Projekt" zur Darstellung des Islam in deutschen Lehrplänen und Schulbüchern fürden Religions-, Ethik- und Geschichtsunterricht

von PD Dr. Hansjörg Biener - Neulichtenhofstr. 7 - DE-90461 Nürnberg
http://www.biener-media.de/

Lieber Michael Schmiedel,

vielen Dank für die regelmäßige Zusendung des interreligiösen
Rundbriefs.

Ich wollte gerne einmal darauf hinweisen, dass mein "Nürnberger Projekt"
zur Darstellung des Islam in deutschen Lehrplänen und Schulbüchern für
den Religions-, Ethik- und Geschichtsunterricht erste Früchte trägt. Die
Lehrplananalyse ist bereits da, die Schulbuchanalyse soll noch in diesem
Winter folgen. Weitere Informationen finden sich unter
www.biener-media.de/Literatur-2.html .

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Hj. Biener

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III.2. Erster Band der "Studien des Bonner Zentrums für Religion und Gesellschaft"

zugeschickt von Prof. Dr. Dr. Manfred Hutter via Yggdrasill-Liste:

Liebe ListenteilnehmerInnen,Ich möchte auf den eben erschienenen ersten Band der "Studien des Bonner Zentrums für Religion und Gesellschaft" (Hg. A. Gerhards, M. Hutter, W. Kinzig, T. Mayer, M. Schmoeckel) hinweisen. Das Bonner "Zentrum für Religion und Gesellschaft" (www.zerg.uni-bonn.de) besteht seit 2005 und versucht, Aktivitäten der Uni Bonn in Bezug auf Religion (aus unterschiedlichen Perspektiven, also nicht nur religionswiussenschafflich) in unterschiedlichen Kooperationen zu gestalten, sowohl in Hinblick auf Öffentlichkeitswirksamkeit als auch auf Forschung. Der erste Band der Reihe dokumentiert dabei erste wissenschaftliche Aktivitäten.Michael Meyer-Blanck / Görge K. Hasselhoff (Hg.): Krieg der Zeichen? Zur Interaktion von Religion, Politik und Kultur, Würzburg: ergon 2006, 274 S., ISBN 3-89913-490-7. € 42.--.U.a. aus dem Inhalt:J,. Stagl: Wie Religionen interagieren und was sich daran beobachten lässtM. S. Kalisch: Ein Gott? _ Der islamische Glaube in der Begegnung mit anderen ReligionenF. Körner: Historisch-kritische Koranexegese?M. Hutter: Deutsche Muslime: Interakteure zwischen "zwei" WeltenW. Kinzig: Die Götter der Politiker. Zur religiösen Grundierung politischen HandelsM. Meyer-Blanck: Kreuz und Kopftuch - Christen und Muslime in Schule und ÖffentlichkeitT. Mayer: Zeichen des Krieges - Krieg der Zeichen: Die islamistische ProvokationM. Zimmermann: Religion, Medien und TerrorMit besten GrüßenManfred Hutter

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III.3. Simone Heidegger: "Buddhismus, Geschlechterverhältnis und Diskriminierung. Die gegenwärtige Diskussion im Shin-Buddhismus Japans

zugeschickt von Monika Schrimpf via Yggdrasill-Liste:
Liebe Listenmitglieder,

ich erlaube mir, auf das Erscheinen des Bandes 4 der Reihe "Religiöse
Gegenwart Asiens. Studies in Modern Asian Religions" (hg. von Michael Pye
und Monika Schrimpf) aufmerksam zu machen:

Simone Heidegger: "Buddhismus, Geschlechterverhältnis und Diskriminierung.
Die gegenwärtige Diskussion im Shin-Buddhismus Japans", Berlin: LIT-Verlag
2006.

Das Buch behandelt die Frage, wie heutige Buddhistinnen und Buddhisten im
Shin-Buddhismus Japans mit geschlechterhierarchischen Elementen in ihrer
Tradition (z.B. Vorstellungen von einer größeren Sündigkeit der Frau, die
Nicht-Zulassung als selbständige Gemeindepriesterin etc.) umgehen. Es
zeichnet zentrale Diskussionslinien nach, stellt Reformbestrebungen vor
und erschliesst die Argumentationskontexte der verschiedenen Positionen.

Mit freundlichen Grüssen
Monika Schrimpf

--
Wissenschaftliche Assistentin
Lehrstuhl für Religionswissenschaft II
Universität Bayreuth
95440 Bayreuth
Tel: +49 -(0)921 - 55 4178


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III.4. Religionen im Gespräch Band 9: Europa im Orient – der Orient in Europa


zugeschickt von Dr. Reinhard Kirste:
An dieRedaktionen
MIT DER BITTE UM VERÖFFENTLICHUNG
Sehr geehrte Damen und Herren,
gerade ist unser neuer Band "EUROPA IM ORIENT - DER ORIENT IN EUROPA" erschienen, der aktuelle Fragen der interkulturellen Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, auch durch sehr bekannte Autoren, aufgreift. Der Band kostet im Buchhandel 20,20 €. Bestellungen sind auch direkt über die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) möglich.
Die Details (auch mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis) finden Sie im Anhang.
Mit freundlichem Gruß
Reinhard Kirste
-- Dr. Reinhard Kirste (Koordination)Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A)Am Hardtkopf 17D-58769 NachrodtTel.: +49-2352-30483http://www.interrel.de/

INTERRELIGIÖSE ARBEITSSTELLE (INTR°A)
Institute for Interreligious Studies Institut de Recherches Interreligieuses
Instituut voor Interreligieuze Studies Instituto de Estudios Interreligiosos
Am Hardtkopf 17, D-58769 Nachrodt
Tel.: ++49-2352-304 83
E-Mail: interrel@t-online.de Internet: www.interrel.de


Neuerscheinung RIG 9 (Herbst 2006):

EUROPA IM ORIENT – DER ORIENT IN EUROPA
Herausgeber: Reinhard Kirste (Nachrodt / Westfalen) /
Paul Schwarzenau (Borghorst / Westfalen) / Udo Tworuschka (Jena)
Verlag Zimmermann, Balve 2006, 528 S. – Buchhandelsverkaufspreis: 20,20 €

Der neueste Veröffentlichung zur Begegnung der Religionen aus der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) in Nachrodt / Westfalen befasst sich mit den verschiedenen Vorstellungen des Orients. RIG 9 versucht – angesichts der vielen Konflikte und Spannungen gerade im Nahen und Mittleren Osten und durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte nach Europa – einige weiterführende und Frieden stiftende Möglichkeiten aufzuzeigen. Dabei verbinden sich grundlegende Überlegungen mit praktischen Handlungsfeldern und Beispielen aus verschiedenen Regionen weltweit. Die Beiträge sind neben Deutsch teilweise auch in Englisch, Französisch und Spanisch abgefasst, ebenso wie die mehrsprachigen Zusammenfassungen.
Aus dem Inhalt: Was ist der Orient und was ist Orientalismus? Religiöse Begegnungen rund um das Mittelmeer und im Mittleren Osten, die Türkei und Europa, Buddhismus und Christentum in Japan, Edward Said, und der Orientalismus, Menschenrechtsfragen, arabische Welt, Islamismus, Säkularismus und Synkretismus.

Autoren neben den Herausgebern sind u.a.: Hasan Askari (Middlesborough, GB), Harald Baer (Hamm), Martin Bauschke (Berlin), Luis Bernabé Pons (Alicante), Ina Braun (Trier), Ari van Buuren (Utrecht), Ashgar Ali Engineer (Mumbai), Christoph Elsas (Marburg), Elsayed Elshahed (Wien), Eckhard Freyer (Merseburg), Sybille Fritsch-Oppermann (Ried, Hessen), Fuad Kandil (Karlsruhe), John D’Arcy May (Dublin), Jonathan Magonet (London), Raimon Panikkar (Tavertet, Spanien), Martin Repp (Kyoto), Fatma Sagir (Freiburg/Br.), Ludwig Schleßmann (Sana’a), Ana-María Schlüter-Rodés (Guadelajara), Michael A. Schmiedel (Bonn), Herbert Schultze (Hamburg), Perry Schmidt-Leukel (Glasgow), Manfred Sing (Freiburg/Br.). Yehuda Stolov (Jerusalem), Pino Valero Cuadra (Alicante), Hendrik M. Vroom (Amsterdam), Hamid Reza Yousefi (Trier)


Bisher erschienene Bände
RELIGIONEN IM GESPRÄCH (JIB /RIG 1–8)
JIB 1 Jahrbuch für Interreligiöse Begegnung: Gemeinsam vor Gott. Religionen im Gespräch.
Hamburg: EB-Verlag 1990, 335 S.
RIG 2: Engel - Elemente - Energien. Balve: Zimmermann 1992, 716 S.
RIG 3: Interreligiöser Dialog - zwischen Tradition und Moderne. Balve: Zimmermann 1994, 512 S.
RIG 4: Wertewandel und religiöse Umbrüche. Balve: Zimmermann 1996, 671 S.
RIG 5: Die dialogische Kraft des Mystischen. Balve: Zimmermann 1998, 664 S.
RIG 6: Hoffnungszeichen globaler Gemeinschaft. Balve: Zimmermann 2000, 569 S.
RIG 7: Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog. Balve: Zimmermann 2002, 508 S.
RIG 8: Wegmarken zur Transzendenz. Interreligiöse Aspekte des Pilgerns. Balve: Zimmermann 2004, 518 S.

Anfragen und Bestellungen an Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A): Adresse siehe oben

Rig9/werbung.doc, 17.09.06


RIG 9: EUROPA IM ORIENT – DER ORIENT IN EUROPA
Europe in the Orient – The Orient in Europe / L'Europe dans l'Orient – L'Orient en Europe / Europa en el Oriente – El Oriente en Europa
Religionen im Gespräch, RIG 9 – im Auftrag der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) herausgegeben (Eds. / sous dir.)
von Reinhard Kirste, Paul Schwarzenau und Udo Tworuschka
im Verlag Zimmermann, Balve, September 2006, 528 S.

Wissenschaftlicher Beirat / Advisory Board / Conseil Scientifique / Consejo científico
Vorwort – Preface – Préface – Prefacio:
Brücken in den Orient, Bridges to the Orient, Ponts vers l’Orient / puentes en el Oriente

I. Thematische Schwerpunkte: Orient und Orientalismus vom Mittelmeer bis nach FernostThematic Emphasis: Orient and orientalism from the Mediterrenean Sea to the Far East Repères substantiels: L’Orient et l’orientalisme de la Méditerranée vers l’Extrême Orient Puntos centrales del tema: El oriente y el orientalismo del Mediterráneo hacia el Oriente Extremo
Raimon Panikkar: Estudio preliminar sobre la sabiduría oriental Vorstudie über die östliche Weisheit
Raimon Panikkar: Die Aufgabe der Philosophie angesichts einer bewaffneten Vernunft. Deutsche Zusammenfassung eines Gesprächs aus dem Jahre 1985 mit dem Originaltitel: La Dialectica de la Razón Armada
Martin Repp: From Disputations to Dialogue – An Inquiry into Forms of Religious Communication in Japanese Buddhism and European Christianity
Manfred Sing: Die Macht der Beschreibung: Eine Gebrauchsanleitung für Edwards Saids „Orientalism“
Michael A. Schmiedel: Orientalisierung des Orients
Ashgar Ali Engineer: Interfaith Relations in Medieval India
Interreligiöse Beziehungen im mittelalterlichen Indien
Ashgar Ali Engineer: Islam and Modern Age
Der Islam und das moderne Zeitalter
Fuad Kandil: Europa und die arabisch-islamische Welt heute. Die blockierte Kommunikation
Elsayed Elshahed: Zwischen Menschenrechten und Menschenwürde. Einige Gedanken zur Rezeptionsgeschichte der Meinungsfreiheit
Udo Tworuschka: Der Islam als Bestandteil deutscher Religionstradierung
Harald Baer: Ethnische Hindus und Buddhisten in der deutschen Diaspora
Fatma Sagir: Globalista-Tour … zu europäisch-muslimischen Identitäten
Ana-María Schlüter-Rodés: Bilinguisme religieux? (English, français, español, deutsche Zusammenfassung)
Sybille Fritsch-Oppermann: Fundamentalism of Modern Societies and Thought? –
Enlightened Language, Enlightened Faith, Enlightened Ego/Self
Christina Schott:Wo sich der Islam mit alten Ritualen mischt. Synkretismus in Indonesien
Christoph Elsas: Religionsfreiheit wozu? Grundwerte im Dialog nach dem Irakkrieg
Hamid Reza Yousefi / Ina Braun: Die Kluft zwischen Eigen- und Fremdkultur. Entstehung und Entwicklung des Islambildes
Martin Bauschke: Die Stunde der Märtyrer – Beobachtungen zum Islam und seiner „Talibanisierung“
Eckhard Freyer: Die Kluft Europa – Orient überwinden. Die Europäische Union und die Türkei
Herbert Schultze: Die Rechte von religiösem Pluralismus und säkularen Weltanschauungen
Pino Valero Cuadra / Luis Bernabé Pons: Una vision oriental de Occidente. Análisis de la exposición “Occident vist des d’Orient” en Barcelona 2005
Eine orientalische Vision des Okzidents. Analyse der Ausstellung „Der Okzident vom Orient her gesehen“ in Barcelona 2005

II. Dokumente und Berichte
Documents and Reports – Documents et comptes rendus – Documentos y reportajes
- Perry Schmidt-Leukel: The Centre for Interfaith Studies in Glasgow
- Martin Repp: NCC-Center – Laughing Faces – The First Three Years of the “Interreligious Studies in Japan Program” (ISJP)
- Yehuda Stolov: Interfaith Encounter Association, Jerusalem – cross religious approaches amidst the conflicts
- Reinhard Kirste: Obiora Ike und seine interreligiöse Arbeit in Nigeria. Auszeichnung durch die Stiftung „Omnis Religio“ im Mai 2006
- Herbert Schultze: „Bewahrung – Entwicklung – Versöhnung. Das Nürnberger Forum im Horizont der Globalisierung
- Reinhard Kirste: 15 Jahre West-östlicher Diwan in Iserlohn
- Barbara Huber-Rudolf: Interreligiöses Schulprojekt in Offenbach
- Thomas Josef Götz OSB: „Bekehrung und Religiöse Identität“. Tagung des „Europäischen Netzwerks für Buddhistisch-Christliche Studien. Erzabtei St. Ottilien / Bayern vom 10.-13. Juni 2005. Englischer Text:John D’Arcy May: Conversion and Religious Identity in Buddhism and Christianity. Sixth Study Conference of the European Network of Buddhist-Christian Studies, Archabbey of St Ottilien, Bavaria, 10-13 June 2005
- Ana-María Schlüter-Rodés: Zen-Schule / Escuela Zen / Zen School / École Zen: Zendo Betania (Brighuera, Gudalajara, Spanien, España, Spain, Espagne)
- Ludwig Schleßmann: Getrennte Welten. Islam und Christentum im Jemen
- Ari van Buuren: Niederländisch-thüringische Begegnungen. Aus einer Erntedankfestpredigt in Gillersdorf
- Reinhard Kirste: Qantara.de und Babelmed – Europäische Tore zur islamischen Welt

III. Grundsätzliches zum interreligiösen Dialog
Basics for the interfaith dialogue – Principes pour le dialogue interreligieux – Principios para el diálogo interreligioso
Raimon Panikkar: Some Observations on Interreligious Dialogue
Hendrik M. Vroom: Syncretism and Dialogue: A Philosophical Analysis
Hasan Askari: Faith in One Universal God / Glaube an einen universalen Gott
Sybille Fritsch-Oppermann: Schopenhauers Rezeption des Non-Theismus
Hamid Reza Yousefi: Toleranzmonopol und die Hermeneutik der Macht. Das Konzept einer interkulturellen Philosophie der Toleranz
Jonathan Magonet: Religion und ihre Bedeutung im öffentlichen Leben. Predigt über 2. Mose 40
The Role of Religion in the Public Arena. Sermon on Exodus 40

IV. Rezensionen – Reviews – Critiques – Reseñas
· Jackie Assayag: La mondialisation vue d’ailleurs. L’Inde désorientée (R. Kirste)
· Harald Baer u.a. (Hg.): Lexikon religiöser Gruppen … (A. Grünschloß)
· Richard Barber / Monika Hauf: Literatur zu den Templern (R. Kirste)
· Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.): Kriterien interreligiöser Urteilsbildung (R. Kirste)
· Connaissance des Religions No. 73-74 (Juli-Dez. 2004): Spiritualités et mondialisation (R. Kirste)
· Georges Corm: Missverständnis Orient (A. Senfft)
· Eberhard Cyran: Friedrich II. und die letzten Staufer (R. Kirste.)
· Gilbert Crispin / Ibn Sab’in: Religionsdialoge im Mittelalter (M. Mertek)
· Etudes orientales No. 19/20 (2003): L’islam en Chine (R. Kirste)
· Amin Farzanefar: Kino des Orients (J. Horstmann)
· Rolf Heinrich: Leben in Religionen (S.C. Fritsch-Oppermann)
· Felix Körner: Revisionen der Koran-Auslegung in der Türkei (englisch) – R. Kirste
· Kulturwissenschaftliches Institut (Hg.): Jahrbuch 2004 (R. Kirste)
· Henri Le Saux: Innere Erfahrung und Offenbarung (A. Weidacher)
· Khalid Al-Maaly (Hg.): Die arabische Welt zwischen Tradition und Moderne (A. Weidacher)
· Sigrid Nökel / Levant Tezcan: Islam and the New Europe (R. Kirste)
· Orientalische Geschichten: “Kaschkul” aus dem Iran und “Aminas” Restaurant aus Deutschland (R. Kirste)
· Raimon Panikkar: Der unausweichliche Dialog – Gott und die Mystik (R. Kirste)
· Joseph Pathrapankal: Time and History (S.C. Fritsch-Oppermann)
· Andreas Pflitsch: Mythos Orient (R. Kirste)
· Polylog 10-11/2004: Philosophie im 20. Jahrhundert und Polylog 12/2004: Das zweite Europa (R. Kirste)
· REMMM No. 103-104 (2004): Sylvie Denoix (Red.) / Evelyne Larguèche u.a.: L’injure, la société, l’islam (A. Weidacher)
· Sabine Schiffer: Die Darstellung des Islams in der Presse (R. Kirste)
· Perry Schmidt-Leukel: Gott ohne Grenzen. Eine christliche und pluralistische Theologie der Religionen (R. Kirste)
· Dominique Urvoy: Les penseurs libres dans l’islam classique (A. Weidacher)
· Joseph Ho-Jou Tchao: Chine et Occident (A. Weidacher.)
· Jean-Paul Willaime: Europe et Religions (R. Kirste)

· Nachrichten – News – Nouvelles – Novedades – von/de/from INTR°A
· INTR°A-Projektpreis für Komplementarität der Religionen
· Autorinnen und Autoren

Rig9/inhrig9.doc, 12.08.06
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IV. Gesundheitswegweiser für Migrantinnen und Migranten im Internet

zugeschickt von Winfried Semmler-Koddenbrock:

Weitergeleitet von Winfried Semmler-Koddenbrock, Bornheimer Str. 130a, 53119
Bonn, T. 0228 / 963 96 62, Mail: […]:

Liebe Mitengagierte,

von Frau Hundrieser erhielt ich die untenstehende Mail mit der Bitte um
Verteilung der Infos zum Thema Gesundheitswegweiser. Ich hoffe, es ist
interessant für Euch.

Gruß
Michael Ring



Betreff: Gesundheitswegweiser für Migrantinnen und Migranten im Internet
abrufbar


Liebe MIGRANET-Akteure,
sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie vermutlich bereits wissen, wurde der Bonner Gesundheitswegweiser für
Migrantinnen und Migranten neu aufgelegt.

Er ist als Broschüre bei folgenden Stellen zu beziehen:

Gesundheitsamt der Bundesstadt Bonn
Tel.: 0228 / 77 33 57
E-Mail: kommunale-gesundheits-konferenz@bonn.de

Referat für Multikulturelles der Bundesstadt Bonn
Tel.: 0228 / 77 48 72
E-Mail: andrea.koenen@bonn.de

Migrantinnentreff "Gülistan - Frauen lernen gemeinsam e.V."
Tel.: 0228 / 26 41 97
E-Mail: grengarenk@aol.com


Darüber hinaus ist der Wegweiser nun auch als pdf-Datei im Internet auf der
Homepage von MIGRANET abrufbar:

http://www.migranet-bonn.de/hilfe/gesundheitswegweiser/gesundheitswegweiser.
html


Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie diese Information auch an Ihnen
bekannte Institutionen und interessierte Personen weitergeben können.


Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hundrieser

Referat für Multikulturelles der Bundesstadt Bonn
Rathausstraße 3, 53225 Bonn
Tel.: 0228 / 77 26 95, Fax: 0228 / 77 26 96
sabine.hundrieser@bonn.de
www.migranet-bonn.de

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V. off-topic: Musikrezensionen

V.1. Konzertrezension: Deitsch am 6.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Der Folk im Feuerschlösschen e.V. startete sein zweites Halbjahresprogramm 2006 mit einem Act, der mir so wichtig war, dass Petra und ich sogar von Winningen angereist kamen, wo wir gerade ein paar Tage moselweinseligen Urlaub machten. Nach dem ich von fast einem Jahr die CD „Königskinder“ gehört hatte, die von Ulrich Joosten im Folker! als Besondere eingestuft worden war, war ich sehr gespannt, wie sie sich life anhören. Deitsch ist ja eigentlich ein Duo, bestehend aus Gudrun Walter und Jürgen Treyz, auf der CD werden sie aber von sieben weiteren Musiker(inne)n unterstützt. An diesem Abend war von diesen sieben Johannes „Philipp“ Uhlmann mit dabei, so dass es also die Trio-Version von Deitsch war.

Sie spielten zunächst mehr oder weniger den CD-Inhalt, den sie nach der Pause um drei, vier Stücke erweiterten. Ich merkte bald, dass es wenig Sinn macht, eine CD-Produktion mit einem Life-Auftritt zu vergleichen. Sicher war ich gespannt, wie sie mit den Stellen umgingen, bei denen auf der CD ein mehrstimmiger Satzgesang zu hören war, oder ob es arg ins gewicht fällt, wenn Sackpfeife, Cello, Bass und andere Instrumente nicht zu hören sind. Nun, den Satzgesang brachte auch Jürgen alleine ganz gut oder an anderer Stelle wurde er einfach weg gelassen, und die drei Instrumente auf der Bühne brachten die Liedbegleitungen und Instrumentals auch sehr gut und echt herüber. Und anstatt immer hin und her zu vergleichen, tat ich viel besser daran, die Musik auf mich wirken zu lassen, wie sie in dem Augenblick dargeboten wurde.

Vom Publikum aus gesehen saß linkt Johannes mal mit Geige, meistens aber mit diatonischem Akkordeon, in der Mitte stand Gudrun, die sang, Geige und Viola spielte, und rechts saß Jürgen mit verschiedenen Gitarren und ab und zu seiner eigenen Stimme. Gudrun benutzte ein Mikrophon, denn ihre Stimme war doch sehr zart, was aber auch ihren Reiz ausmachte. Sie sang die Lieder von unglücklicher Liebe, gefährlichen Wassernixen, listigen Liebesprüfungen und anderen ernsten Themen in einer einerseits sehr lockeren und recht minimalistischen Art, die in einem gewissen Widerspruch zur Ernsthaftigkeit der Themen stand, die dann andererseits aber auch an bestimmten Stellen Tonfolgen hervorbrachte, die die Dramatik um so mehr unterstrich. Manchmal strich sie gleichzeitig rhythmisch mit dem Bogen über die Violasaiten. Außer begleitenden Akkorden und unterlegenden Quasi-Bordunen gab es zwischen den Strophen immer wieder instrumentale Intermezzi, häufig sehr rhythmische, nahezu zum Tanzen einladende, jedenfalls keine, die einfach nur die Liedmelodie spielten, sondern einen musikalischen Kontrast hinein brachten. Bei irischen und schottischen Folkbands ist das schon fast normal, in der deutschen Volksmusik aber bislang noch sehr selten. Die Lieder wechselten sich mit Instrumentals ab, zumeist Tänzen wie Polkas, Walzern, Rheinländern und Schottischen, und es war sogar ein Reel dabei, kein irischer oder schottischer, sondern einer aus Quebec. Gudrun verlieh ihrem Bedauern darüber Ausdruck, dass die deutsche Volksmusik keine Reels kenne und meinte, das lasse sich doch bestimmt ändern, und so einer aus Quebec höre sich wie ein zu schnell gespielter Rheinländer oder Schottischer an. Nun ja, aber welcher 08/15-Volksmusiker kennt heutzutage noch Rheinländer und Schottische? Aber vielleicht gelingt es ihnen, zumindest die Balfolk-Szene davon zu überzeugen. Schön wäre es! Außer Tanzmelodien gab es auch bedächtige Märsche und lustige, inhaltlich unwichtige Reime auf Schwäbisch, und zum Schluss ein pfälzisches Spottlied auf von ihren Frauen „dressierte“ Männer.

Also für mich hat sie die Anfahrt von Winningen her sehr gelohnt, und als wir dann im Vollmondlicht rheinaufwärts wieder der Mosel zu rollten, klangen die Lieder und Melodien noch lange in uns nach und verbanden sich mit dem Fluss, dem Mond, den angestrahlten Kirchen und Burgen zu einer Stimmung, die man wohl mit Recht als „romantisch“ bezeichnen kann.

Die Romantik war ja im 19. Jahrhundert eine Bewegung, in der sich die Menschen der eigenen, im Gegensatz zu fremden, und der gemeinsamen im Gegensatz zu regional unterschiedlichen nationalen Wurzeln bewusst wurden oder zu werden suchten. Deitsch als Vertreter des neuen deutschen Folk-Revivalchens, wie Mike Kamp es in der diesbezüglichen Diskussion in Rudolstadt nannte, sind in diesem Sinne romantisch, aber sie verschließen die deutschen Grenzen nicht, sondern öffnen sie weit für Einflüsse anderer Wurzelmusiken. Während viele Volks- und vor allem volkstümliche Musiker eher von Rock, Pop und Schlager beeinflusst sind, sind diese es von den Volksmusikern Irlands, Schottlands, Frankreichs, des Balkans, Skandinaviens und anderer Gegenden Europas, die sie jahrlang mit Liebe und Hingabe studiert und praktiziert haben und es auch weiterhin tun. Und diese Einflüsse verschmelzen mit den deutschen traditionellen Liedern und Melodien so harmonisch, dass ich diese Beurteilung mit einem in der Pause aufgeschnappten Zitat von Tom Kannmacher beenden möchte, der (sinngemäß) zu Gudrun und Walter sagte: „Ihr macht das, was ich vor 30 Jahren gemacht habe, nur auf einem beneidenswerten Niveau.“

http://www.deitsch.de/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

Vgl. auch meine CD-Rezi:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/cd-rezension-deitsch-knigskinder.html bzw. http://tinyurl.com/ddp3h

Vgl. auch Ulrich Joostens Texte:
http://www.folker.de/200601/04deitsch.htm
http://www.folker.de/200601/bescd.htm#01


MAS

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V.2. Konzertrezension: Ben Bulben am 8.9.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Es war schon vier Jahre her, dass ich Ben Bulben zum letzten Mal hörte, und zwar beim 1. Bonn Irish Folk Festival 2001. So war es höchste Zeit, da mal wieder rein zu hören, wobei der gemütliche Bungertshof zudem die richtige Atmosphäre zum Ausklang unseres kurzen Moselurlaubes bot.

Nun standen dort fünft Musiker(innen) auf der Bühne, wobei es unsinnig ist zu beschreiben, wer wo stand, da sie ihre Positionen ständig wechselten. Ich war mir auch gar nicht ganz sicher, wen außer Uli Wosnitza von ihnen ich noch kannte und wen nicht. Uli bediente die Tin und Low Whisltes, den E-Bass, das Bodhrán und die Cajon, Christoph Antony die Fiddle, die akustische Gitarre, den E-Bass und seine Stimmbänder, Joe Thar, den ich wirklich zum ersten Mal sah und hörte fungierte als Hauptsänger und A- und E-Gitarrist, Claudia Anthony die Querflöte, das Keyboard, die Percussion und ihre Stimme und Judith Bergerhausen tat es instrumentell Claudia gleich. Die beiden waren 2001 auch schon dabei.

Bevor es irisch zur Sache ging, erklang die Titelmelodie von „James Bond“ und Christoph stellte die Band vor: „Unser Name ist Bulben, Ben Bulben“. Später gab es auch noch die Medodie von „Mission Impossible“, aber abgesehen von diesen Gags blieben sie bei irischen und einigen schottischen Songs und Tunes, bei denen sich schnelle Jigs’n’Reels mit getragenen Balladen abwechselten. Bei den schnellen Stücken kamen sie mir anfangs noch zu hastig vor, zu wenig fließend, doch legte sich das im Laufe des Konzertes. Die Lieder aber waren durchweg so schön arrangiert, zum Beispiel wurde Joes Stimme von den Damen mit Satzgesang beleitet, wobei Männer- und Frauenstimmen leicht versetzt klangen. Selbst das oft gehörte „Back home in Derry“ war keineswegs langweilig, sondern mit Chorgesang und Querflötenzwischenspielen aufgepeppt, ohne dass es aufgesetzt wirkte. Auch mit Whistles und Querflöten gaben Uli, Claudia und Judith mehrstimmige Partien zum Besten, und es gab Passagen mit versetzten Rhythmen, Jazzeinlagen auf Flöte und Keyboard, funkige und rockige Gitarrenriffs, und sie spielten auch Reels wie „Cliffs of Moher“ und „Toss the Feathers“ sehr fließend und überzeugend. Dass Christoph sich am Schluss bei der vorletzten Zugabe den Finger zwischen den Fiddlesaiten klemmte, tat mir sehr leid, nicht nur seinetwegen, sondern weil ich dann sein Spiel nicht mehr genießen konnte. Aber vielleicht sollten sie auch nicht unbedingt auf Hochgeschwindigkeitsspiel setzen, sondern noch mehr auf den Fluss der Musik.

Anders als bei den Lokal Heroes (deren neuste CD in der Pause lief) stimmt es hier wirklich, dass kein Bandmitglied seine Brötchen mit Musik verdient. Eine Probe pro Woche in Vinxel reichte aber aus, die Band sich so vorteilhaft entwickeln zu lassen. Es war ein wahrer Genuss, ihrer Musik zuzuhören! Nur sollten sie es meiner Meinung nach sein lassen, das Publikum zum Mitklatschen zu animieren. Entweder klatschen die Leute von selber mit oder sie hören ruhig zu, aber das sollte man ihnen nicht vorschreiben, zumal viele Leute einfach totlangweilig mitklatschen und den Genuss der Musik stören. An einem Tisch neben uns wurde zuerst laut geschwätzt, bis ich ihnen sagte, dass das störe, aber hinterher klatschten sie nicht nur klapp -- klapp -- klapp, sondern klapp-klapp-klapp – klapp – klapp-klapp – klapp – klapp-klapp-klapp, oder so ähnlich, jedenfalls leicht versetzt mit Zwischenklatschern, und nicht so langweilig im reinen Vierteltakt wie die meisten andern. Ja, ein Konzert lebt auch vom Publikum.

Seit der CD „A Seven Course Dinner“ von 1997 sind Welten vergangen. Eine zweite CD sollte meines Erachtens mal in Angriff genommen werden. Für’s Erste aber ist eine DVD angekündigt mit einem Mitschnitt ihres Konzertes in der Balver Höhle im August 2006. Die wird dann bei ihnen zu erwerben sein.

http://www.ben-bulben.de/
http://www.bungertshof.de/


Vgl. auch meine Rezi von 1. BIFF u.a. mit Ben Bulben:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2002/04/konzertrezension-1-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/8oltl

MAS

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V.3. CD-Rezension: Eitre. The Coming of Spring

Sjelvar Records HB (http://www.sjelvar.com/) 2005 mit Fotos und wenigen englischen Infos
11 Tracks, 50,18 Minuten

Am 11.5.2006 spielte die schwedische Irish Traditional Rythm’n’Reel Band Eitre im Feuerschlösschen in Bad Honnef, wovon ich ganz begeistert berichtet habe. Nun, rechtzeitig bevor sie am 24.9.2006 bei Frau Holle in Bonn wieder auftreten, schickte mir Dag Westling deren 2005 erschienene CD „The Coming of Spring“, die sich auch im Spätsommer und Frühherbst gut anhört.

Es ist eine sehr feine Musik, die die Schweden Dag Westling (Gesang, Gitarre, Five-string Bajo), Esbjörn Hazelius (Fiddle, Zister, Gesang), Fredrik Bengtson (Doppelbass), der Ire Kevin Ryan (Querflöte) und der Franzose Marco Pollier (Uilleann Pipes, Tin Whistles) auf dieser Scheibe darbieten. Sie beginnt rasant schnell mit dem Reelset „Fairy Reel“, von dem ich auch auf dem Konzert schon so begeistert war, mit den im ersten und zweiten Reel unterschiedlich nacheinander einsetzenden Instrumenten. Rasend schnelle Reels sind zu Hauf auf der CD, in unterschiedlichen Arrangements, immer wieder mit Solo-Teilen zum Beispiel der Uilleann Pipe dabei, die mir Schauer der Spannung und Spannungsentladung durch den Körper jagen. Und keine kleinste Passage wirkt trotz des Tempos gehetzt, vielmehr fließt, treibt, groovt die Musik dahin, keine Anstrengung ist ihr anzuhören, wie es bei guten Akrobaten ja auch sein soll.

Die von Dag und Esbjörn gesungenen Lieder bilden dazu einen Kontrast, denn sie sind langsam vorgetragen, manche langsamer, als ich die gleichen Lieder von anderen Interpreten kenne, aber immer begleitet mit einem minutiösen Gitarren- und meistens doch wieder angereichert mit einem flotten Zwischenspiel. Alles in allem, das habe ich auch zum Konzert geschrieben, wird die Musik sehr weicht gespielt, auch wo Pipe und Fiddle hohe Töne anschlagen.

Auch an die CD ging ich mit dem Interesse heran, ob da nicht doch etwas heraus zu hören ist, das schwedisch klingt. Esbjörns Englisch hat wohl einen etwas schwedischen Akzent, aber es ist doch alles original irische Musik oder solche von irisch stämmigen Nordamerikanern. Doch da ist eines, das klingt etwas anders, obwohl von Tomy Peoples, also einem Iren, komponiert und zwar „Tomy Peoples’ Mazurka“, die mir auf einer CD mit svensk folkmusik nicht als fremd aufgefallen wäre, die teilweise aber auch deutsch klingt. Sie ist der erste Teil des Sets dessen Namen die CD bekam, dessen zweiter Teil, der auch „The Coming of Spring“ heißt, dann aber doch wieder ein typisch irischer Jig ist. Zwischen Mazurka und Jig bildet ein Gittarrenintermezzo eine Pause, die den Fluss dieses Sets etwas stört und das Durchtanzen wahrscheinlich verhindert, sofern man überhaupt tanzend von einer Mazurka zu einem Jig wechseln kann. Es ist wohl doch eher Zuhör- als Tanzmusik, aber das ist ja auch typisch für irische Instrumentals, wie mir Tänzer immer wieder mal vermitteln. Tilman Teuscher sagte mir letztens in einem Interview über die Hummelkurse, dass in der Irish Folk Music in den letzten 30, 40 Jahren die Session- und die Tanzszene in ihren Spielweisen wie eine Schere auseinander klafften. Nehmen wir diese CD also als Repräsentantin der Session- und Konzertszene und zwar als Spitzenrepräsentantin.

Ich kann also allen Freundinnen und Freunden erstklassiger Irish Traditional Music nun guten Herzens zwei Schritte des Vorgehens empfehlen: 1. Zum Konzert zu Frau Holle kommen und 2. Geld für eine CD mitbringen. Nein, ich werde nicht für diese Werbung bezahlt, sondern bekam nur die übliche Rezi-CD. Sollte Dag im Hinterkopf gehabt haben, dass die Rezension eine Werbung werden könnte, liegt das wohl an der Konzertrezi vom Mai, aber die Musik hat es auch wirklich verdient!

Inhalt:
Fairy Reel (Fairy Reel / The Man from Banduran / McFadden’s Favourite)
William Taylor
Princess Nancy (Princess Nancy, The Tar Road to Sligo / Thompson’s Jig)
Brackagh Hill
Killarney Boys of Pleasure (Big John’s Reel / Pickinig the Spud / Killarney Boys of Pleasure)
Flat River Girl (Flat River Girl / The Rose in the Heather)
Sliabh Geal gGua (Sliabh Geal gGua / The Garden of Daisies)
Coleraine Regatta (Coleraine Regatta / The Lads of Laois)
The Coming of Spring (Tommy Peoples Mazurka / The Coming of Spring)
The Flower of Magherally
The Crosses of Annagh (The Glen Road to Carrick / The Porthole of the Kelp / The Merry Sisters / The Crosses of Annagh)

(Das Lies “Flat River Girl” ist mir ansonsten unter dem Namen “Jack Haggerty” bekannt.)

http://www.eitre.com/

Vgl. auch meine Konzertrezi unter:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-eitre-am-1152006-beim.html

Johannes Schiefner rezensierte die CD auch schon mal:
http://www.folker.de/200503/rezi-eu.htm#2


MAS


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V.4. Konzertrezension: Eitre am 24.9.2006 bei Frau Holle in der Bonner Altstadt

Es kommt ja selten vor, dass ich mir innerhalb eines halben Jahres zweimal die selbe Band anhöre, aber wenn man zweitens so nett eingeladen wird und erstens die Musik so spitzenmäßig ist, kann ich doch nicht nein sagen. Und da es wirklich nett war bei Frau Holle schreibe ich auch ein paar Zeilen dazu.

Zur Musik selber brauche ich eigentlich nicht viel zu schreiben, denn die war nicht viel anders als am 11.5. im Feuerschlösschen oder auf der CD, nur dass sie gänzlich ohne Mikrophone spielten und dass Kevin nicht Tin Whistle spielte, sondern „nur“ Flute und Low Whistle, während Marco außer seinen Uilleann Pipes auch die Tin Whistle bediente. Und ich sollte vielleicht doch mal die nationalen Provenienzen der fünf Musiker erwähnen (in der Hoffnung, dass ich diese jetzt richtig auf die Reihe kriege), denn immer wieder werden diese falsch vorgestellt, so auch an diesem Vormittag (ja, es war eine Matinee, die um 11.30 Uhr begann):
Dag Westling ist ein in Deutschland (Berlin) geborener Schwede, der jetzt in Schweden (Stockholm) lebt,
Esbjörn Hazelius ist ein in Schweden (Schonen) geborener Schwede, der auch in Schweden (Stockholm) lebt,
Fredrik Bengtsson ist auch ein in Schweden (Schonen) geborener Schwede, der ebenfalls in Schweden (Stockholm) lebt,
Kevin Ryan ist ein in England geborener Ire, der jetzt in Irland lebt, und
Marco Pollier ein Frankreich (Nancy in Lothringen, also nicht in der Bretagne) geborener Franzose, der auch in Frankreich lebt.

Diese fünf verstanden es auf’s Beste mit Pipes, Flute, Whistle, Gitarre, Banjo, Cittern, Bass und Gesang auch den eventuell am Samstagabend etwas länger Aufgebliebenen den letzten Rest der Sonntagmorgenträgheit aus den Nerven und Gliedern zu treiben. Zwar tanzte nur ein kleines Mädchen sichtbar, aber im Inneren tat das bestimmt jeder im Publikum, das eng gedrängt auf Klappstühlen saß, oder in der ersten Reihe auf einem alten Sofa.

Zum Etablissement muss ich auf jeden Fall was schreiben. Es ist eigentlich eine kleine Modeboutique mit einer nostalgischen Café-Theke. Ich fragte mich, wo denn hier die Musiker spielen sollten, etwa zwischen den Kleidern im Schrank oder dahinter. Der zweite Gedanke war so verkehrt nicht, denn zumindest um auf die Toilette zu kommen musste man ein Regal aufklappen und durch eine versteckte Tür entschwinden. Geheimnisvoll! Aber im Grunde war es doch profaner, denn durch eine schmale Einfahrt gerieten wir in einen kleinen Innenhof, und von dort aus in Nebengebäude. Dag meinte, es sei wohl der schönste Hinterhof Deutschlands, und wenn man de herein komme, sei es, als betrete man eine andere Welt. Dem schließe ich mich an. Die Zeiten, in denen das eine heutige Atelier als Waschküche benutzt wurde, ist lange vorbei, heute befindet sich dort ein Büro und eine Bibliothek und eben ein Atelier, und in dem anderen Raum, in dem das Konzert in gemütlicher Enge stattfand, so dass die Zuhörer in der ersten Reihe den Musikern beinahe auf den Füßen saßen, ist ansonsten ebenfalls ein Maleratelier. Und im Hof selber stehen Tische, Bänke und Stühle bereit, damit man noch in Ruhe einen Kaffee oder anderes schlürfen kann. Weg vermutet solches hinter den Fassaden der Altstadt aus dem 19. Jahrhundert? Schaut mal auf die Frau Holle-Homepage, wann sie die nächste Matinee haben, und dann geht da mal hin, es lohnt sich! ich glaube, es ist jeden vierten Sonntag im Monat.

Den Auftritt von Eitre hat übrigens unser guter alter Ralf Wackers vermittelt.

http://www.eitre.com/
http://www.frau-holle.com/matinee.0.html


Vgl. auch meine Konzertrezi unter:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-eitre-am-1152006-beim.html
und die CD-Rezi unter:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/09/cd-rezension-eitre-coming-of-spring.html


http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/09/konzertrezension-eitre-am-2492006-bei.html

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V.6. Konzertrezension: Paul Millns & Butch Coulter am 30.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Nein, es war nicht der von Jutta Mensing extra angekündigte Zwiebelkuchen und Federweißer, der Petra und mich dazu veranlasste, mal wieder das Feuerschlösschen aufzusuchen, sondern ich gebe zu, dass mir diese Einrichtung als nichtkommerzieller Verein besonders sympathisch ist und Speis und Trank dort zwar nicht in für Restaurants typische Weise, sondern so eher wie bei Straßenfesten üblich kredenzt werden, dafür aber auch erschwinglicher sind. Und vor allem Petra als alter Alexis Corner-Fan lockte auch die Ankündigung, dass Paul Millns mit ihm zusammen musiziert habe.

Es war nun also ein Konzert mit zwei Musikern, deren einer (Paul Millns aus England) Klavier spielte und Sang und deren anderer (Butch Coulter aus Kanada) die Gitarre und die Mundharmonika (blues harp) bediente. Trotz dieser sparsamen Besetzung boten die beiden eine mitreißende Musik, die auch zeigte, wie vielfältig Blues sein kann. Von den Texten verstand ich nicht viel, obwohl ich englisch kann und Paul ein gut verständliches englisches Englisch sprach, aber wenn es gesungen wird, achte ich meistens mehr auf die Musik und nicht auf die Texte. Natürlich sang er von der Liebe, die bisweilen nicht so langsam wie ein Eselsritt sei, und er sang Kritisches über Tony Blair, aber mehr kann ich jetzt dazu nicht sagen. Stilistisch kam neben dem typisch cool wiegenden Bluesrhythmus auch einiges an Boogie und an Ragtime vor, und einiges Lieder klangen nach englischem Folk oder nach Country, nur eben am Klavier, nicht auf der Gitarre gespielt. Butch bediente die Gitarre die meiste Zeit über sehr zurück haltend mit einfachen Akkorden, die man neben dem Klavier kaum hörte, aber seine besondere Stärke war die Mundharmonika. Ich möchte sagen, und die vielen Zwischenapplause, die er zeigten, dass nicht nur ich es so empfand, dass er Paul damit ein wenig die Show stahl, ähnlich wie Ralf Grottian es mal beim Bonner Folktreff mit dem Eifelslider tat. Butch holte aus seiner Bluesharp Töne heraus, die mich an der E-Gitarrenspiel von Jimmy Hendrix oder Carol Knauber erinnerten. Einfach sagenhaft!

Ja, doch, Juttas Zwiebelkuchen wäre abgesehen von der Musik auch den Abend wert gewesen. Sie gab etwas Kümmel hinzu, damit er bekömmlicher ist.

Und da ich nun über Speis und Trank rede, möchte ich für Bierfreunde mal wieder was hinzu fügen; die anderen Leser(innen) können hier mit dem Lesen aufhören. Beim FiF gibt es ein schönes Sortiment an Flaschenbieren: Guinness Extra Stout, Newcastle Brown Ale von den Inseln, also von weit her, und eine Menge Biersorten der fast benachbarten Steffens Brauerei in Linz-Casbach: Steffi (Kölsch), Alt, Pils, Braunbier (was ich besonders mag), Hefe-Weizen, Kräusen, Malzbier, Radler. Ich erfuhr aber letztens und ließ es mir vom Brauereichef Christian Runkel bestätigen, dass die Brauerei den Braubetrieb eingestellt hat. Sie lässt ihrer Biere nun im Lohnbrauverfahren herstellen und zwar die Obergärigen in Herborn bei der Bärenbrauerei und die Untergärigen und Mixgetränke in Alsfeld bei der Alsfelder Brauerei, also ca. 100 bzw. 200 km von Linz entfernt. Die Ursache für diese Entscheidung war die zu hohe Konkurrenz durch die sogenannten Fernsehbiere (also die mit Fernsehwerbung) und die Billigbiere. Der Jahrsausstoß der Steffensbrauerei ging so von 50000 auf 20000 Hektoliter im Jahr zurück, eine für eine Brauerei in der Größe technisch und wirtschaftlich zu geringe Menge. Die Moral von der Geschicht’, warum ich das hier thematisiere ist die: Wenn Ihr gerne Bier trinkt, dann schaut doch zu, dass Ihr hauptsächlich a) der Umwelt zuliebe Biere mit wenigen Transportkilometern, b) der Arbeitsplätze zuliebe Biere kleiner und mittlererer (Privat-)Brauereien, c) der Biervielfalt zuliebe auch unterschiedliche Biersorten trinkt. Geschmacklich wird dabei jeder etwas finden, was ihm mundet, während die Auswahl an „Fernsehbieren“ geschmacklich viel eintöniger ist und Fernseh- und Billigbiere zumeist in solchen Megabrauerein hergestellt werden, dass sie weniger Arbeitsplätze bieten, als die vielen kleinen Brauereien zusammen. Das meine ich ganz (bier)ernst.

http://www.paulmillns.co.uk/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/
http://www.brauerei-steffens.de/

MAS

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VI. Und noch’n Gedicht

Rainer Maria Rilke: Herbst

Herbst Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke


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Einen angenehmen und geborgenen Herbst wünscht

Ihr/Euer
Michael A. Schmiedel