Interreligiöser Rundbrief für Köln / Bonn und Umgebung Nr. 123 – 1. Nachtrag
(19.10.2006)
I. Editorial 1
II. Veranstaltungshinweise/Termine. 1
II.1.) Vortrag: Michael A. Schmiedel: „Buddhismus - Einführung in die Lehre des Erwachten“ am 24.10.2004 im Haus der Evangelischen Kirche in Bonn. 1
II.2.) Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit am 2.11. und 7.12. 2006. 2
II.3.) Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn am 2.11.2006. 2
II.4.) Tagung „Religionen in der Schule“ am 24.-26.11.2006 in Marburg. 3
III. Kommentar von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Waldenfels zu der Vorlesung des Papstes und den Folgen. 4
I. Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
dieser Nachtrags-Rundbrief enthält drei Termin-Erinnerungen (II.1.-3.) in eigener Sache, einen Hinweis auf eine religionswissenschaftliche Tagung in Marburg (II.4.) und ausnahmsweise auch einen Kommentar. Kommentare verschicke ich normalerweise nur in den Hauptrundbriefen, warum ich hier eine Ausnahme mache, erkläre ich vor dem Text unter III.
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II. Veranstaltungshinweise/Termine
II.1.) Vortrag: Michael A. Schmiedel: „Buddhismus - Einführung in die Lehre des Erwachten“ am 24.10.2004 im Haus der Evangelischen Kirche in Bonn
Der Buddhismus hat sich seit seiner Entstehung im Indien des vierten vorchristlichen Jahrhunderts vor allem im Bereich zwischen Indus und Pazifik in zahlreichen Schulen und Traditionen ausgebreitet und erfreut sich in den letzten Jahrzehnten auch in Europa, Nordamerika und Australien zunehmender Beliebtheit. Im Zentrum seiner Lehre steht der Weg aus dem leidvollen Kreislauf aus Gier, Hass und Verblendung hinaus in den von Mitgefühl und Weisheit bestimmten Zustand des Erwachens oder der Erleuchtung, der mit Hilfe unterschiedlicher Meditationsmethoden bewältigt werden soll. Ethik und Meditation bilden dabei idealerweise zwei sich ergänzende Seiten derselben Medaille. Doch auch buddhistische Gläubige glauben nicht immer das, was sie ihrer Lehre nach glauben sollten, und auch die Lehre selber weist mitunter Interpretationen auf, die mit Weisheit und Mitgefühl nur schwer in Übereinstimmung zu bringen sind und eher an Fanatismen und Instrumentalisierungen erinnern.
Neben einer Erklärung der grundlegenden Inhalte der buddhistischen Lehre, insbesondere ihrer meditativen und ethischen Implikationen, werden auch die weniger bekannten Schattenseiten buddhistischer Religionsgeschichte vorgestellt, die nicht so frei von Gewalt und Intoleranz ist, wie man ihr oft nachsagt.
In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis An Sieg und Rhein
Theologie / Philosophie
24.10.06
19:30 Uhr
Haus der Evangelischen Kirche, Adenauerallee 37
5 Euro
Kurs-Nr. Z-44
http://www.ekir.de/bonn/KKBonn_kirchenkreis_28845.asp
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II.2.) Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit am 2.11. und 7.12. 2006
Auch am jeweils ersten Donnerstag im November und Dezember 2006 laden wir wieder zum Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit ein, wie immer von 17.30 Uhr bis 17.45 Uhr auf dem Münsterplatz in Bonn.
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II.3.) Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn am 2.11.2006
Der Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn von Religions for Peace/WCRP Köln/Bonn findet am 2. Donnerstag im November, also 02.11.2006 statt.
19.30-21.30 Uhr bei Lioba von Lovenberg, Argelanderstr. 6, 53115 Bonn
Thema: Der spirituelle Weg, Teil 2
Auch wenn es Teil 2 eines Themas ist, sind neue Teilnehmer herzlich willkommen.
Rückblick auf den interreligiösen Gesprächskreis in Bonn am 31.8.2006:
Wir sprachen in einer muslimisch-christlich-vereinigungskirchlich-quäkerisch-humanistisch-buddhistischen Fünferrunde über das Thema „Der spirituelle Weg“. „Spiritualität“ war durchweg für alle Teilnehmer ein positiv besetztes Wort. In einem vorgelesenen Gedicht (das ich jetzt leider nicht vorliegen habe) hieß es, es gehe darum, die innersten Wünsche kennen zu lernen und zu ihnen zu stehen. Unwichtig sei, womit man seinen Lebensunterhalt verdiene. Im Laufe des Gespräches kamen wir aber darauf, dass es durchaus nicht unwichtig sei, ob man seinen Lebensunterhalt mit einer ethisch einwandfreien oder unmoralischen Arbeit verdiene. Sehr schnell wurde die Ansicht geäußert, wichtig für einen spirituellen Weg sei es, an sich selbst zu arbeiten, um die egoistischen Eigeninteressen zu überwinden. Das sei auch bei der Arbeit wichtig, dass man arbeite, um etwas Wertvolles hervor zu bringen und nicht, um seines eigenen Ruhmes Willen. Es gehe um Selbstüberwindung, sei es durch liebevolle Hingabe, durch Erkenntnisgewinnung oder durch totales Aufgehen in der Arbeit und Pflichterfüllung. Gefährlich für den spirituellen Weg seien bisweilen gerade spirituelle Gemeinschaften, und zwar dann, wenn in ihnen spirituellen Führern oder Lehrern eine besondere Ehrerbietung entgegen gebracht werde, weil daraus zu schnell ein Personenkult erwachse, der sehr schnell vom Wesentlichen ablenke und besonders für den so Geehrten schnell zur Falle werden könne. Auch verlangten Gemeinschaften zu sehr, dass man sich bestimmten Regeln unterwerfe, die für viele zum Selbstzweck würden. Es sei schwierig, sie als Mittel zum Zweck zu befolgen und doch über ihnen zu stehen. Ein spiritueller Weg berge aber ohnehin auch Gefahren, die zum Beispiel in eine Zen-Krankheit führen könnten. Darüber wollen wir eventuell beim nächsten Mal sprechen, aber das ist noch nicht ganz festgelegt.
Unser kleiner Kreis entpuppte sich also als ein sehr individuell-spiritueller. Wären noch Gesprächspartner dabei gewesen, die gerade in einer Gemeinschaft mit festen Regeln ihren spirituellen Weg gehen, etwa ein Mönch oder eine Nonne, wäre das Gespräch wohl etwas anders verlaufen.
MAS
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II.4.) Tagung „Religionen in der Schule“ am 24.-26.11.2006 in Marburg
von Steffen Rink via Yggdrasill-Liste:
Liebe ListenteilnehmerInnen,
REMID und das Team der Lernwerkstatt Weltreligionen möchte Sie ganz herzlich zur Tagung "Religionen in der Schule" nach Marburg einladen. Am Wochenende vom 24. bis 26. November werden die Möglichkeiten der Thematisierung von Religionen im Unterricht und in Schulprojekten dargestellt. Dabei stehen für die praxisorientierte Ebene an der Schule kreative Ansätze im Zentrum, in der theoretischen Reflexion geht es um einen Beitrag zur Integration und zur Auseinandersetzung mit religiöser Pluralisierung.
Mehr Informationen und einen Flyer gibt es unter www.religion-schule.de
Bitte machen Sie die Veranstaltung weiter bekannt. Die Universitätsinstitute erhalten in den nächsten Tagen Plakate und Prospekte.
Mit besten Grüßen
i. A. Steffen Rink
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Religionswissenschaftlicher Medien-
und Informationsdienst e. V. REMID
Universitätsstraße 55 - 35037 Marburg
Tel. und Fax: +49 06421 64270
www.remid.de - www.religion-online.info
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[PS: Ich fahre dort hin, habe auch noch Plätze im Auto, kann also gerne jemanden mitnehmen. MAS]
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III. Kommentar von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Waldenfels zu der Vorlesung des Papstes und den Folgen.
Als ich an meinem Kommentar zu diesem Thema für den interrel. Rundbrief Nr. 123 saß, schickte ich Prof. Waldenfels eine E-Mail mit der Bitte, mir das Verständnis der Vorlesung von Papst Benedikt XVI. etwas zu erleichtern. Wie ich im Kommentar schrieb, habe ich im Nebenfach römisch-katholische Fundamentaltheologie studiert, und Prof. Waldenfels war darin mein Professor. Nun erreichte mich seine erste Antwort aus technischen Gründen nicht, und die zweite, als ich mit meinem Text gerade fertig war. Ich wusste aber nicht, ob sein Text nur an mich gerichtet oder zur Veröffentlichung bestimmt war, hätte ihn aber sehr gerne veröffentlicht. So übernahm ich ein paar Punkte aus seinem in meinen Kommentar, fragte wegen der Veröffentlichung zurück, und erhielt die Antwort, als der Rundbrief gerade draußen war. Er antwortete, er habe gegen eine Veröffentlichung nichts einzuwenden und kommentierte meinen Kommentar mit den Worten: „Ihre ausführliche Antwort ist im Übrigen ein einfühlsamer Versuch der Klärung und deckt sich in der Tat weithin mit meinem (kürzeren) Ansatz.“ Da der nächste Hauptrundbrief erst im Dezember kommen soll, veröffentliche ich seinen Kommentar nun hier.
Hier nun aber Hans Waldenfels’ Kommentar im O-Ton:
Lieber Herr Schmiedel,
Vielen Dank für Ihre Mail. Für jemanden, der nicht intensiv mit den Dingen vertraut ist, ist die ganze Sache schon sehr verwickelt. Zunächst einmal hatte der Papst sich ein Thema gestellt, das ihn seit langem beschäftigt: Glaube und Vernunft. Das geht von seinen professoralen Überlegungen bis zum Gespräch mit Habermas und dann den Bayerischen
Predigten und Konferenzen.
Der Schwerpunkt seiner Rede lag denn auch auf dem Spannungsfeld, wie es sich in der abendländischen Geistesgeschichte zeigt - nicht zuletzt unter dem Stichwort der Enthellenisierung des Christentums. Hier folgt er dann drei Abschnitten von der Reformation bis zur Gegenwart.
Sodann war die Frage des Islam an ihn herangetragen worden, nicht zuletzt von Politikern wie Köhler, Stoiber u.a. Dass sich der Islam der Grundfrage nach Glaube und Vernunft bis heute stellen muss, ist unbestritten. Die Vermittlung der Aristoteliker im Mittelalter hat leider in der Islamgeschichte selbst keineswegs die Wirkung gezeitigt, die einige Theoretiker sich heute wünschen. Stattdessen steht die Frage nach der (irrationalen) Gewalt im Raum.
Gewalt ist aber dann ein Thema, das keineswegs allein im Blick auf den Islam diskutiert werden kann, sondern dem das ganze Feld der Religion sich stellen muss (bis nach Asien zu den vermeintlich so friedvollen Religionen!).
Das Thema Religion und Gewalt ist aber dann ein Bereich, der auch ganz unabhängig von den zuvor genannten Gedankengängen besprochen werden kann. Zudem ist es ein historisches Problem. Um es hier kurz zu machen: Wenn schon interreligiös von der Gewalt die Rede sein sollte, wäre der Ansatz vor der eigenen Tür, sprich: bei den Kreuzzügen passend gewesen. Man hätte dann auch sagen können, dass das Christentum in all seinen Facetten - orthodox, protestantisch wie katholisch - sich inzwischen uneingeschränkt gegen jede Form von Gewalt ausgesprochen hat. Eine so einhellige Reaktion ist im Islam bislang nicht zu finden. Das darf man sicher auch laut aussprechen.
Dann zu dem Zitat des Zitats: Man muss hier zunächst sehen, dass der Papst eine von A. Khoury 1966 in französischer Sprache publizierte Dokumentation, genauer: dessen Habil-Schrift zitiert hat. Khoury seinerseits zitiert dann das Gespräch zwischen dem byzantinischen Kaiser und einem muslimischen Gelehrten (lässt sich alles vielmals nachlesen in FAZ und anderswo). Man muss also zunächst die verschiedenen Ebenen beachten.
Dann ist die Frage: Was hat der Papst mit dem Zitat des Zitats sagen wollen? (Man kann auch weiter fragen: Hat er das Zitat selbst gefunden, oder hat ihn sonst wer darauf gebracht? Und was die Intention seines Zitats? Macht er sich die fremde Aussage zu eigen oder nicht? Wenn nicht, warum zitiert er sie dann? - In der Klammer also Fragen über Fragen!). Seine kurze Aussage zu Sure 2 ist dann noch ein eigenes Problem. Persönlich unterstelle ich keine böse Absicht, wohl aber eine Menge Naivität, auch ein Versagen in seinem Umkreis, die den Text - so kann man bei solchen Texten voraussetzen - gegengelesen haben. Ich hätte es für richtig gehalten, wenn der Papst das, was er fragend, vielleicht auch leise kritisch sagen wollte, direkt und nicht auf dem Umweg des Zitats angesprochen hätte.
Wer hier weiterhelfen möchte, muss jedenfalls auf die Grundlinien der päpstlichen Aussagen achten und dabei die eher allgemeinen Aussagen zu Glaube und Vernunft von denen über den Islam trennen. Hier gibt es weiteren Diskussionsbedarf. Man darf nur hoffen, dass der Flurschaden begrenzt werden kann. Dass man dann auch die Muslime selbst nach ihren Reaktionen fragen kann und muss, ist keine Frage. Sonst sind wir von einem wirklichen Dialog noch weit entfernt.
Sie sehen, dass auch dies kein abschließendes Wort sein kann. Daher soviel für heute.
Herzlichen Gruß
Ihr Hans Waldenfels
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Hier ist seine Homepage:
http://www.jesuiten.org/frameset.asp?file=content.htm&dir=/hans.waldenfels/home/
Ich danke Prof. Waldenfels für den Kommentar, der meines Erachtens, außer dass er die Komplexität des Falles zeigt, auch ein schönes Beispiel für eine Kritik innerhalb der eigenen Kirche ist. MAS
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Das war es für heute. Es verbleibt mit herbstlichem Gruße,
Ihr/Euer Michael A. Schmiedel