So modisch es geworden ist, den interreligiösen, ja selbst den interkulturellen Dialog zu belächeln und für irrelevant zu erklären, so hat er doch Sinn – wenn man weiß, was man mit ihm erreichen will.
Gudrun Krämer
Ich sehe Vermittlung und Beratung als wichtige Betätigungsfelder dieser so gefaßten angewandten Religionswissenschaft. Diese darf nicht abstrakt gedacht werden, sondern ist immer an die Person des Vermittlers und seiner Gesprächspartner gebunden.
Robert Kötter
Interreligiöser Rundbrief für Köln/Bonn und Umgebung Nr. 126
(09.05.2007)
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
nun ist er endlich fertig. Ich habe immer die Abfassung meiner Gedanken (hier unter II.) vor mir her geschoben. Dort finden Sie auch die Quellenangaben zu den beiden Zitaten oben. Jetzt bin ich mal gespannt auf Rückmeldungen. Zu den Gedanken vom letzten Rundbrief (Nr. 125) erhielt ich nur mündlich von meinem Kommilitonen Timon Reichl die Bestätigung, dass er bei Zitaten oft auch den Eindruck haben, man könne sie gut für die eigenen Zwecke benutzen, wenn man sie richtig heraus sucht, während ein Satz weiter dann oft schon was stehe, was man nicht gebrauchen könne. Und wahrscheinlich war das Zitat von Meister Eckhard der Anlass für den Leserbrief von Michael Ring unter III..
Einige Leserinnen und Leser erhalten die Rundbriefe nun wunschgemäß als doc-, rtf- oder html-Anhang. Ich bedanke mich für die mit den Umbestellungen ausgesprochenen lobenden Worte bezüglich der Rundbriefe.
Zwei der unter I. aufgeführten Termine sind schon morgen. Vgl. I.2. und I.4.a). Deswegen habe ich diesen Rundbrief nun auch endlich fertig gestellt, um nicht noch einen Nachtrag rundschicken zu müssen. Zu den Punkten I.7. und I.8. hängen noch gesonderte Anhänge an.
Nahezu die Hälfte des Rundbriefes gehört dieses Mal dem off-topic-Bereich also den Musikrezensionen. Ich bitte Nicht-Musik-Interessierte um Nachsicht. Es muss ja niemand alles lesen. Aber vielleicht wecke ich ja doch bei einigen das Interesse an Folk- und Weltmusik. Wäre schön! (Ah, gerade kommt eine E-Mail, dass der neue Folker!-online fertig ist. Somit empfehle ich den Blick in zwei dort erschienene CD-Rezis vom mir: http://www.folker.de/200703/rezi-d.htm#01 und http://www.folker.de/200703/rezi-d.htm#06.)
Das Gedicht am Schluss stammt von einer Freundin eines Brieffreundes. Es ist auf Wunsch der Autorin anonym veröffentlicht. Etwaige Leserbriefe dazu werde ich an sie weiter leiten.
Nun wünsche ich eine erbauliche Lektüre. Der interrel. Rb. Nr. 127 wird nicht vor Juli erscheinen. Ergänzungen wie gehabt je nach Dringlichkeit im Zwei- bis Dreiwochenabstand oder seltener.
***
Inhaltsverzeichnis
Interreligiöser Rundbrief für Köln/Bonn und Umgebung Nr. 126. 1
Editorial 1
Inhaltsverzeichnis. 2
I. Verantstaltungshinweise/Termine. 4
I.1. Veranstaltungen von und unter Beteiligung von Religions for Peace Köln/Bonn. 4
I.1.a) Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit am 14.6.2007. 4
I.1.b) Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn am 14.6.2007. 4
I.1.c) RfP-Stand auf dem Deutschen Evamgelischen Kirchentag in Köln 6.-10-6.2007. 5
I.2. Vortrag: Bekim Agai „Die Rolle des Islam in der laizistischen Türkei – Das Verhältnis von Staat und Religion im europäischen Kontext“ am 10.5.2007 in der Uni Bonn. 5
I.3. Vortrag: Raida Chbib. Wer repräsentiert den Islam in Deutschland? am 14.5.2007 in der Uni Bonn 6
I.4. Vortragsreihe Homosexualität in den Weltreligionen 10.5.-28.6.2006 in der Uni Köln. 7
I.4.a) Vortrag I: Homosexualität im Hinduismus (und/oder Buddhismus) 7
I.4.b) Vortrag II: Homosexualität im Christentum.. 7
I.4.c) Vortrag III: Homosexualität im Judentum.. 7
I.4.d) Vortrag IV: Homosexualität im Islam.. 7
I.5. Ringvorlesung: Religion und Rationalität 16.4.-9.7.2007 an der Uni Bonn. 7
I.5.a) 14. Mai Prof. Dr. Albert Gerhards, Logike latreia – oblatio. 8
rationabilis: Wie vernünftig ist der Gottesdienst der 8
biblischen Religionen?. 8
I.5.b) 21. Mai Prof. Dr. Harald Suermann, Die Bedeutung der Ratio im.. 8
christlich-islamischen Dialog zu Beginn der Abbasiden-. 8
Zeit (750-900) 8
I.5.c) 4. Juni Prof. Dr. Konrad Stock, Religion und Identität. Gedanken. 8
zu einer philosophischen Theologie. 8
I.5.d) 11. Juni Prof. Dr. Konrad Klaus, Glaube und Vernunft in der 8
Dogmatik des Theravada-Buddhismus. 8
I.5.e) 18. Juni PD Dr. Ulrich Volp, „Sie wollen den Strahl der Erkenntnis. 8
vor den Weisen verbergen“ – Antike Kritik an der 8
Irrationalität des Christentums. 8
I.5.f) 25. Juni Prof. Dr. Mathias Schmoeckel, Erkenntnis durch ratio und. 8
conscientia: Die Bedeutung von Melanchthons. 8
Naturrechtslehre für das moderne Recht 8
I.5.g) 2. Juli Prof. Dr. Werner Gephart, Rationalitätsglaube als. 8
okzidentaler Mythos. 8
I.5.h) 9. Juli Prof. Wessam Farag (Kairo, KAAD-Stipendiat): Pope. 8
Benedictus XVI and the Byzantine Quotation: An attempt 8
at crossing the divide. 8
I.6. Fortbildung der Deutschen Buddhistischen Union: Gewalt, Krieg, Frieden am 18.-19.5.2007 im Waldhaus am Laacher See. 9
I.7. 19. Christlich-Muslimische Tagung an Pfingsten 2007 in Iserlohn. 12
I.8. 31. Deutscher Evangelischer Kirchentag am 6.-10.6.207 in Köln. 12
I.9. Tagung Das Friedenpotential von Religion am 6.-7.7.2007 in der Uni Mainz. 13
II. Ein paar Gedanken. 13
III. Leserbrief 19
IV. Literaturtipps. 21
IV.1. Norbert Mönter (Hrsg.): Seelische Erkrankung, Religion und Sinndeutung. 21
IV.2. Hamid Reza Yousefi/Sarah Ginsburg: Kultur des Krieges. Amerikanismus - Zionismus - Islamismus 21
IV.3. Martin Roettig. Interreligiöses Lernen im buddhistisch-christlichen Dialog, Lerntheoretischer Zugang und empirische Untersuchung in Deutschland und Südkorea. 22
IV.4. _The Story of Han Xiangzi: The Alchemical Adventures of a Daoist Immortal._ By Yang Erzeng, translated and introduced by Philip Clart. 23
IV.5. Anne Koch (München), der Band "Watchtower Religionswissenschaft. Standortbestimmungen im wissenschaftlichen Feld" 25
IV.6. Orthafte Ortlosigkeit der Philosophie: Eine interkulturelle Orientierung. 26
IV.7. Oliver Krüger (Hg.). Nicht alle Wege führen nach Rom. Religionen, Rituale und Religionstheorie jenseits des Mainstreams. Festschrift für Karl Hoheisel zum 70. Geburtstag. 26
IV.8. Martin Held, Gisela Kubon-Gilke, Richard Sturn (Hg.), Ökonomie und Religion. 27
V. off-topic: Musikzerensionen. 29
V.1. Konzertrezension: Ein paar Bemerkungen zur Irish Session am 23.02.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf 29
V.2. Konzertrezension: Morris Open am 25.2.2007 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel 30
V.3. Konzertrezension: Huusmeister am 17.3.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 32
V.4. Konzertrezension: Dikanda am 18.3.2007 im Brückenforum in Bonn-Beuel 34
V.5. Konzertrezension: Till Nine am 25.3.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf 35
V.6. Konzertrezension: Irish Spring – Festival of Irish Folk Music 2007 – Spring is in the Air am 26.3.2007 in der Kunst- und Ausstellunghalle in Bonn. 38
V.7. Konzertrezension: Jim Malcom am 18.4.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 41
V.8. Konzertrezension: Serras am 20.4.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf 42
V.9. Konzertrezension: 6. Bonner Irish Folk Festival am 21.4.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich 43
V.10. CD-Rezension: Whisky Trail. Irlanda in festa decima edizione 16-19 marzo 2005 Saschall teatro di Firenze 46
V.11. CD-Rezension: Le Clou. live à l’harmonie. 48
V.12. CD-Rezension: Kelpie. Var det du – Var det deg ?. 49
V.13. CD-Rezension: Emily Smith. a different life. 52
V.14. CD-Rezension: Morris Open. Tomorrows Tradition. 53
V.15. CD-Rezension: Wence Rupert. In the meantime. 55
V.16. CD-Rezension: Paperboys. The Road to Ellenside. 57
VI. Und noch’n Gedicht 58
NN: Die Zeit verrinnt! 58
***
I. Verantstaltungshinweise/Termine
I.1. Veranstaltungen von und unter Beteiligung von Religions for Peace Köln/Bonn
I.1.a) Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit am 14.6.2007
Wegen Fronleichnam am 1. Donnerstag im Juni findet das Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit im Juni am 2. Donnerstag statt, also am 14.6., wie immer von 17.30 Uhr bis 17.45 Uhr auf dem Münsterplatz in Bonn.
*
I.1.b) Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn am 14.6.2007
Auch der Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn von Religions for Peace/WCRP Köln/Bonn findet am 14.6. statt, da Anfang Juli vielleicht schon ein paar Leute in Urlaub sind.
19.30-21.30 Uhr bei Lioba von Lovenberg, Argelanderstr. 6, 53115 Bonn
Thema: Wandlung, Verwandlung, Umwandlung, Umkehr
Rückblick auf den Interreligiösen Gesprächskreis am 2.5.2007:
Thema „Religiöse Symbole als möglicher Weg interreligiöser Verständigung“.
Es fällt mir etwas schwer, einen kurzen Bericht über das Gespräch zu schreiben, denn wir fünf Teilnehmer(innen) sprachen einerseits sehr viele sehr unterschiedliche Facetten des Themas an, andererseits kamen wir aber auch nicht über zwei grundsätzlich verschiedene Grundannahmen hinaus, die bis zu letzt als unvereinbar stehen blieben: Eine Partei vertrat die Meinung, Symbole seien etwas, was kulturunabhängig eine Bedeutung in sich trage, die vom Menschen erkannt werden könne, wobei wir heute aber zu weit von unserer eigenen Natürlichkeit entfernt seien, und so eben diese Bedeutung häufig nicht erkennen könnten, sondern statt dessen kulturabhängig Dinge hinein interpretierten. Solche Symbole seien zum Beispiel geometrische Formen wie Kreise und Dreiecke, oder Naturphänomene wie Licht und Wasser oder auch Farben. Ein Kreis zum Beispiel beinhalte in sich die Bedeutung der Vollkommenheit. Die anderer Partei vertrat die Meinung, Symbole seien kulturabhängige Bedeutungen die von Menschen in Phänomene hinein gedeutet würden. Wasser könne je nach Deutung Leben, Tod, Reinigung, Erneuerung oder auch anderes symbolisieren. Von beiden Parteien wurde aber die Meinung vertreten, dass es Symbole gebe, die in verschiedenen Kulturen vorkämen und auch gleich oder ähnlich gedeutet würden und auch die, dass Naturphänomene, geometrische Formen, Farben und anderes Wirkungen auf die menschliche Psyche haben und eben auf verschiedene Menschen auch ähnlich wirken könnten, unabhängig von der Kultur. Diese Wirkungen hätten eine Ursache im Phänomen selber, eine andere aber in der Natur der Menschen und auch in unterschiedlichen kulturellen Sensibilisierungen. Wir waren auch einig darüber, dass Symbole selten eindeutige Signale seien, sondern Mehrdeutigkeit in sich hätten und auch darin, dass man durch die Verwendung von Symbolen, in der Absicht damit eine bestimmte Wirkung zu erzielen, lügen könne. Die Bedeutung für die interreligiöse Verständigung blieb somit offen.
Für den nächsten Gesprächskreis wollen wir uns das Themenfeld Wandlung, Verwandlung, Umwandlung, Umkehr vornehmen. Es soll um Initiationsriten, spirituelle Veränderung, Weiterentwicklung, um Geist und Materie, und eventuell auch um die Wandlung gehen, die der Tod mit sich bringt.
*
I.1.c) RfP-Stand auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln 6.-10-6.2007
Wir werden auf dem Kirchentag einen Stand haben, nur weiß ich derzeit noch nicht genau, wann und wo. Ich werde noch rechtzeitig darauf aufmerksam machen.
Vgl. auch Punkt I.8.
**
I.2. Vortrag: Bekim Agai „Die Rolle des Islam in der laizistischen Türkei – Das Verhältnis von Staat und Religion im europäischen Kontext“ am 10.5.2007 in der Uni Bonn
zugeschickt von Haluk Yildiz:
Deutsch-Türkische Gesellschaft, Bonn,
Türkischer Akademiker Bund (TABB), Bonn,
Südosteuropa-Gesellschaft, Zweigstelle Köln/Bonn,
Dr. Bekim Agai
referiert zu dem aktuellen Thema
„Die Rolle des Islam in der laizistischen Türkei –
Das Verhältnis von Staat und Religion im europäischen Kontext“
Donnerstag, 10. Mai, 20.00 Uhr,
Universität zu Bonn, Hauptgebäude, Am Hof 1 – 5, Hörsaal VIII
(durch den Arkadenhof, dann die Treppe nach rechts oben)
Über den Laizismus in der Türkei und seine Zukunft wird gegenwärtig viel diskutiert. In dem Vortrag wird dargelegt, wie der türkische Laizismus entstand und wie er unter heutigen Bedingungen funktioniert. Entscheidend dabei ist, dass im Verlauf der Zeit der laizistische türkische Staat selbst zu einem wichtigen religiösen Akteur geworden ist. Entsprechend wird der Referent die staatliche Religionspolitik beleuchten und aufzeigen, welche Konsequenzen sie für den innerislamischen Pluralismus und die anderen Religionsgemeinschaften in der Türkei hat. Dabei geht es ihm nicht um eine Antwort auf die Frage, ob die Türkei laizistisch ist oder nicht. Vielmehr wird er die Funktionsweise des türkischen Laizismus detailliert darstellen.
Dr. Bekim Agai, Jahrgang 1974, studierte Islamwissenschaft, Geschichte und Psychologie in Bonn und Kairo, erwarb 1999 den M.A. in Islamwissenschaft an der Universität Bonn und promovierte 2003 an der Universität Bonn über das Bildungsnetzwerk des türkischen Predigers Fethullah Gülen. Dr. Agai wirkt seit dem SS 2003 als wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung für Islamwissenschaft am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte: Zeitgenössischer Islam in der Türkei und Westeuropa, Genese der Nationalstaaten im Nahen Osten, Genderforschung und Reiseberichte als Quelle der Kulturrezeption.
**
I.3. Vortrag: Raida Chbib. Wer repräsentiert den Islam in Deutschland? am 14.5.2007 in der Uni Bonn
zugeschickt via IHV-Bonn-Verteiler:
a Salaamu aleykum liebe Geschwister,Wer repräsentiert den Islam in Deutschland?Antworten zu dieser Frage, gibt die Schwester Raida Chbib. Sie ist Politikwissenschaftlerin und Mitarbeiterin am Forschungsprojekt zur religiösen Vielfalt in NRW, Doktorandin und Referentin für politische Bildung am Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V. in Köln, verfasst Artikel für die Islamische Zeitung und ist vielfältig aktiv. Wir freuen uns auf viele Teilnehmer und laden alle herzlich ein.Wann und Wo?
Am 14. Maium 19.00 Uhrim Hauptgebäude, Hörsaal 17Viel Salam,
eure IHV
*
I.4. Vortragsreihe Homosexualität in den Weltreligionen 10.5.-28.6.2006 in der Uni Köln
von Berit Völzmann AstA Uni Köln:
berit.voelzmann@web.de
I.4.a) Vortrag I: Homosexualität im Hinduismus (und/oder Buddhismus)
Referentin: Céline Grünhagen
10.05.2007
19:30 Uhr
Hörsaal 7a (Universität zu Köln)
I.4.b) Vortrag II: Homosexualität im Christentum
Referent: Reinhold Weicker
24.05.2007
19:30 Uhr
Hörsaal 7a (Universität zu Köln)
I.4.c) Vortrag III: Homosexualität im Judentum
Referent: Hartmut Bomhoff
14.06.2007
19:30 Uhr
Hörsaal 7a (Universität zu Köln)
I.4.d) Vortrag IV: Homosexualität im Islam
Referent: Andreas Ismail Mohr
28.06.2007
19:30 Uhr
Hörsaal 7a (Universität zu Köln)
**
I.5. Ringvorlesung: Religion und Rationalität 16.4.-9.7.2007 an der Uni Bonn
Ich hatte schon im interrel. Rundbreif Nr. 125 – 3. Nachtrag darauf hingewiesen aber es kam noch ein Termin hinzu, nämlich der am 9.7.
Barbara Tonn schickte mir noch mal das vollständige Programm zu:
(Ich nummeriere hier noch noch mal die noch zukünftigen Termine durch. Zu den vergangenen habe ich unter II. ein paar Gedanken formuliert.)
Sommersemester 2007
Montags 16:00-18:00 Uhr
HS 7, Hauptgebäude Universität Bonn
Zentrum für Religion und Gesellschaft • Barbara Tonn, Geschäftsführerin • Am Hof 1,
53113 Bonn • Tel.: 0228 – 73-4256 • Fax: 0228 – 73-7649 • info@zerg.uni-bonn.de
16. April Prof. Dr. Michael Schulz, Ist Joseph Ratzingers Glaube an
die Vernunft vernünftig? – Zu Papst Benedikt XVI.
Programm eines interkulturellen Dialogs
23. April Prof. Dr. Michael Meyer-Blanck, Die Vernunft des
Glaubens und der Glaube der Vernunft – eine
protestantische Lektüre der 'Regensburger Vorlesung' von
Papst Benedikt XVI.
Fr, 4. Mai (16:15) Prof. Dr. Dr. Manfred Hutter, Sichtweisen einiger
neuerer Religionen zur Vereinbarkeit von Wissenschaft
und Religion
Fr, 4. Mai (17:15) Prof. Dr. Rainer Anselm (Zürich), Fides quaerens
intellectum: Die Bedeutung der Theologie für den
christlichen Glauben und das christliche Leben.
Anschließend Diskussion (bis 18:45 Uhr)
7. Mai Prof. Dr. Volker Ladenthin, Religion und Bildung
I.5.a) 14. Mai Prof. Dr. Albert Gerhards, Logike latreia – oblatio
rationabilis: Wie vernünftig ist der Gottesdienst der
biblischen Religionen?
I.5.b) 21. Mai Prof. Dr. Harald Suermann, Die Bedeutung der Ratio im
christlich-islamischen Dialog zu Beginn der Abbasiden-
Zeit (750-900)
I.5.c) 4. Juni Prof. Dr. Konrad Stock, Religion und Identität. Gedanken
zu einer philosophischen Theologie
I.5.d) 11. Juni Prof. Dr. Konrad Klaus, Glaube und Vernunft in der
Dogmatik des Theravada-Buddhismus
I.5.e) 18. Juni PD Dr. Ulrich Volp, „Sie wollen den Strahl der Erkenntnis
vor den Weisen verbergen“ – Antike Kritik an der
Irrationalität des Christentums
I.5.f) 25. Juni Prof. Dr. Mathias Schmoeckel, Erkenntnis durch ratio und
conscientia: Die Bedeutung von Melanchthons
Naturrechtslehre für das moderne Recht
I.5.g) 2. Juli Prof. Dr. Werner Gephart, Rationalitätsglaube als
okzidentaler Mythos
I.5.h) 9. Juli Prof. Wessam Farag (Kairo, KAAD-Stipendiat): Pope
Benedictus XVI and the Byzantine Quotation: An attempt
at crossing the divide
Kontakt:
Barbara Tonn
Geschäftsführerin
Zentrum für Religion und Gesellschaft
Universität Bonn
Am Hof 1
53113 Bonn
Germany
Tel.: 0049 - (0)228 - 73 - 4265
Fax: 0049 - (0)228 - 73 - 7649
Email: tonn@zerg.uni-bonn.de
Internet: www.zerg.uni-bonn.de
**
I.6. Fortbildung der Deutschen Buddhistischen Union: Gewalt, Krieg, Frieden am 18.-19.5.2007 im Waldhaus am Laacher See
zugeschickt von Yesche Udo Regel:
DBU-Fortbildung
Modul:
„Gewalt, Krieg, Frieden“
mit Dr. Paul Köppler und Yesche U. Regel
19. und 20. Mai 2007 im Waldhaus am Laacher See
Dieses Wochenende soll uns durch Vorträge, Gespräche und meditative Übungen
dazu befähigen, die Samen von Ablehnung und Gewalt in uns zu erkennen
und zu transformieren. Außerdem lernen wir geschickte Mittel kennen, die
uns im Umgang mit unseren Mitmenschen Wege zu mehr Frieden und Harmonie
öffnen.
Die Überwindung von Gewalt und ihren Ursachen ist eines der wichtigsten Anliegen der Menschheit, insbesondere in der heutigen Zeit.
Anreise: Freitag, 18. Mai abends oder Samstag früh bis 9.00 Uhr
Samstag, 19.5.2007
für bereits Angereiste:
7:00 Uhr Morgen-Meditation „Friedvolles Ruhen (Calm Abiding)“
8:00 Uhr Frühstück und evtl. danach „achtsame Mithilfe“
9:00 Uhr Begrüßung und offizieller Kursbeginn
9:30 Uhr Beitrag Paul Köppler
„ Die täglichen Kämpfe zwischen Nachgeben oder Durchsetzen “
11:00 Uhr Pause
11:30 Uhr Beitrag Yesche U. Regel
„Die Ursachen von Gewalt und Krieg aus Sicht des Buddhismus“
bis 12:45 Uhr
13:00 Mittagessen
Pause
14:30 Uhr Achtsames Rundgespräch (Methode wird als friedvolle Kommunikationsform erklärt) - Teilnehmer sprechen über Erfahrungen mit dem Thema und ihre Fragen
16:00 Uhr Teepause
16:30 Uhr geleitete Meditation Yesche U. Regel
„Die Samen des Bösen in sich erblicken“
17:30 Uhr geleitete Meditation Paul Köppler
„ Ärger umarmen, Liebe entfalten “
18:30 Uhr Abendessen
20:00 Uhr Abendbeiträge von Paul Köppler und Yesche U. Regel
„Beispiele für gewaltsame Auseinandersetzungen im Buddhismus
und frieden-stiftende Initiativen in Vergangenheit und Gegenwart“
Sonntag, 20.5.2007
7:00 Uhr Meditation „Umgang mit Ärger und Wut“
8:00 Uhr Frühstück
8:45 Uhr Achtsame Mithilfe
10:00 Uhr Beitrag Yesche U. Regel
„Gewalt im Inneren durch Achtsamkeit und geeignete Methoden beenden“
11:15 Uhr Pause
11:30 Uhr Beitrag Paul Köppler
„Wege zum Frieden -praktische Umsetzung der Lehren des Buddha “
bis 12:45 Uhr
13.00 Uhr Mittagessen
14:30 Uhr Achtsames Abschlussgespräch (mit Erläuterung der Gesprächsmethode)
über die Erfahrungen und Erkenntnisse des Wochenendes
16:00 Uhr Ende
Buch-Referenzen und -Empfehlungen:
Paul Köppler: So spricht Buddha.
Bücher des Dalai Lama: Das Buch der Menschlichkeit
Frieden im Herzen und in der Welt
Das Herz aller Religionen ist eins
Frieden lernen u.v.a.
Bücher von Thich Nhat Hanh: Nenne mich bei meinen wahren Namen (Gedichte)
Innerer Frieden – Äußerer Frieden
Die fünf Pfeiler der Weisheit
Versöhnung beginnt im Herzen
- Einander zuhören und Feindschaft überwinden u.v.a.
Sister Chan Khong: Aus Liebe zu allen Wesen
Stephen Batchelor: Mit dem Bösen leben
- Warum wir das Gute wollen und immer wieder das Böse tun.
Godwin Samararatne: Lebendig durch Achtsamkeit
S. und R. Weissman: Mitfühlendes Verständnis.
Brian Victoria: Zen, Nationalismus und Krieg
Michael von Brück: Religion und Politik im Tibetischen Buddhismus
Claude Anshin Thomas: Frieden leben – Krieg beenden
- Ein Soldat überwindet Hass und Gewalt
Die Dozenten
Dr. Paul Köppler praktiziert und studiert buddhistische Meditation seit 1975. Er übte sowohl im Theravada (mit Denison, Godwin, Titmuss), in Burma und Sri Lanka, als auch im Zen (Sasaki Roshi, Seung Sahn, Thich Nhat Hanh). Er gründete und leitet das Waldhaus am Laacher See und das Siddharta Haus in Bonn und ist in Körperarbeit und spirituellen Therapien ausgebildet. Seit einigen Jahren intensive Beschäftigung mit den Reden des Buddha und ihrer Übertragung in eine verständliche Sprache (Bücher: „Auf den Spuren des Buddha“ und „So spricht Buddha“, Barth-Verlag)
Yesche U. Regel begegnete dem Buddhismus 1977 und wurde Schüler tibetischer Lamas. Er war Mitbegründer des Kamalashila Institutes und des Retreat-Zentrums in Halscheid, wo er auch eine Drei-Jahres-Klausur absolvierte. Von 1980-1997 ordinierter Mönch ist er seitdem als freiberuflicher Dozent für buddhistische Meditationen und Studien im ganzen deutschen Sprachraum tätig. Er ist Mitglied des Intersein-Ordens, schreibt regelmäßig in buddhistischen Zeitschriften und leitet das Paramita-Projekt in Bonn.
*
I.7. 19. Christlich-Muslimische Tagung an Pfingsten 2007 in Iserlohn
zugeschickt von Karimah Stauch und noch mal von Hans-Jörg Biener:
Die 19. Christlich-Muslimische Tagung an Pfingsten findet dieses Jahr
in Iserlohn in Haus Ortlohn statt. Sie wird in Zusammenarbeit zwischen
der DMLBonn, dem Bendorfer Forum e.V. und dem Institut für Kirche und
Gesellschaft (Iserlohn) durchgeführt. Die Tagung ist Teil der deutschen
Strategie zum "Europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle 2007".
Das Programm hängt an. (Das Ganze in Druckform ist auf dem Flyer des
Instituts für Kirche und Gesellschaft, Iserlohn,
www.kircheundgesellschaft.de/akademie/index.htm) Es bietet Vorträge zum
Thema "Vielfalt und Chancengleichheit", religiöse und spirituelle
Elemente, kreative Einheiten sowie Zeit für Entspannung, Erholung und
Zusammensein. Auch dieses Jahr werden wieder Kinder dabei sein, die ihr
eigenes Programm haben.
Es gab dieses Jahr viel Hin und Her (kurzfristige Mittelkürzungen, neues
Tagungs-Haus), und daher sind es noch nicht so viele Anmeldungen wie
sonst. Anmeldungen gehen an Frau Viola Schwarzrock:
v.schwarzrock@kircheundgesellschaft.de (oder per Post: Institut fuer
Kirche und Gesellschaft der EKvW, z.Hd. Viola Schwarzrock, Berliner
Platz 12, 58638 Iserlohn).
Tagungsnummer: TG 57-070241 (Haus Ortlohn), bitte bei Anmeldung Namen,
Anschrift, Telefon, E-Mail, Religionszugehörigkeit, Zimmerwunsche und
ggf. Alter der Kinder
angeben.
Anmeldungen gehen an Frau Viola Schwarzrock: v.schwarzrock@kircheundgesellschaft.de (oder per Post: Institut fuer Kirche und Gesellschaft der EKvW, z.Hd. Viola Schwarzrock, Berliner Platz 12, 58638 Iserlohn). Tagungsnummer: TG 57-070241 (Haus Ortlohn), bitte bei Anmeldung Namen, Anschrift, Telefon, E-Mail, Religionszugehoerigkeit, Zimmerwunsche und ggf. Alter der Kinder angeben.
Karimah Stauch
Stellv. Vorsitzende DMLBonn
Mitglied im Planungsteam
(Programm siehe Anhang)
**
I.8. 31. Deutscher Evangelischer Kirchentag am 6.-10.6.207 in Köln
Ich habe mich mit dem Programm noch nicht eingehend beschäftigen können, aber im Anhang finden sie ein Teilprogramm zum christlich-islamischen Dialog, das mir Winfried Semmerl-Koddenbrock zuschickte und ansonsten finden Sie alles unter http://www.kirchentag.net/ .
Über unseren Stand von Religions for Peace werde ich Sie noch rechtzeitig informieren
**
I.9. Tagung Das Friedenpotential von Religion am 6.-7.7.2007 in der Uni Mainz
aufmerksam gemacht darauf von Klaus Stosch:
06. - 07. Juli 2007
Das Friedenpotential von Religion
Uhrzeit: am 06.07. ab 14.00 Uhr; am 07.07. voraussichtl. bis 18.00 Uhr Ort: Institut für Europäische Geschichte, Alte Universitätsstraße 19, 55116 Mainz Veranstalter: Seminar für Systematische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät (PD Dr. Christiane Tietz), in Zusammenarbeit mit dem Institut für Europäische Geschichte Mainz, Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte (Prof. Dr. Irene Dingel).
In den letzten Jahren hat sich das öffentliche und wissenschaftliche Interesse am Gewalt- und Konfliktpotential von Religion verdichtet. Dass Religion auch friedensfördernd zu sein vermag, wird deutlich weniger in den Blick genommen. Die Forschungstagung widmet sich diesem vernachlässigten Aspekt aus der Perspektive verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen (Geschichts-, Politik-, Religionswissenschaft und Theologie). Damit dies nicht in naiver Weise geschieht, wird die Realisierbarkeit des religiösen Friedenspotentials anhand der gewaltfördernden Elemente von Religion überprüft.
Ausführliches Programm unter www.ev.theologie.uni-mainz.de und www.ieg-mainz.de.
http://www.geist.uni-mainz.de/163.php
***
II. Ein paar Gedanken
(geschrieben 20.4.-9.5.2007)
Zunächst noch mal die beiden Zitate von oben mit Quellenangabe:
So modisch es geworden ist, den interreligiösen, ja selbst den interkulturellen Dialog zu belächeln und für irrelevant zu erklären, so hat er doch Sinn – wenn man weiß, was man mit ihm erreichen will.
Gudrun Krämer, Der Islam und der Westen, in: Spiegel special Nr. 9/2006 Weltmacht Religion, S. 74.
Ich sehe Vermittlung und Beratung als wichtige Betätigungsfelder dieser so gefaßten angewandten Religionswissenschaft. Diese darf nicht abstrakt gedacht werden, sondern ist immer an die Person des Vermittlers und seiner Gesprächspartner gebunden.
Robert Kötter, Eine Shinto-Schiffstaufe, in: Oliver Krüger (Hg.), Nicht alle Wege führen nach Rom, S. 161.
Gudrun Krämer schreibt es ganz richtig: Man muss wissen, was man mit dem interreligiösen Dialog erreichen will, wenn er sinnvoll sein soll. Daran hapert es bisweilen, nicht jeder will damit das selbe erreichen und nicht immer wird offen gelegt, was man denn damit erreichen will. Man sollte sich also zunächst selber darüber klar werden, was man selber erreichen will, dann sollte man das seinen Dialogpartnern mitteilen und sie dann ebenfalls darum bitten, ihre Erwartungen offen darzulegen.
In dem Dialog zwischen den islamischen Verbänden, die sich kürzlich zu einem Koordinierungsrat zusammen geschlossen haben einer- und den Vertretern der deutschen Politik andererseits ist es soweit klar, dass erstere eine Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechtes erreichen wollen und zweitere sich diesbezüglich immer wieder herausreden, bis zu dem Argument, mit dem islamischen Religionsunterricht könne es nichts werden, weil sie ja keine KdöR seien. Der Hauptmann von Köpenick lässt mal wieder grüßen. Aber einige Argumente sind schon richtig: Der Rat der Muslime vertrete nicht alle ca. 3 Millionen Menschen muslimischer Herkunft in der Bundesrepublik Deutschland. Das hat ja auch schon der Rat der Ex-Muslime klar gestellt. Und wenn es nun nur 20% davon sind, also ca. 600 000, reicht das dann für eine Anerkennung nicht aus? Wenn doch, dürften dann nur die zu diesen 600 000 Muslim(inn)en gehörenden Kinder den dann angebotenen Religionsunterricht besuchen, oder auch andere? Dann allerdings das Argument, der Rat der Muslime solle zuerst demokratische Strukturen einführen, klingt sehr schön. Aber warum sollte man das nur vom Rat der Muslime verlangen und nicht etwa auch von der Römisch-Katholischen Kirche oder von den Zeugen Jehovas? Gleiches gilt von dem Argument, eine KdöR dürfe nicht vom Ausland aus gesteuert werden. Ja gut, der jetzige römisch-katholische Papst ist deutscher Staatsbürger, der vorherige war polnischer, der Vatikan hingegen ist ein eigener Staat, also Ausland, und die Leitung der Zeugen Jehovas sitzt in den USA, die der Griechisch-Orthodoxen Kirche in ... ja, raten Sie mal! Die Deutsche Buddhistische Union übrigens erfüllt alle diese Kriterien und ist trotzdem keine KdöR. Nicht genug Mitglieder heißt es, und noch nicht lange genug in Deutschland. Nun ja, es sind erst 52 Jahre, nein nicht seit Schopenhauer, dem ersten deutschen Buddhisten ehrenhalber, sondern seit Gründung der DBU. Also nur Geduld, liebe muslimische Mitbürger!
Aber ja, das Argument, man solle im Dialog nur für die Menschen sprechen, die einem dazu ein Mandat gegeben haben. Das wird nicht selten vernachlässigt, sei es aus machtpolitischem Kalkül, sei es aus der naiven Annahme heraus, die eigene Interpretation der eigenen Religion repräsentiere tatsächlich DAS Christentum, DEN Islam, DEN Buddhismus und so weiter. Der Interreligiöse Runde Tisch Köln-Mülheim stolperte am 9. März auch in diese Falle, als er ein christlich-islamisch-sikh-buddhistisches Podiumsgespräch zum Thema Gebet und Meditation veranstaltete. Meines Erachtens sehr authentisch erklärten die Referent(inn)en, wie sie es persönlich mit dem Gebet oder der Meditation halten, betonten nur eben nicht ausdrücklich genug, dass es sich um ihre persönlichen oder zumindest schul- oder konfessionsspezifische Sichtweise auf das Thema handelte. Dass ein Vertreter der Jama’at-un Nur keinen Dhikr und ein Vertreter der Soka Gakkai keine Vipassana-Meditation praktiziert und daher auch kaum darüber sprechen wird, ist mir bekannt, aber die meisten Besucher der Veranstaltung dachten, sie würden jetzt DIE muslimische und DIE buddhistische Sichtweise erklärt bekommen, und nicht nur eine unter vielen möglichen. Aber wie gesagt, es war authentisch, und was dieser Interreligiöse Runde Tisch an Dialogarbeit in seinem Stadtteil leistet, kann nicht löblich genug veranschlagt werden. Da saßen ein freikirchlich-christlicher Pastor und ein Soka-Gakkai-Buddhist, ein sunnitischer Muslim und ein Sikh friedlich beisammen und tauschten sich allem Anschein nach freundschaftlich über ihren jeweiligen Glauben aus und arbeiten so intensiv an der Integration ihrer Gemeinschaften in ihrem Veedel. Hochachtung vor Peter Száva und den anderen Mitgliedern des Runden Tisches! Dass dann ein Muslim aus dem Publikum nach drei christlichen Versuchen, die Dreieinigkeit zu erklären, aus dem Koran die Passage zitiert, nach der Gott weder gezeugt wurde noch gezeugt hat, ja, das lassen wir mal so stehen. Dialog braucht Zeit. Und die muss genutzt werden.
Eines der Hauptziele vieler Dialogpraktizierenden ist der Frieden zwischen den Religionen, den Völkern, den Staaten, letztlich natürlich der Menschen. Der Arbeitskreis Christen und Muslime im Bonner Norden, das Evangelische Forum Bonn, das Katholische Bildungswerk Bonn und die Erwachsenenbildung des Evangelischen Kirchenkreises an Rhein und Sieg luden am 13.3. Bekir Alboğa und am 28.3. Jürgen Werbick ein, die Frage „Wer oder was zähmt Religion?“ aus muslimischer bzw. christlicher Sich zu beantworten. Alboğa ist Beauftragter für den interreligiösen Dialog bei der DITIB, Werbick römisch-katholischer Theologieprofessor an der Uni Münster.
Sehr kritisch und differenziert sagte Alboğa, man könne mit dem Koran Pazifismus und Kampferlaubnis begründen. Viel zu wenige Muslime verstünden sich in der Hermeneutik, den Koran auszulegen und nähmen ihn kurzerhand wörtlich. Zudem heize das Gefühl, die eigene Identität verteidigen zu müssen, oft die Gewaltbereitschaft an, wozu dann politische und wirtschaftliche Interessen hinzu träten. Dann würden Offenbarungen Gottes, die für eine bestimmte Situation zur Zeit des Propheten Muhammad erlassen worden seien, kurzerhand auf die heutige Zeit übertragen und instrumentalisiert. Aufgabe der Muslime sei es, für die Gerechtigkeit einzutreten und zwar auf friedlichem Wege. Dabei sprach er auch den Religionswissenschaftlern eine Aufgabe zu, nämlich die der kritischen und sachlichen Information und Darstellung. Religionsvertreter – und da nahm er sich nicht aus – neigten dazu, die eigene Position zu rosafarben darzustellen.
Werbick ging zunächst auf David Hume, Martin Walser und Jan Assmann ein, die generell den monotheistischen Religionen ein größeres Gewaltpotential zusprachen, da in ihnen der eine Gott absolute Gefolgschaft verlange und eifersüchtig davor warne, sich anderen Kulten hinzugeben. Das sei aber so zu einseitig gedacht. Viel mehr müsse man darauf achten, ob eine Religion eher den Staus quo aufrecht erhalten wolle oder die Notwendigkeit einer Veränderung postuliere. Letztere würden eher von unzufriedenen Menschen geglaubt, und diese seien auch konfliktbereiter. Das betreffe das Christentum in hohem Maße, und da müssten Christen sehr aufpassen, sich in ihrem Wunsch nach Veränderung der Welt nicht selbstherrlich zum Sachwalter Gottes zu erklären. Aber auch der Drang zur Bewahrung des Staus quo sei im Christentum, besonders im bürgerlichen anzutreffen. Konflikte zwischen beiden Seiten seien besonders in Südamerika zu beobachten.
Im Domforum in Köln trafen sich am 13.2. und am 17.4. Werner Höbsch vom Referat für den Interreligiösen Dialog (REFIDI) des römisch-katholischen Erzbistums Köln und Werner Heidenreich vom Rat der Deutschen Buddhistischen Union und StadtRaum Köln zu einem Gespräch über das christliche und buddhistische Menschenbild und über die Frage, „Wer ist Gott im Christentum und im Buddhismus?“ Letzt genanntes Gespräch gipfelte nach Vergleichen der christlichen personalen Gottesvorstellung mit der mahayana-buddhistischen Vorstellung von den drei Körpern des Buddha meines Erachtens im Vergleich zwischen der buddhistischen Anschauung, dass alles mit allem verbunden sei, was der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh mit dem Begriff „Intersein“ bezeichne, und dem christlichen Modell von der Dreieinigkeit Gottes, welches dafür stehe, dass Gott in sich Beziehung sei. Bei allen ansonsten unterschiedlichen Modellen von Mensch und Absolutem kann man von diesem Vergleich ausgehend gemeinsame ethische Postulate ableiten. Im Herbst wollen sie ihren Dialog fortsetzen.
Auch im Domforum sprach am 1.3. Karl-Josef Kuschel, röm.-kath. Professor in Tübingen und Mitarbeiter der Stiftung Weltethos über das interreligiös-vernetzte Denken am Beispiel einer koranischen Grundlage für den Trialog zwischen Juden, Christen und Muslimen. Er plädierte für eine Identitätsfindung nicht durch Betonung der Unterschiede und durch Abgrenzung, sondern durch ein vernetztes Denken. Dieses frage zum Beispiel nach der Bedeutung des Gottesglaubens in anderen Religionen für den je eigenen Glauben. So könnten sich auch Juden und Christen neu ihres Mensch- und Geschöpfseins besinnen, wenn sie die entsprechenden Stellen des Korans dazu läsen und umgekehrt, oder auch, wenn man den koranischen Begriff des Menschen als Statthalter Gottes mit dem biblischen der Gottesebenbildlichkeit des Menschen in Beziehung setze. Es gebe da kein wahrer oder unwahrer in den Vorstellungen, sondern unterschiedliche Fokussierungen auf die eine Wahrheit. Kuschel lehnte es aber ab, seine Theologie eine pluralistische zu nennen, da er meinte, in der pluralistischen Religionstheologie gäbe es nur Pluralismus aber eben nicht die Vorstellung einer gemeinsamen Wahrheit. Bei allem Respekt unterstelle ich ihm in diesem Punkt, die pluralistische Religionstheologie nicht ganz verstanden zu haben, sofern es ihm nicht nur darum ging, sich aus kirchenpolitischen Gründen davon zu distanzieren.
Am 17. und 18.3. fand in der Bonner Uni das IV. Bonner Said Nursi Symposion statt, veranstaltet von der islamischen Gemeinschaft Jama’at-un Nur, dieses mal unter Mitwirkung von Prof. Dr. Hans-Jürgen Findeis von der röm.-kath. theol. Fakultät. Über die ersten drei seit 1999 habe ich jeweils ausführlich berichtet (wo, müsste ich heraus suchen), einen zeitlichen Luxus, den ich mir jetzt erspare, zumal ich nur am 17.3. dabei war. Das Tagungsthema war „Das Bild vom Menschen“. Wieder wurden neben Said Nursi Dietrich Bonhoeffer und Alfred Delp thematisiert, außer dem auch Leo Beck, und die große Stoßrichtung schien mir die zu sein, den Menschen in erster Linie als Geschöpf Gottes zu sehen, das seinem Schöpfer gegenüber verantwortlich sei und gleichzeitig nicht zum verfügbaren Objekt durch andere Menschen gemacht werden dürfe. Ganz klar fanden die Referentinnen und Referenten aus Theologie, Religionswissenschaft und anderen Fächern (vgl. Interrel. Rb. Nr. 125 – 1. Nachtrag, Punkt 3.) sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen Judentum, Christentum und Islam. Ich kann mich indes des Eindrucks nicht erwehren, dass sich einige islamische Vertreter immer noch schwer tun damit, nicht-monotheistische Ansätze nicht gleich zu verurteilen. So zitierte Hasan Hatipoglu aus Istanbul Passagen von Said Nursi, worin dieser die Leugnung Gottes und die Beigesellung anderer Gottheiten als Verbrechen gegen die Schöpfung verurteilte. Ein einfaches Mitglied der Jama’at-un Nur ging in einem Pausengespräch noch weiter, indem er mir zu erklären versuchte, die Bibeln des Moses, des David und Jesu seien in ihrer Gültigkeit durch den Koran aufgehoben, so wie die Verfassungen des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und Hitler-Deutschlands durch das heutige Grundgesetzt aufgehoben seien. Schade dass solche Äußerungen vom Rednerpult oder beim Tee in der Pause den Glanz der ansonsten lobenswerten Dialogbemühungen der Jama’at-un Nur trüben. Aber ja, auch bei Veranstaltungen im Domforum hört man bisweilen dermaßen exklusivistische Äußerungen aus dem Publikum, wie die, dass ein Muslim doch entweder der Scharia oder dem Grundgesetzt treu sein könne. Es gibt noch viel zu tun!
Am 18.3. nahm ich in der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit (EMFA) in Bonn an einem Toledospiel teil, durch das die evangelische Pastorin Dorothee Schaper und die buddhistische Ethnologin Antje Schwarze führte. Es ging dabei darum, sich in verschiedene jüdische, christliche und muslimisch Rollen von Bewohnern Toledos im 13. Jahrhundert hinein zu versetzen und durch einen Brandanschlag auf die Moschee und den Mord an einem Christen entstandene Konflikte zu lösen. Ich erhielt dabei per Los die Rolle des jüdischen Arztes Schlomo Ibn ... (weiß nicht mehr) zugewiesen, eine Rolle, die mir sehr zusagte, da ich als Arzt ungehindert in allen drei Gemeinden verkehren konnte. Interessant bei solchen Rollenspielen sind immer die entstehenden Gruppendynamiken und aufkommende Sympathien und Antipathien mit dem Rollen, die sich auf die Rollenträger übertragen. Wer aufpasst, kann dabei viel über sich selbst lernen.
Noch im Gange ist die Ringvorlesung „Religion und Rationalität“ der Zentrums für Religion und Gesellschaft (ZERG) der Uni Bonn unter der Federführung des Dekanats der evangelisch-theologischen Fakultät, die über das Sommersemester in der Regel montags um 16 Uhr im Hörsaal VII. stattfindet (vgl. Punkt I.5.). Motiviert wurden die Veranstalter durch die viel diskutierte Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt XVI. am 12.12.2006. Michael Schulz, röm.-kath. Dogmatikprofessor der Uni Bonn startete am 16.4. den Reigen mit der Frage, ob Josef Ratzingers Glaube an die Vernunft vernünftig sei und erklärte, dass Josef Ratzinger, also Benedikt XVI, ein Primat des Logos in der Philosophie fordere. Der Mensch finde sich im Leben als sich selbst geschenktes Subjekt wieder, das noch vor allem Nachdenken mit sich selbst vertraut sei. Der Mensch existiere nicht, weil er denke (Descartes), sondern weil er gedacht worden sei. Also existiere eine Vernunft unabhängig vom menschlichen Denken, während das menschliche Denken nur in geschichtlichen Zusammenhängen existieren könne. Michael Meyer-Blanck, evang. Theologieprofessor an der Uni Bonn, stellte am 23.4. eine protestantische Lesart der Regensburger Vorlesung vor und betonte die Übereinstimmung mit dem Papst in der Ablehnung der Annahme, dass nur die positivistische Vernunft universal sei. Meyer-Blanck wiedersprach aber dem Papst darin, dass die protestantische Theologie eine Enthellenisierung des Christentums fordere, denn Martin Luther habe nur eine Entromanisierung gefordert, und darin, dass es der protestantische Theologie um eine historischen Jesus unabhängig vom Christus des Glaubens gehe, denn Luther sei es immer um die Freilegung der Schrift gegangen, damit diese soteriologisch wirken könne. Manfred Hutter, Professor für Religionswissenschaft an der Uni Bonn, gab am 4.5. einen Überblick über die Bedeutung von Wissenschaft und Religion bei den Bahá’í, bei der Transzendentalen Meditation (TM) und bei der Soka Gakkai. Die Bahá’í hätten anfänglich der Wissenschaft noch sehr reserviert gegenüber gestanden, pflegten heute aber eine sehr intensive wissenschaftliche Bildung der Jugend, wobei sie Wissenschaft aber immer zweckorientiert und den religiösen Zielen dienend sähen. Bei der TM werde postuliert, man solle die bislang unvollkommenen Wissenschaften durch die Methode der transzendentalen Meditation vervollkommnen. Der Soka Gakkai gehe es darum die dem Menschen innewohnenden Weisheit zu realisieren, wozu auch die Wissenschaften beitragen sollten. So stehe in allen drei neuen religiösen Gemeinschaften die Wissenschaft letztlich im Dienste der Religion. Direkt anschließend sprach Reiner Anselm vom Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik der Uni Zürich über die Bedeutung der theologischen Reflexion für den christlichen Glauben und das christliche Leben. Dabei betonte er, dass Theologie keinen Glauben hervorbringen könne, sondern diesem immer nachfolge, dass sie aber notwendig sei, da zum Beispiel biblische Normen nie einfach so allgemeingültig auf unsere heutigen Lebenssituationen übertragbar seien, sondern immer reflektierend interpretiert werden müssten, um auf diese Weise eine Orientierung gebende Tradition zu schaffen. In der bislang letzten Vorlesung sprach Volker Ladenthin, Pädagogikprofessor an der Uni Bonn, am 7.5. über Religion und Bildung, wobei er erklärte, dass Bildung in sich ein religiöses Postulat sei, da das Wort aus der christlichen Mystik des 14. Jahrhunderts stamme, wonach es bei Bildung darum gehe, den Menschen in der Erziehung Gott, dessen Ebenbild er ja sie, nachzubilden. Davon ausgehend postulierte Ladenthin eine Pädagogik, die den Menschen als von Gott geschaffenes und gewolltes Subjekt bilde und ihn nicht nur zweckorientiert auf eine bestimmte berufliche Tätigkeit hin ausbilde.
Am 5. und 6.5. hatte ich von der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) den Auftrag, im Rahmen eines Frühlingsfestes mit dem Thema „Weltreligionen“ je einen Vortrag über Buddhismus und über Hans Küngs Projekt Weltethos zu halten. Hinduismus, Judentum und Islam wurden von anderen Referenten und einer Referentin vorgestellt. Das ist immer eine besondere Herausforderung, akademisches Wissen Menschen näher zu bringen, die beruflich in der Praxis des interkulturellen Dialoges stehen und in diesem Rahmen Probleme lösen müssen. Das darf nicht zu theoretisch, muss aber gut fundiert sein. Eigene Erfahrungen im interreligiösen Dialog und vor allem im zwischenmenschlichen Bereich, sei es hier in der Region, sei es auf Reisen, sind dazu nicht weniger notwendig als das, was man in der Uni oder zu Hause aus Büchern lernt. Ich denke dabei auch an das Zitat von Robert Kötter oben. Es hat mir jedenfalls wieder viel Freude bereitet, zumal es sich um ein Publikum aus sehr offenen und konstruktiv-kritisch denkenden Menschen handelte.
Soweit mein kurzer Überblick über besuchte Veranstaltungen seit dem letzten interrel. Rundbrief, nebst einigen wertend kommentierenden Gedanken dazu. Ich konnte dabei nicht allem gerecht werden, Beschwerden sind willkommen.
Ach ja: So manchem wird wohl der Gedanke kommen, das ganze Gerede über Religion sei doch angesichts der globalen Probleme gar nicht so wichtig, die Klimakatastrophe in den Griff zu kriegen, sei ein naturwissenschaftliches, technisches und wirtschaftliches Problem, kein religiöses und kein geistes- oder kulturwissenschaftliches. Da bin ich anderer Meinung. Es ist in erster Linie ein Mentalitätsproblem. Maschinen, die CO2 ausstoßen, werden von Menschen bedient, die mit ihrem Handeln Ziele verfolgen, die wiederum Wertsetzungen im Hintergrund haben. Handlungen von Menschen wiederum setzen Rahmenbedingungen für das Handeln anderer Menschen. Die Katastrophe, in die wir hinein steuern, hat ihre Ursache im menschlichen Denken, in Wertsetzungen, natürlich auch in biologischen Trieben. Ohne Umdenken können wir das nicht in den Griff kriegen. Ohne ein gründliches Überdenken unserer Wertsetzungen, können wir die Fehler nicht korrigieren. Rein zweckrationales Denken hilft bis morgen, aber nicht bis übermorgen. Unsere Werte aber einfach zu setzen und in den erstbesten sich anbietenden sinnversprechenden Boden zu pflanzen und zu hoffen, dass die Wurzeln dann halten und auf Dauer Nahrung finden, ist auch nicht gangbar. Wichtig ist ein emotionales Vertrauen mit einem kritischen Intellekt zu verbinden. So gelangt man zu Weisheit. Dazu notwendig sind aber Rückzug in die Stille und Kommunikation mit anderen Menschen. Beides ist wichtig. Und dazu tragen gute Vorträge und Gesprächsrunden bei. Davon bin ich überzeugt.
MAS
***
III. Leserbrief
von Michael Ring:
Lieber Michael,
ich bin Mitglied in der Gesellschaft der Freunde Christlicher Mystik. Und von dieser Gesellschaft gibt es u.a. den untenstehenden Rundbrief, den ich Dir hiermit vorstellen möchte. Es könnte sein, dass er für Dich interessant ist – dann ist es gut. Andererseits ist es auch nicht schwer, ihn zu löschen.
Wie es gefällt.
Ich wünsche Dir schöne Ostertage
Michael
Liebe Freunde der christlichen Mystik,
Hier erreicht Sie wieder unser in unregelmäßigen Abständen erscheinende Online-Rundbrief, der in Ergänzung zum gedruckten Rundbrief unserer "Gesellschaft" vor allem Hinweise zur Mystik im Bereich des Internets enthält. Sie erhalten diesen Online-Rundbrief, weil Sie entweder Mitglied unserer "Gesellschaft" sind, oder weil Sie in der Vergangenheit einmal Interesse an unserer Arbeit geäußert haben.
Sollten Sie diesen Online-Rundbrief in Zukunft nicht mehr wünschen, reicht eine Antwort nur mit dem Betreff "Kein Online-Rundbrief".
Inhalt
1. Zur Jahrestagung "Die Gottesliebe der Sufis. Islamische und christliche Mystik im Gespräch"
2. Einige Hinweise auf Veranstaltungen zu Themen der Mystik
3. Neues im Internet
4. Weitere Hinweise
1. Zur Jahrestagung "Die Gottesliebe der Sufis. Islamische und christliche Mystik im Gespräch"
In diesem Frühjahr liegt in Erwartung der aktuellen Jahrestagung der Schwerpunkt auf unserem Gespräch mit der islamischen Mystik, dem sog. "Sufismus".
Die islamischen Dialogpartner werden sein: Shech Dr. h.c. Bashir A. Dutz u.a. Vorsitzender der Deutschen Muslimliga e.V. und Ismat Amiralai, Leiter des „Maulana Zentrum für Sufikultur e.V.” in Ludwigshafen. (der Link hierzu ist leider vorübergehend nicht verfügbar).
Nach einer eingehenden Beratung des Vorstandes durch den Islam-Experten P. Wilfried Dettling SJ und Herrn Ismat Amiralai haben wir uns entschlossen, uns der Mystik der Sufis nicht allein von der intellektuellen Seite zu anzunähern, sondern auch dem schöpferischen Ausdruck sufisch-mystischer Erfahrung Beachtung zu schenken. Von Herrn Ismat Amiralai werden uns daher anschaulich das "Rohrfötenspiel" (Ney) und den "Drehtanz"
vorstellen lassen. Am Abend des 2. Tages wird es auch Gelegenheit zu einer gemeinsamen interreligiösen Meditation des in der Form des "Dhikr" geben.
geben.
Auch wenn liebevolle Achtsamkeit die Grundlage des Gesprächs mit den Vertreten der islamischen Mystik sein soll, wollen wir diese nicht unkritisch führen. Daher haben wir unser Mitglied Prof. em. Dr. Josef Weismayer - heute Vorsitzender der "Arbeitsgemeinschaft Theologie der Spiritualität" und bekannt für seinen qualifiziertes Verständnis des Phänomens der "christlichen Mystik" - gebeten, eine auswertende Podiumsdiskussion mit Shech Dultz zu führen.
Wer sich vorab über die keineswegs unangefochtene Stellung des Sufitum in seinen Ursprungsländern informieren will, sie zudem auf folgenden Artikel über die Verhältnisse im Iran hingewiesen: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23675/1.html
2. Einige Hinweise auf Veranstaltungen zu Themen der Mystik
Unter anderem dem Dialog mit dem Islam verpflichtet weiß sich die spirituelle Bildungsarbeit der Akademie St. Paul, welche unter der Leitung unseres Mitglieds DDr. Paul Imfof steht. Auf das neue Kursprogramm dieser Akademie, die sich als Netzwerk einiger deutschlandweiter Initiativen versteht, möchten wir Sie aufmerksam machen.
Ein weiterer Hinweis gilt dem neuen Kursangebot unseres Mitglieds Diakon Diether Wegener, insbesondere die Kontemplation in der Form des Herzensgebetes mit Texten von Niklaus von der Flüe, Landhaus am Heinberg, Warburg-Germete vom 30.11. bis zum 02.12.07
Hinweisen wollen wir Sie ebenso auf die Veranstaltungen der Guardini-Stiftung in Berlin, insbesondere auf die unseres Mitglieds Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann, Samstag, den 2. Juni von 14 Uhr bis 18 Uhr: Denken mit Meister Eckhardt. Lektüre einige seiner deutschen Predigten. Und: Rainer Maria Rilke aus der Sicht Heideggers und Guardinis. Mit vier Vorträgen und einer Rezitation von Gedichten Rilkes. Termin: Samstag, 30. Juni von 10 bis 18 Uhr. Ort in beiden Fällen: Guardini- Stiftung am Askanischen Platz 4, direkt am S-Bahnhof Anhalter Bahnhof
Weiter Hinweise finden sie auf unserer Homepage unter: http:www.gfcm.de/aktuell.html
3. Neues im Internet
Unter dieser Rubrik möchten wir Sie hinweisen auf eine eigentlich schon ältere Initiative, die jedoch ein beachtliches Ausmaß gewonnen hat. Gemeint ist die Online-Veröffentlichung der bekannten Übersetzungsreihe Bibliothek der Kirchenväter (BKV) unter der Leitung von Dr. Gregor Emmenegger von der Universität Fribourg.
Gespräch zur Mystik wird in Deutschland seit langem durch die Zeitschrift "Geist und Leben". Unter P. Andreas Schönfeld SJ, derzeitiger Schriftleiter der Zeitschrift und neues Mitglied unserer Gesellschaft, wurde der Internetauftritt von "Geist und Leben" verbessert. Besonders möchte ich Sie dort auf die aufwendige Link-Sammlung hinweisen (weitere Hinweise zur Zeitschrift finden Sie in unserem aktuellen Rundbrief).
4. Weitere Hinweise
Ein neuer Stern am Himmel der mit Mystik und Spiritualität befassten Vereine und Stiftungen ist die Theophrastus-Stiftung, die sich neben der inhaltlichen Arbeit auch dem wichtigen Problem finanziellen Förderung der Mystikforschung annimmt und nach Möglichkeit auch noch in größerem Maße annehmen will. An dieser Stelle möchten wir Sie auf die jährliche Veranstaltung dieser Stiftung im Zusammenhang der Verleihung eines "Mystikpreises" hinweisen.
Die Weggemeinschaft „Via Cordis“, auf die wir schon früher hingewiesen haben, gibt seit geraumer Zeit eine Zeitschrift "Forum" zur Fragen der praktischen Spiritualität heraus. In der aktuellen Nummer schreibt u.a. unser Mitglied Kirchenrätin Anemone Eglin zum Thema: Spiritualität und forderndes Berufsleben - ein Widerspruch?
Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Zeit auf Ostern hin
und grüßen Sie herzlich!
Für den Vorstand
der Gesellschaft der Freunde christlicher Mystik e.V.
Marco A. Sorace
sorace@gfcm.de
PS: Sie helfen der Sache und unserem Verein, wenn Sie diesen Online-Rundbrief an Freunde und Bekannte weiterleiten. Vielen Dank!
**
IV. Literaturtipps
IV.1. Norbert Mönter (Hrsg.): Seelische Erkrankung, Religion und Sinndeutung
von Peter Antes via Yggdrasill-Liste:
Liebe Mitglieder der Liste,
hiermit darf ich auf eine Neuerscheinung aus dem Gebiet der Psychologie
hinweisen, die für alle die interessant sein dürfte, die sich mit
Religionspsychologie beschäftigen:
Norbert Mönter (Hrsg.): Seelische Erkrankung, Religion und
Sinndeutung, Bonn: Psychiatrie-Verlag 2007
Der Band enthält die Vorträge und Erfahrungsberichte, die im September
2006 bei einer Tagung in Berlin diskutiert wurden.
Mit besten Ostergrüßen, Ihr Peter Antes.
*
IV.2. Hamid Reza Yousefi/Sarah Ginsburg: Kultur des Krieges. Amerikanismus - Zionismus - Islamismus
von Hamid Reza Yousefi via Yggdrasill-Liste:
Sehr geehrte Damen und Herren,
eben ist eine Monographie zum Thema 'Kultur des Krieges' erschienen:
Hamid Reza Yousefi/Sarah Ginsburg: Kultur des Krieges.
Amerikanismus - Zionismus - Islamismus, ISBN 978-388-309-401-4,
Nordhausen, 163 Seiten 12 Euro.
Das Werk kann direkt beim Verlag bestellt werden:
http://www.bautz.de/neuerscheinungen-2007/best_9783883094014.html
Worum geht es?
Das Buch behandelt die Wesenszüge von Amerikanismus, Zionismus und
Islamismus, denen ein völkerverachtender Universalitätsanspruch mit
konkurrierenden Heilsbotschaften gemeinsam ist. Alle drei verfolgen
das Ziel, die Welt gemäß der eigenen Vorstellung von Weltordnung zu
gestalten. An dieser ungebremsten, bewaffneten Vernunft hat sich eine
'Kultur des Krieges' entzündet. Jeder hält seine eigene politische
Meinung, seine eigenen Werte für die ausschließliche Wahrheit. Weder
Orientalismus- noch Okzidentalismus-Diskurse, die sich lediglich auf
gegenseitige Schuldzuweisungen beschränken, sind Gegenstand der
Untersuchung. Beabsichtigt ist eine Darstellung dieser -ismen unter
besonderer Berücksichtigung der politischen Geschichte der letzten
sechzig Jahre. Die zentrale Aufgabe des Buches ist es, diese
Wesenszüge, welche die größten Herausforderungen im 21. Jahrhundert
darstellen, zu diskutieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hamid Reza Yousefi
Universität Trier
Universitätsring 15
D-54296 Trier
Fachbereich I - Philosophie
Tel.: +49 (0) 651 201 2344 und +49 (0) 6511461784
http://www.yousefi-interkulturell.de
http://www.bautz.de/interkulturell.shtml
http://www.bautz.de/bausteine.html
*
IV.3. Martin Roettig. Interreligiöses Lernen im buddhistisch-christlichen Dialog, Lerntheoretischer Zugang und empirische Untersuchung in Deutschland und Südkorea
von Martin Rötting via Yggdrasill-Liste:
Liebe Liste,
vor kurzem ist meine Dissertation zum interreligiösen Lernen bei EOS erschienen, auf die ich sie aufmerksam machen darf:
Interreligiöses Lernen im buddhistisch-christlichen Dialog, Lerntheoretischer Zugang und empirische Untersuchung in Deutschland und Südkorea, EOS-Verlag St. Ottilien 2007, zugleich Diss. LMU München 2007.
Dissertation
Ersch. 2007, 14,8 x 21 cm, Paperback mit cellophaniertem Umschlag, 512 S.,
mit Grafiken und Tabellen,
ISBN 3-8306-7281-0, EUR 38.00
Beim EOS-Verlag bestellen.
Bestellungen schriftlich an EOS Verlag, D-86941 St. Ottilien, oder per
· Bestelltelefon: 08193/71261 oder 71439
· Bestellfax: 08193/6844
· Bestellmail: mail@eos-verlag.de
Darin geht es um die Entwicklung einer Lerntheorie der doppelten Vernetzung von Anknüpfungspunkten, mit deren Hilfe dann eine qualitativ-empirische Untersuchung zu interreligiösen Lernprozessen in Deutschland und Südkorea durchgeführt wurde. (60 Inteviews, je 30 pro Land, je 15 Christen/Buddhisten). Das Ergebnis ist eine Hypothese, die das interreligiöse Lernen als In- und Transkulturation so wie als ein Lernen von Prozess- und Referenzreligiösität in bestimmten kulturellen und religionshermeneutischen Parametern beschreibt.
Mit herzlichen Ostergrüßen,
Ihr
Martin Rötting
*
IV.4. _The Story of Han Xiangzi: The Alchemical Adventures of a Daoist Immortal._ By Yang Erzeng, translated and introduced by Philip Clart.
von Philip Clart via Yggdrasill-Liste:
Liebe Listenmitglieder,
als Werbung in eigener Sache erlaube ich mir, auf die unten beschriebene
Neuerscheinung hinzuweisen.
Mit den besten Grüßen,
Philip Clart
--
Philip Clart
Associate Professor, East Asian Religions
Director of Undergraduate Studies
Book Review Editor, Journal of Chinese Religions
Department of Religious Studies
University of Missouri-Columbia
221 Arts & Science Building
Columbia, MO 65211-7090
USA
Tel: 573-882-8830
Fax: 573-882-4495
E-mail: clartp@missouri.edu
Homepage: http://www.missouri.edu/~clartp/
_The Story of Han Xiangzi: The Alchemical Adventures of a Daoist Immortal._
By Yang Erzeng, translated and introduced by Philip Clart. Seattle, WA:
University of Washington Press, 2007. 504 pp., 31 illus., notes, 6 x 9 in.
ISBN: 0-295-98690-5, 9780295986906. US$ 60.00 (hardcover).
Information on the book from the publisher's website
(http://www.washington.edu/uwpress/search/books/YANSTC.html):
In this seventeenth-century Chinese novel, Han Xiangzi, best known as one of
the Eight Immortals, seeks and achieves immortality and then devotes himself
to converting his materialistic, politically ambitious Confucian uncle-Han
Yu, a real historical figure-to Daoism. Written in lively vernacular prose
interspersed with poems and songs, the novel takes its readers across China,
to the heavens, and into the underworld. Readers listen to debates among
Confucians, Daoists, and Buddhists and witness trials of faith and the
performance of magical feats. In the mode of the famous religious novel
Journey to the West (also known in English as Monkey), The Story of Han
Xiangzi uses colorful characters, twists of plot, witty dialogue, and action
suitable for a superhero comic book to convey its religious message-that
worldly life is ephemeral and that true contentment can be found only
through Daoist cultivation.
This is the first translation into any Western language of Han Xiangzi
quanzhuan (literally, The Complete Story of Han Xiangzi). On one level, the
novel is a delightful adventure; on another, it is serious theology.
Although The Story of Han Xiangzi's irreverent attitude toward the Confucian
establishment prevented its acceptance by literary critics in imperial
China, it has remained popular among Chinese readers for four centuries.
Philip Clart's Introduction outlines the Han Xiangzi story cycle, presents
Yang Erzeng in his social context, assesses the literary merits and
religious significance of the text, and explores the theory and practice of
inner alchemy. This unabridged translation will appeal to students of
Chinese literature and to general readers who enjoy international fiction,
as well as to readers with an interest in Daoism.
Yang Erzeng (fl. 1590-1602) was a writer and publisher from the city of
Hangzhou in southeastern China. Philip Clart is associate professor of
religious studies at the University of Missouri-Columbia.
Series: A China Program Book
Quotes:
"The Story of Han Xiangzi is simultaneously religious inspiration and
literary play. It will surely attract a broad range of readers: religious
seekers, those who are curious about exotic beliefs, and students of world
literature. It should be in every substantial Asian studies
collection."-Robert E. Hegel, author of The Novel in Seventeenth-Century
China
"Yang's novel is a true treasure trove of Chinese mythological, mystic,
and alchemistical traditions, and at the same time a rich anthology of
Daoist didactic and mystical verse. Because of its many humorous touches, it
remains a good read throughout."-Wilt I. Idema, author of The Red Brush:
Writing Women in Imperial China
*
IV.5. Anne Koch (München), der Band "Watchtower Religionswissenschaft. Standortbestimmungen im wissenschaftlichen Feld"
von Steffen Rink via Yggdrasill-Liste:
Liebe Listenmitglieder,
nachdem es zuletzt einige Buchhinweise gegeben hat, möchte ich mich gerne in die Reihe stellen :-))
Im diagonal-Verlag ist Anfang März, herausgegeben von Anne Koch (München), der Band "Watchtower Religionswissenschaft. Standortbestimmungen im wissenschaftlichen Feld" erschienen, und vor einer Woche das Buch "Satanismus als Religion der Überschreitung" von Melanie Möller, Göttingen. Mehr dazu auf http://www.diagonal-verlag.de/aktuell.html
Zugleich darf ich Ihnen eine Veranstaltungsreihe ankündigen, die ab 2. Mai gemeinsam vom Fachgebiet Religionswissenschaft und der Religionskundlichen Sammlung in Marburg sowie dem Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst e. V. REMID durchgeführt wird: "Religion am Mittwoch".
Als REMID-Mitverantwortlicher darf ich Prof. Dr. Edith Franke und Dr. Katja Triplett unseren Dank für die gemeinsame Durchführung aussprechen.
Informationen hierzu - einschließlich Downloadmöglichkeit eines Flyers - auf: http://www.remid.de/projekte_ram.html
Allen sonnige und erholsame Ostertage!
Steffen Rink
- - - - - - - - - - - - - - - - - -
Am Hasselhof 13
35041 Marburg
Tel.: +49 06421 931056
www.steffenrink.de
steffen.rink@web.de
- - - - - - - - - - - - - - - - - -
*
IV.6. Orthafte Ortlosigkeit der Philosophie: Eine interkulturelle Orientierung
zugeschickt von Hamid Reza Yousefi via Yggdrasill-Liste:
Sehr geehrte Damen und Herren,
eben ist das interkulturelle Lehrbuch "Orthafte
Ortlosigkeit der Philosophie" erschienen.
In diesem Werk ist eine Abteilung "Interkulturelle
Religionswissenschaft" integriert. Dabei geht es um Struktur,
Gegenstand und Aufgabe dieser Disziplin im 21. Jahrhundert.
Es handelt sich um:
Orthafte Ortlosigkeit der Philosophie: Eine interkulturelle
Orientierung, Nordhausen 2007
(ISBN 978-3-88309-379-6), 670 Seiten gebunden.
Das Buch kann direkt beim Verlag bestellt werden. Hier die Adresse:
http://www.bautz.de/neuerscheinungen-2006/best_3883093793.html
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hamid Reza Yousefi
Universität Trier
Universitätsring 15
D-54296 Trier
Fachbereich I - Philosophie
Tel.: +49 (0) 651 201 2344 und +49 (0) 6511461784
http://www.yousefi-interkulturell.de
http://www.bautz.de/interkulturell.shtml
http://www.bautz.de/bausteine.html
*
IV.7. Oliver Krüger (Hg.). Nicht alle Wege führen nach Rom. Religionen, Rituale und Religionstheorie jenseits des Mainstreams. Festschrift für Karl Hoheisel zum 70. Geburtstag.
Und nun eine Werbung in eigener Sache. Mein Kommilitone Dr. Oliver Krüger kam auf die Idee, unserem Professor Dr. Karl Hoheisel zum 70. Erdenjubiläum eine kleine, inoffizielle, aber von Herzen kommende Festschrift zu schenken. Das taten wir. Und da sie im Buchhandel erhältlich ist, können auch andere sie lesen:
Oliver Krüger (Hg.). Nicht alle Wege führen nach Rom. Religionen, Rituale und Religionstheorie jenseits des Mainstreams. Festschrift für Karl Hoheisel zum 70. Geburtstag.
Frankfurt am Main, Verlag Otto Lembeck, 2007. Pb. 251 Seiten.
ISBN 978-3-87476-528-2
Inhaltsverzeichnis:
Schriftenverzeichnis von Karl Hoheise1 2002-2005 7
Oliver Krüger:
Einleitung 10
Tudor Andrei Sala :
Paideic Utopia and the Modeling ofthe Selfunder a Totalitarian Regime.
Notes on The Paltinis Diary 17
Teil I Religionen
Anselm Neft:
Antisatanismus in Deutschland. Ein Literaturüberblick 31
Ivon Hassenstein:
Massensuizide in der jüngeren Religionsgeschichte.
Gedanken zum religiös motivierten kollektiven Suizid
in neuen religiösen Bewegungen 52
Claudia Schulz:
"Gott sei Dank auf Arabisch"
Eine biographische Annäherung an den Islam 74
Teil II Rituale
Oliver Krüger:
Die Bedeutungslosigkeit von Ritualen
und die Rituallosigkeit der Quäker.
Anmerkungen zur Ritualtheorie von Frits Staal 95
Isabel Laack:
Religionsästhetik und Religionsmusikologie.
Die Behandlung nonverbaler Quellen in der Religionswissenschaft 114
Alexandra Kraatz:
"No meeting without eating"
Ahnen-Feste der Minahasa in Nord-Sulawesi 134
Robert Kötter:
Eine Shinto-Schiffstaufe. Neue Rituale und
Anwendungsfelder der Religionswissenschaft 150
Teil III Religionstheorie
Brigitte Schön:
Fluch und Zauber der Magie als religionswissenschaftliche
Kategorie. Eine kognitionswissenschaftliche Betrachtung 165
Holger Nielen:
Religion und Seele. Versuch über den psychologischen
Ansatz Wolfgang Giegerichs 183
Andreas Kött:
Nietzsches genealogische Bestimmung der Religion
vor dem Hintergrund evolutionär-religionstypologischer
Überlegungen 206
Michael A. Schmiedel:
Die Konstruktion von religiöser Normativität.
Überlegungen anhand religionsgeschichtlicher,
kognitionswissenschaftlicher und biologischer Befunde 228
Autorenverzeichnis 247
Abbildungsverzeichnis 251
*
IV.8. Martin Held, Gisela Kubon-Gilke, Richard Sturn (Hg.), Ökonomie und Religion
Das kam eben erst rein von Anne Koch via Yggdrasill-Liste:
An alle Religionsökonomie-Interessierten!
Anbei der Hinweis auf die Publikation von Tagungsbeiträgen einer gleichlautenden Tagung des informellen Kreises "Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik", der vor allem aus Wirtschaftswissenschafler/innen besteht.
Herzliche Grüße
Anne Koch
Martin Held, Gisela Kubon-Gilke, Richard Sturn (Hg.), Ökonomie und Religion (Jahrbuch Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik Band 6), Metropolis Verlag: Marburg 2007.
Inhalt:
Vorwort …………………………………………………………….... XX
Gisela Kubon-Gilke
Religion prägt Wirtschaft, Wirtschaft prägt Religion – zur
Interdependenz von Ökonomie und Religion ..…………………........ XX
Anne Koch
Zur Interdependenz von Religion und Wirtschaft – Religions-
ökonomische Perspektiven ................................................................... XX
Andrea Maurer
Der Geist des Kapitalismus – Eine institutionentheoretische Inter-
pretation der Protestantischen Ethik ..................................................... XX
Richard Sturn
Funktionalität von Religionen und ihre Plastizität: Das Beispiel
gerechter Preis und Marktpreis ............................................................ XX
Bernhard Emunds
Der Arbeitsmarkt aus Sicht einer christlichen Gesellschaftsethik .... XXX
Hans G. Nutzinger
Gerechtigkeit und das Gebot der Armutsvermeidung – Solidarität
der Gesellschaft als Ausdruck von Israels Bund mit Gott ................ XXX
Walter O. Ötsch
Gottes-Bilder und ökonomische Theorie: Naturtheologie und
Moralität bei Adam Smith ................................................................. XXX
Helmut Leipold
Religiöse Faktoren der institutionellen und wirtschaftlichen
Stagnation im Islam ........................................................................... XXX
Peter Seele
“Hindu Cosmopolitan Caste” – Institutioneller Wandel in Indien
durch transnationale Migration ......................................................... XXX
Günther Distelrath
Japans vorklassische Ökonomik und ihre religions- und
geistesgeschichtlichen Grundlagen .................................................. XXX
Dieter Schmidtchen
Ökonomik der Religion – Wettbewerb auf Märkten für religiöse
Dienstleistungen ................................................................................ XXX
Ekkehart Schlicht
Konsum im Jenseits? ......................................................................... XXX
Wolfgang Pfeuffer
Altruistische Kooperation und die Signalisierungswirkung
organisierter Religion ........................................................................ XXX
Mathias Erlei
Sinnbildung, Religion und Präferenzen – Vom homogenen Homo
oeconomicus zu heterogenen Homines culturales ..........
--
Dr. Anne Koch
Wiss. Assistentin
Ludwig-Maximilians-Universität
Institut für Religionswissenschaft
Ludwigstr. 31/II, 80539 München
Tel.: +49 (89) 2180 3484, Fax +49 (89) 2180 2835
www.religionswissenschaft.lmu.de
***
V. off-topic: Musikzerensionen
V.1. Konzertrezension: Ein paar Bemerkungen zur Irish Session am 23.02.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
Eigentlich sollte an diesem Abend das Abschiedskonzert von Till Nine statt finden, doch Matthias Klose empfing uns an der Tür mit der Nachricht, dass Christas Stimme erkrankt sei und das Konzert verschoben sei auf den 25.3. und er hoffe, wir hätten Instrumente für eine Session dabei, es kämen auch noch Sessionmusiker, und wir wollten den vielen Leuten, die gekommen seien, doch zumindest ein bisschen was bieten.
So kamen nach und nach (wenn ich richtig gezählt habe) 19 Musiker(innen) zusammen, die solange noch Platz war, auf, danach dann vor der Bühne Platz nahmen. Aus Publikumsperspektive (so ungefähr) von links nach rechts auf der Bühne waren es Ralf Wolfgarten (Tin Whistle), Nicole Maldonado (Fiddle), Christa Klose (Bodhrán), Alexander „Näx“ May (Uilleann Pipes, Whistles), Michael Heuser (Gitarre, Banjo), Margret Hüffer (Gitarre, Whistles, Gesang), meine Wenigkeit (Tin Whistle), Mario (Uilleann Pipes, Whistles), Matthias Klose (Whistles), Karsten (Gitarre), dann vor der Bühne, um den Kreis zu schließen:
Alex Thieme (Bodhrán), Bernd Büsch (Trommel), drei Gäste aus Münschen: Helga (Querflöte), Peter (Gitarre), und ? (Concertina), dann Barbara Kloep (Fiddle), Ralf Wackers (Gitarre) und Ellen Jeikner (Gitarre, Gesang). Einen habe ich wohl vergessen und alle Namen, vor allem Nachnamen kenne ich nicht, so dass mir gerne auf die Sprünge geholfen werden darf.
Jedenfalls musizierten wir fröhlich drauf los mit Reels, Hornpipes, Polkas und anderen Tunes, wobei Näx ein wenig den Bandleader mimte und die einzelnen Sets vorsagte, was aber auch einige nicht daran hinderte, hin und wieder ein Solo einfließen zu lassen oder von sich auch einen Set zu beginnen, in den dann die anderen einstimmten. So ist das normal bei Sessions, ungewohnt für mich war nur, dass es zugleich eine Session und ein Konzert vor Publikum von einer Bühne aus war. Die Leute hörten teils zu, teils unterhielten sie sich, einige blieben sogar bis Mitternacht oder darüber hinaus. Wenn Margret oder Ellen ein Lied sang, wurde um Ruhe gebeten, es gab auch Lieder, bei denen wir mehr oder weniger alle mit sangen. Kurzum: Es war ein wunderbarer musikalischer Abend, zumal ich so selten die Kurve kriege, zu den Sessions zu gehen, wenn auch kein Ersatz für ein Till Nine – Konzert, was es letztlich ja auch nicht sein soll, denn das soll ja am 25. März folgen, und es wird hoffentlich NICHT ihr wirkliches Abschiedskonzert sein!
MAS
*
(geschrieben am 26.2.2007; rundgeschickt am 1.3.2007)
V.2. Konzertrezension: Morris Open am 25.2.2007 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel
Es ist über sechs Jahre her, dass Matthias Höhn beim 1. Irish Folk Fest im Brückenforum, übrigens dem ersten Konzert, über das ich eine Rezension schrieb, sagte, dass er außer bei den Lokal Heroes auch noch bei Morris Open spiele. Und erst jetzt kam ich endlich einmal dazu, ein Morris Open Konzert zu besuchen. Und das tat ich auch noch recht unvoreingenommen, denn ich hatte bislang auch noch keine CD von ihnen gehört und kenne an traditioneller englischer Musik, und um solche handelt es sich hier, auch recht wenig.
Morris Open, das sind Ulrike von Weiß mit Stimme, Synthesizer und Glocken, Claud von Weiß mit Stimme, Gitarre, Zister, Whistles, Pipe & Tabor (=Einhandflöte & Trommel), English Concertina und Mundharmonika und eben Matthias Höhn mit Sackpfeifen, Anglo Concerina, Mandoline, Rackett, Krummhorn, Querflöte und Stimme. Und sie spielen Morris Tänze und singen englische Volkslieder. Morris Tänze sind, wenn ich da richtig zugehört habe, Tänze im Viervierteltakt bestehend aus zwei Teilen mit je vier Takten, wobei jeder Teil einmal wiederholt wird. Wie es aussieht, wenn sie getanzt werden, kann ich nicht sagen, aber sie hören sich teilweise an, wie Tänze aus Deutschland oder Frankreich, die man in der hiesigen Bal Folk-Szene hören kann, teilweise auch wie Tänze aus der Rennaissance oder dem frühbarock, etwa von Michael Praetorius, auch wenn Claus selber der Komponist des einen oder anderen Stücks ist. Vor allem wenn sie Claus auf Pipe & Tabor und Matthias auf einer Sackpfeife spielt, hören sie sich wirklich vierhundert Jahre alt an, oder gar, wenn Matthias das Rackett ertönen lässt, einen zylindrischen Klangkörper, in welchem sich ein vielfach gebogenes Röhrchen befindet, dass über ein Fagott-Mundstück mit Luft versogt wird, die durch mit den Fingern zu öffnenden und zu schließenden Löchern wieder entweicht, und dem man sogar noch einen trompetenähnlichen Trichter aufsetzen kann. Das klingt dann wie ein Brummbass, echt urig. Morris Tänze sind laut Info von Claus hauptsächlich in Kent und Oxfordshire beheimatet, in einer Unterart auch in den Borderlands, wo sie in schottische Tänze übergehen, und es gibt in Deutschland und den Niederlanden so drei-vier Bands, die sich ihnen verschrieben haben, so dass dieses Konzert eine wahre Rarität auf dem Kontinent darstellt, während sie auf der Insel natürlich ein wenig häufiger noch gespielt werden, wenn auch nicht mehr so wie früher mal.
Aber sie sagen auch Lieder, die teils Ähnlichkeit von englischer höfischer Musik etwa von Dowland aufwies, besonderst wenn Ulrike sie mit ihrer Mezzo-Sopran-Stimme sang oder gar alle drei sie dreistimmig vortrugen, teils aber auch mit irischen und vor allem schottischen Balladen, die ihrerseits ja von England beeinflusst sind. Ich fühlte mich stark an Chris Simmance erinnert, auch wenn er seine hohe Stimme mit einem Akkordeon begleitet. Ja, hohe Töne waren massig vorhanden, doch so hoch kam Claus mit seiner doch eigentlichen Bass-Stimme nicht hinaus. Es waren Liebeslieder, Seemannslieder und so weiter, typisch englisches Liedgut eben.
Die Kirche bot nicht nur ein Stilvolles Ambiente, sondern vor allem einen wohl klingenden Klangkörper, denn Ferdi und ich von der Empore aus genossen. An bekannten Folkies waren einige der Lokal Heroes im Publikum, so Ralf, Christoph, Kristaps und Wendel, und auch Gerd und Martina Schinkel aus Köln waren da, denn in Köln sei folkig herzlich wenig los im Gegensatz zu Bonn. Nun ja, Claus und Ulrike wohnen ja auch in Düsseldorf ...
Morris Open:
http://www.morris-open.de/
Nachfolge-Christi-Kirche:
http://www.ev-kirche-beuel.de/allgemein/beuel_sued.htm
Die Rezi des erwähnten 1. Irish Folk Fest im Brückenforum am 12.12.2000 im Brückenforum in Bonn-Beuel findet sich unter:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2000_12_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html bzw. http://tinyurl.com/bkaka
Zu weiteren Rezis von Ferdi und mir zu den Lokal Heroes siehe unter
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html und die dort aufgelisteten Links.
Eine weiter Rezi von mir zu Matthias Höhn:
Weihnachtskonzert „mit Dudelsack und Drehleier“ am 26.12.2004 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-weihnachtskonzert-mit.html bzw. http://tinyurl.com/clmks
Zum erwähnten Chris Simmance vgl. meine CD-Rezis:
Chris Simmance. People and Places
In: Folker! 01.05., S. 77.
online: http://www.folker.de/200501/rezi-d.htm#07
Chris Simmance. Nomad.
In: Folker! 04.05., S. 81.
online: http://www.folker.de/200504/rezi-d.htm#03
MAS
*
(geschrieben am 21./22./28.3.2007; rundgeschickt am 29.3.2007)
V.3. Konzertrezension: Huusmeister am 17.3.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
Kölsche Lieder am St. Patrick’s Day
Auch am St. Patrick’s Day muss man nicht unbedingt irische Musik hören, sondern darf auch fremd gehen, wobei das Fremde, auf das ich mich bei diesem Konzert einließ ja eigentlich viel weniger fremd war, sondern es war Musik von direkt hier, ja, nicht gerade aus Bad Honnef, aber aus Köln. Dabei ist es schon reichlich verwunderlich, dass die auf Kölsch oder überhaupt in ripuarischer, also rheinischer Mundart singenden Musiker, mit denen unsere Region doch so reichlich gesegnet ist, so selten Erwähnung finden in unserer folkigen Presse, zum Beispiel auch in meinem folkigen Rundbrief. Weder über de Bläck Fööss, noch über de Höhner, auch nicht über de Paveier oder de Junge habe ich bislang etwas geschrieben, obwohl doch reichlich Links auf unserer Internetportal-Startseite auf sie verweisen. Einzig Wibbelstetz aus der Nordeifel kam schon zu Ehren bzw. hatte ich die Ehre, rezensieren zu dürfen. Das liegt wohl daran, dass unsere Mundartmusik viel zu weit verbreitet ist im Volke, als recht massentauglich ist, und eher auf der Rock-, Pop- und Schlagerwelle mitschwimmt oder gar auf der sessionsgebundenen Karnevalswelle, als auf der Folk- und Weltmusikwelle, obgleich sie doch wegen dieser Beliebtheit im Volke viel eher Volksmusik ist also so manche doch eher kleine Gruppen von Liebhabern und Spezialisten begeisternde Folk- und Weltmusik. Ja, das ist ein Paradox, und das kann ich hier auch nicht auflösen.
An diesem 17. März jedenfalls waren die Huusmeister us Kölle im Feuerschlösschen zu Gast und kündigten an, etwas andere Kölsche Musik zu präsentieren, mit Liedermacherqualität. Und deswegen seien sie in Köln auch gar nicht so berühmt wie die Bläck Föss und so weiter, sondern begeisterten eher kleine Fangruppen, zu denen sie ihre Musik oft auch noch hin bringen müssten, wenn das Publikum schon nicht zu ihnen käme. Ist das nun das Charakteristikum, weswegen sie im Feuerschlösschen, der festen Burg echter Folkmusik auftreten durften? Mitnichten, es lag schon an der Musik.
Hanjo Butscheid, der Frontsänger, sang seine selbst geschriebenen Lieder bisweilen auf eine Art, die mich an den Cajungesang von Michel David erinnerte, benutzte ansonsten aber Melodienformen, wie man sie auch bei anderen kölschen Sängern findet. Dabei begleitete er sich mit der Gitarre, letzteres tat auch Frank Denhard, der aber die Gitarre auch mal gegen eine Mandoline auswechselte, während Pete Haser ein Akkordeon bediente, dem er Töne entlockte, die einen, würde man nicht hingucken, wähnen ließe, da spiele eine Blues Harp, also Mundharmonika, oder auch eine Orgel, je nach dem. Horst Zaunegger schließlich steuerte einen E-Bass bei. Und alle zusammen klangen zum Teil auf der Grundlage von Rheinländern, Schottischen und ähnlichen alten Tanzmelodien recht jazzig, rockig, rock’n’rollig, bluesig, ragtime- und cajunartig, also sehr abwechslungsreich. Die Texte handelten nicht selten von Selbsterkenntnis, Erforschung des eigenen inneren Neulandes, Sein statt Haben, falschen Wertmaßstäben, die zu Magersucht und dergleichen führen und ähnlichen nachdenklichen Themen. Kölner Zuhörer pflegt Hanjo mit einem Lied, in dem er sich ein Mädsche vun Düsseldorf wünscht, zu schocken, was Bad Honnefer schon gelassener nahmen und ihm gegen seinen Durst beinahe ein Alt gebracht hätten, doch glich er das auch wieder mit einer Liebeserklärung an Colonia aus, und eine an Vatter Rhing eint ja wohl alle Rheinländer von Graubünden bis Zeeland. Sooo anders als andere Kölschgruppen, wenn man mal von den reinen Karnevalsbands absieht, klingen die Huusmeister nun eigentlich nicht, und auch zum Beispiel die Bläck Fööss haben nachdenkliche Texte im Liedrepertoire. Die Huusmeister stellen sich eigentlich recht gut in die Tradition kölscher Musikalität, auch darin, dass Hanjo sing Mudderspoch erst nach einigen englischen und hochdeutschen Jahren wieder für sich entdeckte. Kölschtümelei ist das aber deshalb noch nicht oder zumindest kaum, in sehr angenehmer Dosis.
Ihre neue CD heißt „Usser Konkurrenz“, womit sie auf den Schriftsteller Robert Walser (also nicht den Martin!) verweisen, der sich gegen Ende seines Lebens in eine Heilanstalt einweisen ließ, um sich, wie Hanjo erklärte, dem Konkurrenzdruck zu entziehen.
Hier habt Ihr mal eine Kostprobe von deren Homepage:
Vatter Rhing
(Halt, nein, da gibt es einen Copyrightvermerk auf deren Homepage. Also klickt dort hinein, und lest den Text dort.)
Das müsst ihr Euch nun aber gesungen und gespielt vorstellen, mit dieser wunderbaren Akkordeonbegleitung, die echt was Besonderes ist.
mehr Infos:
http://www.huusmeister.com/
http://ksh.wikipedia.org/wiki/Huusmeister_(B%C3%A4nd)
http://www.toca-records.de/cms/main.php/home/product/219/huusmeister_usser_konkurrenz
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/
CD-Rezi von Ulrich Joosten:
http://www.folker.de/200702/rezi-d.htm#08
zu Robert Walser:
http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Walser
MAS
*
(geschrieben am 22./28.3.2007; rundgeschickt am 29.3.2007)
V.4. Konzertrezension: Dikanda am 18.3.2007 im Brückenforum in Bonn-Beuel
Die Musik unserer östlichen Nachbarländer ist zumindest mir weitaus weniger bekannt, als die unserer Westlichen und besteht aus einer Menge böhmischer Dörfer, oder polnischer, wie in diesem Fall. Ich glaube sogar, dass dies erst das dritte Konzert einer polnischen Band ist, das ich je besucht habe. 2001 hörte ich mal was in Rudolstadt, das mir nicht so gefiel, aber 2003 hörte ich auf der Waldeck das Orkiestra św. Mikołaja, und da ich von diesem sehr begeistert war und über Dikanda so Renomierliches im Folker! las, lenkte ich meine Schritte voller positiver Voreingenommenheit gen Brotfabrik, und sollte auch nicht enttäuscht werden.
Nun wird die Musik von Dikanda nicht als polnische Volks- oder Folkmusik, sondern als Weltmusik aus Polen angekündigt. Aber das alles kann man auch woanders nachlesen. An diesem Abend jedenfalls erfreute meine Augen zunächst der Anblick zweier Musikerinnen und dreier Musiker unter dem Banner ihrer neuen CD mit einer Art Sonne darauf. Aus Zuschauerperspektive links saß vorne Ania Witczak in einem weiten, mit Sternen geschmückten Rock und einem riesigen Akkordeon in den Armen auf einem Hocker, und rechts vorne stand Kasia Dziubak mit einer Geige. Dahinter dann von rechts nach links saßen oder standen Piotr Rejdag mit einer Gitarre, Daniel Kaczmarczyk hinter einigen Trommeln und Grzegorz Kolbrecki an einem Kontrabass. Sie fingen langsam an, mit einem getragenen Lied auf welcher Sprache auch immer, polnisch, makedonisch oder etwa auf dikandisch, der Phantasiesprache, auf die ich so neugierig war. Manche Musiker machen so etwas ja, sie erfinden einfach eine Sprache ohne Sinninhalt, die sich aber gut anhört. Ja, das tat sie auch, vor allem weil die beiden Damen wunderbare Stimmen haben. Es ging bald sehr rhythmisch weiter, Daniel bediente die Trommeln und anderes Schlagwerk, sowie eine Langhalslaute, Piotr spielte die Gitarre oft flamencostilisch, der Kontrabass gab dem zusätzlichen Groove, und vorne waren die beiden Frauenstimmen, vor allem Anias, aber auch mal beide, was sich so ähnlich wie die mystischen Stimmen aus Bulgarien anhörte, und dann das Akkordeon und die Geige. Whow, was waren das für Töne und Rythmen!
Ania machte immer schöne Ansagen auf Deutsch mit niedlichem polnischem Akzent und lustigen Versprechern (sie sang zum Beispiel mal von einem Mann, der leider nicht zurück kehrte und meinte in der Ansage, er komme hoffentlich nicht wieder). Ah, gibt es da doch einen Sinn in den Texen? Klar doch, denn es waren auch polnische Texte dabei und makadonische und was weiß ich noch. Dieser Sprachen unkundig könnte aber auch alles Dikandisch gewesen sein, und der vermeintliche Textinhalt nur in den Ansagen vorhanden. Doch da war auch ein Lied auf Jiddisch über einen tanzenden Rebbe, das verstand ich.
Und dann wieder die Musik. Was da polnische Wurzeln hatte, was ukrainische, was makedonische, was bulgarische, fragt mich nicht. Aber vieles hörte sich auch maurisch-spanisch an, manches indisch, ein Tanz schwarzafrikanisch, den die Damen auch mit weit ausladender Gestik vorführten. Mich rührte diese Mischung traditioneller Melodien oder zumindest Melodieteile und (post)moderner Arrangements einfach an und riss mich mit. Meine Sitznachbarin zur Rechten störte sich anfangs daran, dass ich nicht still saß, aber bald sah sie wohl ein, dass sie nicht den ganzen Saal zur Ruhe zwingen konnte, einschließlich ihres Begleiters, der auch wippte und mit den Händen trommelte, wie es Anias Aufforderung zur Revolution im Saal ja auch gemeint hat. Elektronik wurde auch verwendet, aber die Loops, die Echos und der Hall verstärkten nur die akustischen Instrumente und überlagerten sie nicht.
Zwischendurch wurden auch wir Zuhörer zum Mitsingen aufgefordert, wobei sich das Polnische als schwieriger erwies als das Dikandische. Ganz am Schluss war es besonders schön: Ania forderte uns auf, immer wieder „anijassa ma didi“ zu singen und während wir das taten, verließ sie sie langsam die Bühne, nicht ohne uns sich selbst umdrehend immer wieder aufzufordern, nicht aufzuhören.
mehr Infos:
http://www.dikanda.com/
http://www.dikanda.prv.pl/
http://www.kultur-i-d-landschaft.de/worldmusic/DIKANDA/dikanda.html
http://www.folkmusic.ch/publish/dikanda_pl.asp
http://www.brotfabrik-bonn.de/
Artikel von Luigi Lauer:
http://www.folker.de/200701/03dikanda.htm
CD-Rezi von Jürgen Brehme:
http://www.folker.de/200501/bescd.htm#03
MAS
*
(26./27./28./29.3.2007; rundgeschickt am 29.3.2007)
V.5. Konzertrezension: Till Nine am 25.3.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
Leider ist es schon nach neun – Abschiedskonzert der beliebten Königswinterer/Bonner Irish Folk Gruppe Till Nine
Ja, leider, leider war nun der Termin gekommen, an dem sich Christa Klose, Matthias Klose, Werner Rösner und Bernd Büsch als Quartett von ihrem Publikum verabschiedeten. Das Konzert hätte ja schon am 23.2. stattfinden sollen, aber da Christa am Hals erkrankt war, gab es damals nur eine Session. Aber nun war es so weit. Der Bungertshof war proppevoll, wenn es auch nicht zu 100% die selben Leute waren, die zum ersten Termin erschienen waren. Von den Musikern waren Karsten, Mario, Nicole und Näx da, und letzterer, also Alexander May, hielt vor Beginn des Konzertes eine Laudatio auf die Scheidenden. Er wies darauf hin, dass Till Nine eine aus drei Familien bestehende Band sei, da, wenn auch nicht auf der Bühne, so doch oft am Mischpult oder bei der Organisation auch Sabine und Birgit, die Frauen von Bernd und Werner dazu gehörten (man könnte also auch sagen, Till Nine sei eine Clanband), und er würdigte die Spielweise der Till Niner, vor allem, dass sie nicht einfach nur irische Idole wie Planxty, die Bothy Band, die Dubliners, die Pogues, Flook oder wen auch immer nachahmten, sondern, dass sie, vor allem was den Gesang und das Saitenspiel angeht, einen ganz eigenen Stil entwickelt hätten, der jedes Konzert in den letzten elf Jahren zu einer spannenden Angelegenheit gemacht habe. Näx nannte Till Nine deshalb eine große Band und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie, wenn sie schon wie andere große Bands wüssten, wann es Zeit sei, aufzuhören, auch wie andere große Bands wüssten, wann es Zeit sei, wieder auf die Bühne zurück zu kehren. Gut gesprochen, Näx, dem Wunsch schließe ich mich an und damit sind wir beide nicht alleine, wie man dem brausendem Beifall auf Deine Worte entnehmen konnte!
Bevor ich was zum Konzert erzähle, fasse ich kurz ein paar Stationen aus der Geschichte der Band zusammen. 1996 waren Christa und Mattes in Irland. Dort gibt es einen Stein, dessen Name mir gerade nicht einfällt. Jedenfalls heißt es, man könne auf diesen großen Stein ein kleines Steinchen werfen, und wenn das liegen bleibe, bekomme man einen Wunsch erfüllt. Christa warf geschickt genug und wünschte sich, zu Hause in Deutschland die Möglichkeit zu bekommen, irische Musik zu machen. Wieder daheim las sie in der „Annonce“ eine Suchmeldung, in der ein gewisser Günter Koch, sich selbst als Nichtmusiker bezeichnend, Musiker suchte, die mit ihm Irish Folk machen wollten. So bildete sich bald zunächst eine Probecombo bestehend aus Christa, Mattes, Günter, Werner und Carola Mittler. Und da sie so sessionmäßig zusammen saßen nannten sie sich „Sessúin“. Ganz knapp vor dem ersten oder einem der ersten Konzerte wurde ihnen aber mitgeteilt, dass es im Aachener Raum schon eine
Band dieses Namens gebe und sie sich umbenennen müssten. Da sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, ihre wöchentliche Probe wegen der Kinder immer um 21 Uhr zu beenden, kamen sie auf den Namen „Till Nine“. Ich weiß jetzt nicht, ob es der allererste Auftritt war, aber zumindest traten sie in der Anfangszeit auch beim Bonner Folktreff im Anno Tubac auf, wo auch ich sie erstmals hörte. (Anfangs war ich auch gar nicht sooo begeistert von ihnen, wenn ich das hier mal so schreiben darf.) Günter allerdings ging 1997 für ein paar Jahre in die USA, doch wurde die dadurch entstandene Bandkrise beendet, indem Bernd in die Gruppe aufgenommen wurde. Günter, Carola und einige andere gründeten nach Günters Rückkehr die Band Irish Stew. Irgendwann bekam Till Nine noch mehr Zuwachs in Form von Sylvia Stephan. Sie war bis zuletzt auch noch hin und wieder Spezialgast. Das Quartett Christa, Mattes, Werner und Bernd bildete aber in den letzten Jahren den eigentlichen Kern der Gruppe, auch wenn Näx und Nicole ebenfalls immer wieder mal gerne als Gastmusiker mitspielten. 2002 brachten sie ihre CD „No Parking“ heraus. Ebenfalls 2002 und noch mal 2004 traten sie beim 1. und 3. Bonner Irish Folkfestival auf. Auch 2002 hatten sie einen weitnachmitternächtlichen Auftritt in der Balver Höhle. 2004 spielten sie eine Woche nach dem BIFF auf Petras und meiner Hochzeitsfeier im Kloster Heisterbach. Auch 2004 erlebte ich sie auch mal auf dem Dach der Kunst- und Ausstellungshalle. Dort spielten sie so heftig, dass ein noch heftiger Sturm heraufzog und in der Geschwindigkeit eines Stellungswechsels bei der Bundeswehr abgebaut werden musste. So vergingen die 11 Jahre wie im Fluge, ich habe sie mindestens sieben mal gehört, aber bislang nur zwei mal rezensiert, das heißt ab jetzt drei mal. Die Zukunftspläne der Vier sind mir auch unbekannt. Werner will sich musikstilistisch anders orientieren, die andern drei denken schon mal daran, vielleicht ja doch ... zumindest häufiger die Sessions zu besuchen, da ja jetzt die wöchentliche Probe weg fällt.
Nun aber zum Konzert des Abends selber: Das war wirklich schön, wie immer, und doch auch wieder anders als sonst. Von links nach rechts aus Publikumsperspektive saßen oder standen Werner (Gitarre, Bouzouki, Mandoline, Klangschale), Bernd (Gitarre, Mandoline, Djembe, Gesang), Christa (Gesang, Bhodrán, Mandoline) und Mattes (Tin und Low Whistles, Gesang, Gitarre, Djembe). Der gewohnte volle, eher weiche, harmonische Klang von Mattes’ Whistles, Christas Stimme und Bernds und Werners Saitenspiel erfüllte den Bungertshof und die Gemüter der Gäste mit Wohlbefinden. Und da möchte ich doch in einem Punkt dem Näx widersprechen: Es gibt doch ein Idol der Till Niner, das man auch heraushört: Clannad. Sowohl war Repertoire, als auch was die Spielweise angeht, sind sie auf ähnliche Weise in deren Fahrwasser wie auch Norland Wind es ist. „Newgrange“, „Struggles“, „Sally gardens“ und andere Lieder machen das deutlich. Klar, sie kopieren sie nicht, sondern bearbeiten die Stücke und arrangieren sie im Detail neu, und sie hatten natürlich auch andere Lieder dabei. Und vor allem klingt es immer wieder so wunderbar, dass man sie, zumindest wenn man ihnen den Amateurbonus zugesteht, denn die Proben finden ja immer am Feierabend nach vielstündiger Arbeit in ganz anderen Berufen statt, mit den Profis von Norland Wind in einem Atemzug nennen kann. Dann aber hat Näx wieder vollkommen Recht: Selbst mit Klassikern wie „Tell me Ma“ oder „Sister, oh sister“ überraschten sie zumindest mich an diesem Abend: Schon wieder neu arrangiert. Und dann Christas Gesang auf Walisisch (also Kymrisch) und auf Gälisch nebst dem Herumrätseln, welches Lied denn nun auf welcher keltischen Sprache ist. Dann der A-Capella-Gesang, an dem Werner sich stets weigert, mit zu singen (absolutly no vocals, weshalb er auch keine Ansagen machte). Dann die lustigen Ansprachen von Bernd, Christa und Mattes. Dann Mattes’ Whistlespiel: Er hat sich eine ganz eigene Blastechnik angewöhnt, die es bei geschlossenen Augen bisweilen nach Panflöte klingen ließ, so leicht übergehaucht. Dann die so fröhlichen Verbindungen von Songs und Reels in einem Stück. Die aber ließen das eine oder andere vom Text her traurige Lied, wie zum Beispiel „Skibbereen“ etwas zu fröhlich klingen (im Übrigen war es nicht der Kartoffelkäfer, sondern die Kartoffelfäule, die in den 1840ern in Irland die Hungersnot verursachte, eine Pilzerkrankung, und insofern stimmt Bernds Vergleich mit dem Pilz, der Ende des 19. Jh. Europas Weinberge verwüstete doch), während die „Weila Weile“ von Dur nach Moll umschrieben, damit es etwas schauriger klang. Und eines meiner Lieblingsstücke, die Kombination des Liedes „I will wear a ring“ (oder so) mit dem Reel, der Näx nach dem 2. BIFF unter der Dusche einfiel, und den er nun „Till Nine’s Reel“ nannte, war auch dabei, wobei Näx und Mattes im Duett flöteten. In der Zugabe gab es dann noch ein Leckerli: „The Star of the County Down“ in wunderbar soulig-jazziger Version, völlig neu arrangiert und variiert, und sehr originell war dann auch die Übersetzung des ursprünglich Kölschen „Joode Naach“ von den Bläck Fööss ins Irisch-Englische „Save farewell“, also mal der umgekehrte Weg, wie sonst üblich. Das alles zeigt, wie viel Potential in dieser Gruppe steckt. Das darf doch nicht einfach so ad acta gesteckt werden!!!
Viel zu schnell vergingen drei volle Konzertstunde (na gut, mit Pause). Es gab anschließend wieder eine Session, zu der wir aber nicht blieben, denn einem Sonntagabend folgt ein Montagmorgen.
Ob sie alle 30 noch vorhandenen CDs verkauften, weiß ich nicht. Notfalls fragt mal nach. Es lohnt sich! Eine zweite CD wurde auch schon mal aufgenommen, doch wurden die Aufnahmen gestohlen. Ich kann nur hoffen, dass sie vielleicht doch noch mal... Ja, das letzte Parting Glass ist noch nicht getrunken, das wage ich zu prophezeien!
http://www.till-nine.de
http://www.bungertshof.de/
Frühere Till Nine-Rezis von mir:
1. Bonner Irish Folk Festival am 20.4.2002 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2002/04/konzertrezension-1-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/8oltl
3. Bonner Irish Folk Festival am 24.4.2004 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877
Die Große Hungersnot in Irland:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Hungersnot_in_Irland
Rezis zu Irish Stew gibt es unter:
Bonner Folktreff mit Irish Stew am 14.12.2003 im Anno Tubac in Bonn (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2003/12/konzertrezension-bonner-folktreff-mit.html bzw. http://tinyurl.com/aqr44
Irish Stew am 1.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-irish-stew-am-142006.html bzw. http://tinyurl.com/msc95
MAS
*
(geschrieben am 27./28./29.3.2007; rundgeschickt am 29.3.2007)
V.6. Konzertrezension: Irish Spring – Festival of Irish Folk Music 2007 – Spring is in the Air am 26.3.2007 in der Kunst- und Ausstellunghalle in Bonn
Noch den Klang Till Nine im Herzen besuchten wir einen Abend später das ISF in der KAH. Für dieses war es auch eine Abschiedsveranstaltung, aber nur der normale Abschluss der diesjährigen Tour, also nichts so tragisches. Zwei Bands, eine Sängerin und eine Tänzerin waren angekündigt: Clan Ranald aus dem County Donegal, Tina McSherry in Vertretung für Brid Ní Mhaoileoin, Marie McTague und At First Light aus Belfast.
Clan Ranald ist eine Trio aus drei jungen Burschen, die so um die zwanzig Jahre alt, aber trotz des „Clan“ im Namen nicht miteinander verwandt sind: Luke Ward (Bouzouki), Máirtín Tourish (Akkordeon), Stiofan O’Broin (Bhodrán, Spoons) (so von links nach rechts aus Publikumsperspektive). Nach einen ruhigen Stück als Intro legten die drei sofort kräftig los und bedienten ihre Instrumente mit atemberaubender Geschwindigkeit und zugleich mit einem abwechslungsreichen Variantenreichtum, dass alles andere als ein Herunterspielen traditioneller Standards war. Máirtín glänzte zudem als bei seinen Ansprachen routinierter Entertainer, bisweilen unterstützt von Stiofan, während Luke der Werner Rösner der Band war (absolutly no vocals). Máirtín zeigte sich auch tief beeindruckt davon, in der Geburtsstadt Beethovens spielen zu dürfen und zeigte auch sonst keine Berührungsängste zu anderen Musikrichtungen. So erzählte er von dem heute multiethnischen Irland in dem Musikstile aus aller Welt ineinander fließen und auch die traditionelle irische Musik mit Elementen des Klezmer, der Musik aus dem Balkan oder aus Indien bereichern, wobei er meinte, manchmal höre er ein solches importiertes Stück und halte es für ein irisches. Volksmusik sei sich in ihren Grundlagen weltweit doch sehr ähnlich. Und damit bei der Volksmusik das Volk auch mitmachte, spannte er uns alle, also die ganze rappelvolle KAH, ein, zu einem indisch beeinflussten Stück einen Bordun zu summen, der dann tatsächlich ähnlich wie ein indisches Harmonium klang. Marie Mc Tague tanzte auch auf einige der Tunes auf der Bühne, und trat so immer wieder während des Abends auf und zwar immer wieder in einem anderen Kleid, so dass wir eine kleine Modeschau geboten bekamen.
Tina McSherry sang sodann in Begleitung von Alan Burke ein paar Lieder, sowohl langsame, melancholische (so auch „Skibbereen“ so wunderbar traurig, wie ich es selten hörte), also auch schnelle, druckvolle. Ihre Stimme erinnerte mich an Marilyn Monroe, denn Tina sang auch so leicht angehaucht, und noch mehr an eine irische Sängerin, deren Name mir nicht einfiel, die ich aber auf zwei CDs habe. Die Ähnlichkeit zu letzterer wurde noch deutlicher, als für das letzte Lied („The Lowlands of Holland“) die gesamte Band des zweiten Teiles, At First Light, sie begleitete. Und vor allem auch der Klang Uilleann Pipe dazu machte aus der Ähnlichkeit eine Gleichheit und ja, Till Storz, der wieder Fotos machte, klärte mich auf: es war die Band Tamalin, die ich schon lange so gerne mal hören wollte, der Tina und ihr Bruder John, der hier die Pipes bediente, angehörten. So ist unerwartet an diesem Abend ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen, wenn es auch nicht die ganze Band Tamalin war, die hier auftrat. Aber solche Überraschungen sind nur möglich, wenn man zwar Bandnamen kennt, sich aber nicht die Namen der einzelnen Musiker(innen) merkt.
In der Pause gab es im Foyer eine Stepptanzvorführung der Bon(n) Roses, von der ich aber wenig sah, da zu viele Leute um sie herum standen.
Nach der Pause tanzte Mary McTague einen Broomstick Dance, also einen Besenstiltanz, der, wie Tourmanager Valentin erklärte, daher rührte, dass früher mal jemand, der keinen Tanzpartner abbekam, sich statt dessen einen Besenstil nahm. Die Jungs von Clan Ranald begleiteten sie dazu und spielten dann noch den „Clumpsy Lover“, den ich auch sehr mag. Máirtín sagte übrigens, er habe in der Pause gehört, dass es in Bonn 70 bis 80 (irisch-) traditionelle Musiker gebe. So viele sind es? Das hätte ich auch nicht gedacht. Wer hat ihm das nur erzählt?
Dann waren At First Light dran, bestehend aus (von links nach rechts): Rúben Bada (aus Asturien; Bouzouki), Francis McIlduff (Bhodrán, Uilleann Pipes, Low Whistle), Dónal O’Connor (Fiddle, Keyboards), John McSherry (Uilleann Pipes, Low Whistle) und Alan Burke (Gitarre, Gesang und witzige Ansagen), die, wie Valentin ansagte, die zur Zeit beste Band Irlands sein soll, zumindest ihrer Generation. Um das zu bestätigen, müsste ich alle kennen, aber ich kann bestätigen, dass mir die Musik durch und durch ging und ihre Energie mir Tränen heraus presste, wie es zuletzt von zwei Jahren auch auf dem ISF die Musik von Gráda schaffte. Rainer Zellner, der Veranstalter, hat schon ein besonderes Händchen, was die Auswahl der Musiker angeht! Alan und Francis pflügten mit tiefen, im Bauch spürbaren Gitarren- und Bhodrántönen einen tiefen Graben, über die dann John, Dónal und Rúben mit hohen Tönen der Pipes, Fiddle und Bouzouki hin und zurück hüpften und wirbelten. Welche Kontrastharmonie! Aber auch jedes Instrument für sich und auch Alans Gesang waren unheimlich ausdrucksstark und mitreißend. Slow Airs, Marches, Jigs, Reels und was weiß ich noch, teilweise neu geschrieben, teils traditionell oder aus der Zeit des Folk Revivals etwa von Finbar Furey, ließen den Saal vibrieren. Näx, der auch im Publikum saß, war anschließend so platt, das er gar nicht aufstehen wollte. So findet unser Bonner Meisterpiper auch noch seine Meister. Auch die Begleitung der Songs, die Alans Stimme ummalte, vorwärts schob, zwischen den Strophen oder nach den Textzeilen andere Melodien einfließen ließ oder jazzige Improvisationen (oder war es minutiös arrangiert?) einstreute, dabei aber immer den Kontakt zum Lied behielt, faszinierte zutiefst. Ich verwende ja gerne den Satz „Viel zu schnell verging die Zeit“, aber hier war es so, dass mir letztlich die drei Stunden wie drei Minuten vorkamen allerdings mit der Energie von drei Tagen.
Zur Festivalsession kamen sie dann noch mal alle auf die Bühne, auch wie immer beim ISF Epi, also Enkh Jargal, der in Mannheim lebende mongolische Tourbegleiter mit seiner Pferdekniegeige und seinem Ober- und Untertongesang. Diesmal spielte er aber nicht „Jimmy Mó Mhíle Stór“, wie sonst immer, sondern „Wild Mountain Thyme“ und dann gab es noch Reels, zu denen einige der Bon(n) Roses und Leute aus dem Publikum auf und vor der Bühne tanzten.
An dieser Stelle möchte ich doch sehr gerne mal sagen, dass wir es solchen Leuten wie Rainer Zellner, Petr Pandula, Florian Fürst, Karsten Jahnke und natürlich Vorreiter Carsten Linde zu verdanken haben, dass wir solche Festival-Touren in Deutschland haben und die Creme der Creme der Irish & Scottish Folk & Traditional Music hier bei uns life zu hören bekommen. Sie mögen sich gegenseitig mal mehr als Konkurrenten, mal mehr als Kollegen betrachten, für uns Musikfreunde ist es ein Segen, dass es sie gibt! Und ohne diese Veranstalter und die von ihnen hergebrachten Musiker fehlte es auch unserer hiesigen Folkszene, von der einige Vertreter im Publikum waren (Näx, Nicole, Sabrina, Manuel, Till, Ralf, Ellen, und ich bin mir jetzt nicht sicher wer es sonst noch namentlich war) an greifbaren Vorbildern, und so gäbe es wohl kein Bonner Irish Folk Festival, kein Celtic Attractions Festival usw.
Mehr Infos unter:
http://www.musiccontact.de
http://www.irishspring.de
http://www.bundeskunsthalle.de/
zu Clan Ranald:
http://www.thesession.org/recordings/display/1800
zu Tamalin:
http://en.wikipedia.org/wiki/Tamalin_(band)
At First Light:
http://www.atfirstlight.net/
Bon(n) Roses:
http://www.tanzcenterrose.de
Frühere ISF-Rezis von mir:
Irish Spring - The Festival of Irish Folk Music"The Sky's the Limit!" am 19.3.2005 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/03/konzertrezension-irish-spring-festival.html bzw. http://tinyurl.com/buqlf
Irish Spring – Festival of Irish Folk Music am 15.3.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-irish-spring-festival.html
MAS
*
(geschrieben am 24.4.2007)
V.7. Konzertrezension: Jim Malcom am 18.4.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
Sanfte Lieder aus Schottland unterwegs in der Welt
Das Feuerschlösschen-Team, zu dem ja auch Mike Kamp, seines Zeichens Mitherausgeber des Foker! gehört, der in das Heft 02.07 einen Schottlandschwerpunkt hinein gebracht hat, in welchem auch die Termine des Festivals Highland 2007 stehen, muss sich wohl gedacht haben, dass so mancher Folkie es nicht schafft, zum Musikhören nach Schottland zu fahren und trotzdem gerne schottische Musik hören möchte. So wurde nach der Emily Smith Band im Februar nun zum zweiten Mal in diesem Jahr ein schottischer Abend im Feuerschlösschen geboten.
Jim Malcom ist ein Singer/Songwirter aus der Gegend von Perth, nördlich von Edinburgh. Sein Auftreten und Instrumentarium ist so typisch singer/songwritermäßig und folkig, dass ich es schon fast als archetypisch bezeichnen möchte: Ein Handlungsreisender in Sachen Musik mit der Gitarre in den Händen und der Mundharmonika vor dem Mund, tief verwurzelt in der eigenen regionalen und nationalen Musiktradition und dabei doch kreativ beim Schreiben neuer Melodien und Texte, um die Tradition fort zu führen. So trat er auf im gut besuchten, wenn auch nicht vollen Feuerschlösschen, sang und spielte je gut zur Hälfte Lieder seines berühmtesten schottischen Kollegen Robert Burns und welche aus eigener Feder. Die Burns-Lieder waren mir vertraut, die habe ich oft gehört und sie sind immer wiede schön. Natürlich drängte sich mir der Vergleich zu Andy M. Steward auf, der ja auch so ein Burnsianer ist, und meine, Jim singt weicher, nicht so markant. Auch sein Gitarrenspiel ist weich und nicht sehr markant, also nicht zu verwechseln mit dem Dick Gaughans. Aber schön war es, sehr harmonisch, sehr meldodiös.
Jim ist viel unterwegs in Europa und Nordamerika. Einige seiner eigenen Sings handeln davon. So besingt er den Indian Summer in Neuengland oder die Sehnsucht nach seiner Frau während eines bierseligen Abends in einer fränkischen Kleinstadt. Dieser Moonlight Song gefiel mir besonders gut. Er hat eine sehr aparte Melodie, die ich mir gut von einer Band wie Tarras arrangiert vorstellen kann. Darin kommt dann auch ein deutsches Wort vor: „Fledermaus“, Jims liebstes deutsches Wort nach ... „Dudelsack“. Und noch etwas schätzt er an Deutschland: das Bier. Es sei das beste in der Welt, während das schottische „buäh“ sei. Aus Schottland möge er nur den Whisky und da würde er mal gerne ein Lied drüber schreiben: „Scottsh whisky and German beer“ mit Humpatäterä und Dudelsackgequäke. (Als ich seinem negativen Urteil über schottisches Bier in der Pause widersprach und Deuchars India Pale Ale und Fraoch Heather Ale als positive Gegenbeispiele nannte, stimmte er mir zu. Aber das seien Ausnahmen, meinte er.
Am Schluss holte er eine Holzpuppe heraus, die er auf einen Tune aus der Munharmonika mit Hilfe eines Stöckchens tanzen ließ. Und ganz am Schluss – nee, das war das drittletzte Lied – sang er „Rolling home“ und erklärte, es heiße „to Calodinia“ und nicht „to dear Hamburg“, ja und dann ganz am Schluss sangen wir alle pfadfindermäßig „Should auld acquaintance be forgot“, und Jim wünschte uns allen ein „happy new year“.
Auch, ich vergaß noch was Lustiges: Als rocktragender Mann wird man nicht selten gefragt, ob man ein Schotte sei, selbst wenn man einen langen Jeansrock trägt. Jim dagegen fragte, ob ich da eine hier regionale Tracht träge. Ich meinte, nein, wir seien eine kleine, aber internationale Männerrockbewegung, worauf er meinte, ich sähe aus wie ein Römer.
http://www.jimmalcolm.com/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/
MAS
*
(geschrieben am 25.4.2007)
V.8. Konzertrezension: Serras am 20.4.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
Rockiger Jazz mit dänischen Folkwurzeln auf Tournee durch Tyskland
Wer schon mal in Dänemark war, weiß, wie weit dort die Landschaft ist und wie sich die Entfernungen dahin ziehen können, obwohl das Land so groß gar nicht ist. Ob die Musiker der Gruppe Serras daher die Ruhe weg haben, mal eben so durch ihr südliches Nachbarland zu tingeln, gestern in Halle, heute in Königswinter und morgen in Berlin? Wie auch immer, nun standen oder saßen sie im Bungertshof auf der Bühne, aus Publikumsperspektive von links nach rechts: Sune Rahek (Schlagzeug), Mads Riishede (E-Bass), (vor ihm) Hans Mydtskov (Tenor- & Sopranosaxophon), Harald Haugaard (Geige) und Sune Hånsbæk (Gitarre), und so mit dem Instrumentarium wirkten sie alles andere als typisch folkig, und auch die Musik sollte sich als nur unter anderem folkig entpuppen.
Harald Haugaard hatten wir, also Petra und ich, ja schon zusammen mit Morten Alfred Høirup in Januar im Feurschlösschen gehört, und auch Mattes und Christa Klose waren Fans von seinem Geigenspiel und eigentlich seinetwegen gekommen. Serras aber spielten zwar auch dänische Volksmusik, aber ganz anders als Haugaard & Høirup. Sie spielten in erster Linie jazzig, dann auch rockig und eigentlich nur an dritter Stelle folkig im Sinne von traditionell.
Der Name Serras indes leitet sich von einem traditionellen dänischen Tanz im ¾-Takt ab, den man schneller undauch langsamer, heftiger und melancholischer spielen kann. Und davon spielten sie einige Beispiele, aber auch Polonaisen, Polkas, Walzer, und nicht wenige der Melodien stammten aus dem 18. Jahrhundert, etwa von Rasmus Storm, Jens Christian Svabo oder Dieter Hys (da bin ich mir bei der Schreibweise unsicher). Nur merkte man, also nicht nur ich, das den Stücken nicht an, denn sie waren modern arrangiert, und so von den Eigenkompositionen gar nicht zu unterscheiden, die ebenfalls alte Tänze in neuem Gewand waren. Zwischendurch dann wurde der traditionelle Boden auch gänzlich verlassen, und jazzige Saxophonklänge und rockige E-Gitarrenriffs und E-Bass-Grooves könnten auch aus Ney York oder sonst einer Metropole stammen. Doch immer wieder gewann vor allem die typisch skandinavische Wuchtigkeit und Basslastigkeit die Oberhand. Dann wurde es bisweilen mittelalterrockig, ähnlich wie bei Adaro, nur dass die Drehleier oder Christoph Pelgens Gesang fehlte. Gesang gab es gar keinen, es war ein rein instrumentelles Konzert.
Und Harald, dessentwegen wir doch gekommen waren? Ja, der spielte phänomenal wie gekannt, aber gegen die anderen Instrumente kam die Geige nicht immer so an. Zum Ausgleich spielte er dann ein paar Passagen, die aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ stammen könnten. Und in dem ruhigeren Part eines seiner Heimatinsel Fünen (Fyn) gewidmeten Stückes spielte er so lieblich, dass mir Bilder von Feldern und Hecken vor dem Hintergrund der Ostsee kamen, bis in der Mitte des Stückes die anderen wie eine Sturmflut in das Idyll hinein breschten. Petra schrieb mir mal auf einen Zettel, denn verstehen konnte ich es akustisch nicht: Heavy Folk. So kann das also klingen, wenn sich Musiker mit recht unterschiedlichen musikalischen Hintergründen zusammen tun.
Veranstalterin Andrea Daun war auch mit dabei, und wie die am Mischpult hießen, weiß ich nicht mehr, aber ohne sie hätte es nicht so schön geklungen. Andrea Daun managt ja auch die Braven Buben und ich kann ihr nur meine Hochachtung zollen solche experimentierfreudigen und doch verwurzelten Musiker auf Tour zu schicken. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und komme gerne wieder!
Auch in den Bungertshof komme ich gerne wieder, und das nicht nur wegen der Weine von Blöser direkt aus dem Ort, sondern zum Einen, weil sie jetzt wohl generell ein Rauchverbot bei Konzerten haben, was nicht nur den Musikern gut tut, und zum Anderen, weil sie nun Biere einer kleinen Brauerei namens Höfe-Bräu anbieten, von der noch nicht mal die Kellner wussten, wo sie liegt, außer eben „irgendwo in der Pampa“. Es gibt ein Obergäriges (also ein Kölsch außerhalb der Konvention), ein Hefeweizen und ein Export. Letzteres ließ ich mir kommen und notierte mir dazu: Farbe: mittel- bis dunkelgold; Duft: zuerst etwas herb, dann süßlich-blumig-aromatisch-würzig; Geschmack: leicht rezent, süßlich-herb-aromatisch-würzig, vollmundig; Abgang: dto., dann leicht bitter. Mit anderen Worten: sehr lecker!
http://www.serras.dk/
http://www.kleine-feine-konzerte.de
http://www.bungertshof.de
Hier ein Artikel von Tom Daun:
http://www.folker.de/200702/17serras.htm
Noch ein paar Infos zu Hintergründen:
http://www.dankultur.de/Archive/Archiv_2006/musik.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnen
http://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Christian_Svabo
MAS
*
(geschrieben am 25./26.4.2007)
V.9. Konzertrezension: 6. Bonner Irish Folk Festival am 21.4.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich
Von fein bis deftig – Foggy Stew, Midnight Court und Five Alive O begeisternen das Bonner Folk
Sabrina Palm und ihr Team luden zum sechsten Mal zum BIFF in die Harmonie ein. Und die war proppe voll! Drei Bands standen auf dem Programm: Foggy Stew aus Bonn als Repräsentanten der einheimischen Irish Folk Szene, Midnight Court aus Berlin und Five Alive O aus ... – ja, das weiß ich gar nicht, wo die zu Hause sind, aber einer der Musiker, Michael Poelchau, ist jedenfalls Bonner. Wie gewohnt führte Näx, also Alexander May, durchs Programm.
Foggy Stew hörte ich zum dritten Mal seit 2004 und hate auch die Ehre, deren CD zu besprechen, abgesehen davon, dass die drei, nämlich Margret Hüffer, Nicole Maldonado und Michael Heuser unabhängig von der Band aus der Bonner Irish Session Szene nicht mehr weg zu denken sind. Die Annahme „kenne ich schon“ erwies sich aber sofort zu Beginn ihres Acts als voreiliger Trugschluss. Nein, so kannte ich sie noch nicht. Sie fingen langsam an, ganz sachte, fein, leise und doch durchdringend. Der noch kurz zuvor von Unterhaltungen laute Saal wurde leise, alle lauschten gespannt. Margret spielte eine Low Whistle, Nicole ihre Geige, Michael eine Gitarre. Der Tune war eindringlich, lieblich, doch einzelne Töne waren anders, eine Note oder einen halben Ton höher als erwartet, um dann bei der Wiederholung dort zu sitzen, wo er sein sollte, was die Spannung glättete, um sich dann durch weitere Variationen sofort wieder aufzubauen. Der Tune wurde schneller, aber wurde nicht hektisch, Margret wechselte zu Tin Whistle. Dann ein Lied: „Caledonia“, oft gehört, aber hier verwundert: Mensch Margret: sagenhaft! dann wieder ein Tuneset, bestehend nicht einfach aus zwei-drei aneinander gereihten Reels, sondern einer bildete den Rahmen, kehrte immer wieder (es war „Up downy“) und wurde unterbrochen durch andere Reels zwischendrin, abwechselnd auf Whistle und Fiddle gespielt. Michael wechselte auch mal zur Mandoline und zu seinen zwei Banjos, und da war es mir, als hörte ich Barny McKenna. Einem von Nicole engelsgleich gesungenen Lied gab er mit dem Banjo aber auch einen Schuss Blue Grass hinzu, und auch Nicole selbst könnte gut und gerne in Nashville auftreten! Ich war ja schon beim 2. BIFF, auf dem sie mit Tj:unichtgut auftrat, von ihrem Gesang begeistert. Mit „Casey’s“, dem Leid über den irischen Pfarrer, in dessen Firestone-Reifen sich Irlands Schäferhunde verbeißen, schafften sie es, das ganze Publikum zum Mitsingen zu bringen.
Aaron Shirlow (Gitarre, Gesang), Bernd Lüdtke (Fiddle, Gesang) und Noel Minogue (Akkordeon, Banjo, Gesang) bilden die Band Midnight Court aus Berlin, wobei Aaron und Noel aber aus Irland stammen. Die kannte ich nur von dem Sampler des 9th St. Patrick’s Day Celebration Festival, und freute mich sehr, sie endlich mal life erleben zu dürfen. Ich war auch keineswegs enttäuscht, außer vielleicht, dass die das auf der CD gesungene „Step it out Mary“ nicht dabei hatten, da das meine Lieblingsversion des Liedes ist. Aber sie hatten viele andere bekannte Songs und Tunes, die sie unheimlich treibend, groovig, energiegeladen vortrugen. Dabei erinnerten mich einige Stücke an eine andere Band, die auf dem selben SPDCF-Sampler mit drauf ist: At the Racket, die Irish Folk im Stil der 1930er Jahre spielen. Bemerkenswert war auch der Gesang aller drei Herren, zum Beispiel in einem Shanty: Ich fühlte mich zurück versetzt in die Zeit, in der irische Seeleute auf britischen Schiffen über die Meere segelten. Bei einem Lied sagte Karsten neben mir: „Das ist doch Casey’s“, aber es war „The Batchelor“, ein anderer Text, aber die selbe Melodie, und ja, dieses Lied kannte ich schon vorher, wusste es aber nicht mehr. Sie sollten ruhig öfter mal in die Gegend kommen, ich würde ihnen auch gerne mal länger zuhören.
Beim BIFF aber mussten sie die Bühne schon bald, also nach 45 Minuten, die jeder Band hatte, an Five Alive O abgeben, die da waren (bzw. immer noch sind): Seán Reeves (Gesang, Bodhrán, Cajon), Jonathan Williams (Fiddle, Keyboards), Gert Neumann (Gitarre, Mandola)
Michael Poelchau (Fiddle) und Volker Kamp (E-Kontra-Bass). Diese legten auf die schon deftige Vorlage von Midnight Court noch eins drauf, sangen Gassenhauer, die von den Dubliners, auf die auch Bezug genommen wurde und mit denen zusammen Seán, der Ire ist, auch schon aufgetreten ist, bekannt sind (z.B. „Follow me up to Carlow“, „Spancil Hill“, „The Star of the County Down“und „Whiskey in the Jar“ ) und Tunes, die vor allem durch Geschwindikeit glänzten. Ich fühlte mich zurück versetzt (nein, nicht in alte Seefahrerzeiten, die ich ja nicht selbst erlebt habe, sondern) in die Zeit, in der ich anfing, irische Musik zu hören und nach und nach viele deutsche Bands kennen lernte, die im Fahrwasser der Dubliners und der Pogues unterwegs waren. Das tat gut, so die eigene biographische Brücke zu schlagen. Seáns Stimme erinnerte mich aber auch an Van Morrison, vor allem bei „Carrigfergus“. Das Publikum war auch total aus dem Häuschen, klatschte mit, und tat das sogar im 4/4Takt bei jedem Takt und nicht nur bei jedem zweiten oder 1-2-3-Aussetzer, also nicht so langweilig, wie man es oft hört. Bei den Reels, Jigs, Polkas usw, war es interessant, Jonathans und Michaels Gesicher zu beobachten: Während ersterer so guckte, als wolle er einen ausschimpfen, schien sich letzterer entspannt zurück zu legen. Beim 2. BIFF trat Michael ja mit den Bleedin’ Heards auf, und heute wie damals hatte nicht nur ich den Eindruck: Er war unterfordert, auch wenn er ins Schwitzen kam.
Natürlich endete das BIFF nicht ohne die Festival-Session aller Musiker(innen) inklusive Sabrina mit ihrer Fiddle und Näx mit seiner Whistle zusammen. Da wurde noch mal richtig losgelegt, wieder mit neueren Tunes, also von Goldrick und so.
Fazit: Begeisterung pur, nicht bei jedem, mit dem ich mich unterhielt über die gleichen Beiträge, aber von der Gesamtkonstellation und auch von der Reihenfolge: 1. feine Filigranität, 2. grooviges Treiben und 3. fetzige Gassenhauer und dass bei gleichbleibender Qualität der Musik. Das passt!
Von der anschließenden offenen Session im Fiddler’s kann ich leider nicht berichten, da es mich nach Hause zog.
http://www.foggystew.de
http://www.midnightcourt.com/
http://www.fivealiveo.net/
http://www.irishcoffee.de/html/five_alive_o.html
http://www.biff.de.vu
http://www.musikwissenschaft.uni-bonn.de/dozenten/palm.html
http://www.harmonie-bonn.de
Frühere BIFF-Reis von mir:
1. Bonner Irish Folk Festival am 20.4.2002 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2002/04/konzertrezension-1-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/8oltl
2. Bonner Irish Folk Festival am 26.4.2003 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2003/04/konzertrezension-2-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7dtj3
3. Bonner Irish Folk Festival am 24.4.2004 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877
4. Bonner Irish Folk Festival am 23.4.2005 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-4-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/auwdz
5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-5-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/ftoh5
5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
Ortstermin
Irland am Rhein. 5. Bonner Irish Folk Festival. Harmonie, Bonn-Endenich, 29.4.2006
mit einem Foto von Till Storz
In: Folker! 04.06., S. 72
Frühere Rezis zu Foggy Stew:
1. Celtic Attractions Festival
Celtic Attractions – 1. Irish/Scottish Folkfestival im Zirkuszelt am 8.4.2005 in Köln-Weiß
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-celtic-attractions-1.html bzw. http://tinyurl.com/85qdj
CD: Foggy Stew. one more payment and it’s mine
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/cd-rezension-foggy-stew-traditional.html
MAS
*
V.10. CD-Rezension: Whisky Trail. Irlanda in festa decima edizione 16-19 marzo 2005 Saschall teatro di Firenze
(Celtica 2005, http://www.whiskytrail.it/)
8 Tracks, 35:40 mit Fotos und italienischen Infos)
Italienische Irish&Scotish Folk Music beim St. Patricks Day 2005 in Florenz.
Meine Rezension der Whisky Trail-CD „Chaosmos“ hat Guilia Daneo Lorimer und Stefano Corsi so gut gefallen, dass sie mir gleich noch eine CD zugeschickt haben. „Irlanda in festa decima edizione 16-19 marzo 2005 Saschall teatro di Firenze” ist eine Aufnahme von eben diesem Festival Irlanda in festa, welches 2005 zum zehnte Male in Florenz stattfand, eine Art St. Patrick’s Day Festival. Zugleich feierten Whisky Trail ihr 30-jähriges Jubiläum.
Diese CD ist nicht unbedingt vollkommen anders als, aber doch sehr verschieden von „Chaosmos“. Sie ist viel traditioneller und zugleich partygeeigneter, was für eine Live-Aufnahme von einem Festival ja auch nicht verwundert. Die Weise, in der die großenteils wohlbekannten Lieder und Tunes vorgetragen werden, erinnert an den Irish Folk der 1970er, etwa an Gruppen wie Planxty, aber auch an Blowzabella aus England, und zum anderen an heutige deutsche, niederländische oder schweizerische Bands wie Wet Your Whistle, Harmony Glen, Whisht!, Bow Trippletts, Gaelic Wind Project und andere. Lieder überwiegen 5 zu 3 gegenüber den Instrumentals, aber auch diese werden fein und abwechslungsreich begleitet und umspielt. Und bei den Instrumentals selber hört man die wahre Könnerschaft sei es auf Uilleann Pipes, Low Whistle oder Fiddle, so dass mir die Scheibe letztlich viel zu kurz ist. Ich denke, die haben auf dem Festival doch bestimmt mehr als acht Stücke gespielt und gesungen, da hätte man doch mehr auf die Scheibe bringen können, zumal kein Publikumsgeklatsche und keine Ansagen drauf sind.
Aber trotz der Meisterhaftigkeit auch dieser CD kommt mir „Chaosmos“ ihr gegenüber wie ein Quantensprung vor, und da ich die vorherigen Aufnahmen aus der dreißigjährigen Bandgeschichte nicht kenne, kann ich nicht sagen, ob die Band selber im letzten Jahr einen solchen Entwicklungsschritt gemacht hat oder ob dies einfach zwei verschiedene Darbietungsweisen sind, die sie beide schon lange beherrschen und je nach Situation einsetzen oder aber, ob ich das alles total falsch beurteile. Je nach Geschmack kann diese Festival-CD einem ja auch viel besser gefallen, etwa wenn man generell lieber Traditionelles als Experimentelles mag und wenn man es liebt, dass man die Herkunft der Band nicht heraus hört, sondern sie für Iren hält. Das könnte mit dieser CD fast gelingen, wenn nicht „The Drunken Sailor“ doch mit einem leicht italienischen Akzent gesungen wäre, was meines Erachtens aber auch ein Reiz für sich ist.
Als Fazit bleibt: Eine sehr gute CD einer super spannenden Band.
Ach ja, die Band besteht aus:
Guilia Daneo Lorimer (Stimme, Fiddle)
Vieri Bugli (Fiddle)
Stefano Corsi (Keltische Harfe, Ziehharmonika, Harmonium, 12-saitige Gitarre, Stimme)
Massimo Giutini (Uilleann Pipes, Tin und Low Whistles, Bouzouki, E-Bass)
Pietro Sabatini (Gitarren, Bouzouki, Pedal Bass Pipe, Bodhrán, E-Bass, Stimme)
Trackliste:
Where the Praties Grow
Morning Voices
John Barleycorn
Copperplate
The Drunken Sailor
Auld Lang Syne
Goosberry Bush
The Banshee
Weitere Infos:
http://www.trigallia.com/news/050316_whisky_trail.asp
http://www.trigallia.com/news/nl_060301.asp
Vgl. auch meine CD-Rezension:
Whisky Trail. Chaosmos
In: Folker! 06.06, S. 83.
online: http://www.folker.de/200606/rezi-eu.htm#14
und: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/cd-rezensionen-fr-den-folker-0606.html
und länger unter
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/10/cd-rezension-whisky-trail-chaosmos.html
MAS
*
(geschrieben am 19.12.2006 ; rundgeschickt am 21.12.2006)
V.11. CD-Rezension: Le Clou. live à l’harmonie
Moustache Records 2006
14 Tracks, 52:21, mit englischen Infos, französischen Texten und erstklassigen Fotos
Live-CD der Bonner Cajun Swamp Groover vom 31.3.2006
Acht CDs sind auf der Homepage von Le Clou gelistet, nicht dabei die von Old Songs New Songs herausgegebene „Zwei Gesichter 1980-85“ und auch noch nicht dabei diese neue, die wie besagte acht bei Moustache Records erschien, und wie viel LPs es nicht als CD gibt, weiß ich nicht. Ihr dreißigjähriges Jubiläum brachte die Idee, statt der üblichen Studioaufnahmen eine Live-CD einzuspielen, und zwar in ihrem Stammlokal, der Bonner Harmonie- obwohl sie ja mehrere Bonner Stammlokale haben, so sind sie zum Beispiel nicht weg zu denken aus dem Sommerfestival im Biergarten des Parkrestaurants Rheinaue. Wer von den Fans also schon immer mal Live-Stimmung aus den heimischen Lautsprechern hören wollte, der kann das nun. Aber es ist nicht das Jubiläumskonzert vom 10.12., sondern dieses diente schon dem CD-Release, sondern das vom 31.3. desselben Jahres.
Ich kenne das Repertoire und die CDs von Le Clou nicht gut genug, um zu sehen, ob auf dieser CD Erstveröffentlichungen drauf sind. 14 Lieder und Instrumentals sind natürlich nicht das vollständige Konzert, und man mag sich fragen: Ja, warum veröffentlichen sie nicht ein ganzes Konzert mit allen Ansagen, eben den lustigen Geschichten, die Johannes Epremian immer zu besten gibt? Sicher gibt es Beispiele schlechter Live-CDs, bei denen man den Witz der Ansagen nicht versteht, da man nicht dabei war, aber Johannes’ Geschichten sind so köstlich, die sollte man nicht alleine den Erinnerungen der Konzertbesucher anvertrauen, sondern aufnehmen. Ferdi hat bei Rezension eben dieses Konzertes gerade diese Geschichten gewürdigt, aber ein Ersatz für eine Aufnahme ist das nicht.
Ansonsten kommt die Stimmung gut rüber. Vielleicht ist Ralfs Schlagzeug ein wenig zu laut ausgesteuert im Vergleich zu Michels Stimme, Yves Akkordeon und Johannes’ Geige, aber das kommt einem beim Konzert auf oft so vor, vor allem, wenn man neben, statt vor der Bühne steht. Das Publikum ist am Ende eines jeden Stückes dezent zu vernehmen. Was bleibt akustisch? Eine gut gelaunte Scheibe, deren Funken überspringt, das auf jeden Fall.
Und was bleibt optisch? Ah voila, c’est formidable! Walter Schnabel, dessen exzellente Musikerfotos den Saal der Harmonie schmücken, zeichnet für die Bebilderung des Büchleins verantwortlich, und wahrhaft: schaut man sich die Bilder an und hört dabei die Musik, dann ist man mittendrinn in der Harmonie. Einfach super!
Auch super: Die Texte sind abgedruckt, so dass man sich mit dem Dictionaire dem Sinn der von Michel so mtireißend vorgetragenen Lieder nachspüren kann. Allerdings brauche ich eine Lupe dazu.
Besetzung:
Michael David – Gesang,. Gitarren, Waschbrett
Yves Gueit – Akkordeon, diverse Flöten und Pfeifen, Saxophon, Klarinette
Johannes Epremian – Geige, Metallgitarre
Gero Geller – E-Bass
Ralf Schläger – Schlagzeug
Trackliste:
perpète
criminel
acadiana
chocolat
pierre à fusil
bon vent
de France en amérique
libération
einice two step
papa dit
swamp dancer
blues du paradis
alibi
rencontre
vgl. auch diese Texte von Ferdi und mir:
Le Clou am 3.2.2006 in Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/konzertrezension-le-clou-am-322006-in.html
bzw. http://tinyurl.com/7zgux
Le Clou am 31.3.2006 in der Harmonie Bonn-Endenich (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-le-clou-am-3132006-in.html bzw. http://tinyurl.com/prrwt
„Du bist da und denkst an nichts außer, Freude zu verbreiten.“ Le Clou. 30 Jahre Cajun Swamp Groove aus Bonn. In : Folker ! 02.2006, S. 36f.
Zum Teil online unter http://www.folker.de/200602/09clou.htm
MAS
*
(geschrieben am 24.02.2007 ; rundgeschickt am 1.3.2007)
V.12. CD-Rezension: Kelpie. Var det du – Var det deg ?
Westpark Music 2007
Promo-CD, 14 Tracks, 54:22, mit deutschen Infos und Fotos
Neue Studio-CD des norwegisch-schottischen Duos aus Berlin und Ayr
Kerstin Blodig und Ian Melrose sind in der europäischen Folkmusik schon durch eine ganze Reihe von Projekten bekannt oder gar berühmt geworden, zum Beispiel durch Norland Wind und Talking Water. Wer sie kennt, erwartet keine streng traditionelle Musik, sondern eine experimentierfreudige, fusionsangstfreie moderne Folkmusik, die dabei aber ihre Verwurzelung in unterschiedlichen Musiktraditionen betont und kultiviert. Diese Erwartung enttäuschen sie auch nicht im Projekt Kelpie, benannt nach einem Wesen aus der schottischen Mythologie, halb Pferd, halb Seeungeheuer, mit dem sie nach „Kelpie“ von 2002 nun ihre zweite CD vorlegen. Hauptsächlich ist es trotz des schottischen Projektnamens die norwegische Musiktradition, jedoch gewürzt mit einem gehörigen Schuss schottischer. Ich muss gestehen, dass ich die CD „Kelpie“ nicht kenne, aber ich habe das Duo Kelpie einmal life in der Bonner Brotfabrik gehört, allerdings zu einer Zeit, da ich noch kaum Rezensionen schrieb.
Kerstin singt auf Norwegisch, dessen ich nicht mächtig bin, so dass ich zu den Liedinhalten nichts sagen kann. (Siehe dazu aber die Erklärung von Claudia Müller unten). Oft singt sie aber auch ohne Text, einfach „Jadndadei“ oder „Lalala“ oder mit diesen extrem hohen skandinavischen Hirtinnenrufen. Dabei spielt sie Gitarre, Bouzouki und Bodhrán, Ian Melrose spielt Gitarre, Whistles, Seljefløyte, Synthesizer, E-Gitarre, Bouzouki, Perkussion, singt und sorgt für das Programming. Unterstützt werden sie dabei von den Gastmusikern Urs Fuchs, mit dem sie auch bei Talking Water zusammen spielen, auf Kontrabass und Perkussion, Peter Jakk mit Frettless Bass und E-Bass und Leiv Solberg auf der Hardingfele, also der Hardangergeige. Dabei heraus kommt eine moderne, recht jazzige, teilweise temporeiche, vielfach auch ruhig dahin plätschernde, teils akustische, teils elektronische Musik auf der Basis traditioneller norwegischer und schottischer Musik. Kerstin hat eine wunderschöne Stimme hat und alle Beteiligten sind exzellente Musiker. Dank Overdub hört man Kerstin auch mal zwei Stimmen gleichzeitig singen, der Synthesizer sorgt für eine elektromystische Stimmung, der die Hardingfele dann wieder einen Toch nordischer Urigkeit verleiht, und vor allem Ians Whisltes entführen einen immer wieder westwärts über die Nordsee in seine schottische Heimat. Ein Lied hat es mir ganz besonders angetan: „Saligjeten er oss nær“. Es klingt sehr mittelalterlich, geheimnisvoll, etwas spanisch und nordisch zugleich und baut trotz seiner ruhigen Weise eine sehr große Spannung auf, die wieder zu entspannen mir im Geiste eine zweite, schneller gespielte Stimme erschien, die ich gerne mit einer Drehleier darüber legen würde.
Zum bestimmt schönen Booklet kann ich nichts sagen, da ich nur eine Promo-CD erhielt. Vielleicht enthält es die Liedtexte und Übersetzungen. Wünschenswert ist es. Was ich sagen kann, dass das Cover den verschwommen sichtbaren Kopf eines gerade abgetauchten Nøkken, eines Wassertrolls, in einem Waldsee zeigt, ein Gemälde von Theodor Kittelsen.
Trackliste:
No livnar det i lundar
Herr Ole
Vat det du eller var det deg?
Halling etter Thorvald Tronsgård
Náttina eftír fríggjamátt
Saligheten er oss nær
Rørospols
Fanteguten
Dyster
Haugtussedans
Á kjære mi Sigrid
Vesle kari rud
Jostedalsbreen
Preikestolen
Ich frug mal meine des Norwegischen mächtige Kollegin Claudia Müller: Der Titel heißt ja auf Deutsch: "Warst Du es oder warst Du es?", aber ich verstehe den Witz des Wortspiels nicht. Was ist denn der Unterschied zwischen "du" und "deg"?
Sie antwortete sogar noch etwas ausführlicher:
Zu deiner Frage: das entspricht ziemlich genau dem Englischen: Was it I or was it me? Richtig ist m.E. Var det deg. Das andere klingt eher nach Kindersprache, könnte aber auch normaler Gebrauch sein. Die Norweger sind da viel undogmatischer als wir. Evtl. könnte das "deg" betonter sein als das "du".
Wenn ich die Titel lese, kommt mir einiges nach ziemlich starkem Dialekt vor, evtl. auch sowas wie ein "mittelalterliches" Norwegisch. Ich verstehe nicht viel, kann aber soviel sagen: In Titel 7, 13 und 14 ist auf Landschaften angespielt: die Insel Røros, ein Gletscher (Jostedaslbreen) und eine extrem markante Gebirgsformation, die wie ein Predigtstuhl (Preikestolen) aussieht. Der Titel, den du besonders magst heißt wohl "Glückseligkeit ist uns nahe" – [...] Haugtussa ist eine alte Sage bzw. ein altes Hirtengedicht oder so was, ich hab aber vergessen worum es da geht.
Vielen Dank an Claudia, die wie ich an ihrer Diss. arbeitet und eigentlich ja gar keine Zeit für so was hat. Die Auslassung in der eckigen Klammer enthielt einen Satz, der durch einen Tippfehler von mir verursacht war, den ich aber korrigiert habe.
Eine kleine Korrektur erreichte mich und wies mich darauf hin, dass Røros keine Insel sei. Ja, es ist eine Stadt im norwegischen Bergland nahe der schwedischen Grenze.
Kelpie:
http://www.duo-kelpie.com/
Westpark Music:
http://web18.lohmar.com/start.html
Frühere Rezis von mir zu Kerstin Blodig und Ian Melrose:
Norland Wind am 21.3.2001 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2001/03/konzertrezension-norland-wind-am.html bzw. http://tinyurl.com/8fhwv
Norland Wind am 24.11.2005 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-norland-wind-im.html bzw. http://tinyurl.com/dux2q
Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/konzertrezension-norland-wind-am.html
CD: Talking Water. power of the moon.
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/cd-rezension-talking-water-power-of.html
MAS, CM
*
(geschrieben am 28.2.2007; rundgeschickt am 1.3.2007)
V.13. CD-Rezension: Emily Smith. a different life
White Fall Records 2004
12 Tracks, 52:57, mit englischen Infos und Fotos
Zweites Album der neuen Stimme aus Schottland
Nach dem wunderschönen Konzert von Emily Smith, Steve Byrne und Jamie McClannan im Feuerschlösschen darf ich nun auch ihre neue, wenn auch schon laut Booklet 2004, laut Homepage 2005 erschienene CD rezensieren. Um es kurz zu machen: Es ist ein sehr sehr schönes Album!
Na gut, etwas mehr schreibe ich doch noch. Emily zeigt exzellent, dass sie sowohl getragene Balladen, als auch druckvollere Songs glaubhaft rüber bringen kann, und zwischendurch gibt es auch das eine oder andere Instrumental, bei dem sie das Akkordeon bedient. Ihre Stimme klingt zugleich zart und markant, nicht so hoch wie die vom Cara Dillon, mit der ich sie sonst gerne vergleichen möchte. Songtexte sind im Booklet leider nicht vorhanden, aber die findet man auf ihrer Homepage. Das mich schon im Konzert sehr berührt habende Lied über ihre Großmutter ist jedenfalls auch dabei.
Die Namen der Mitmusiker findet man hinten im Büchlein, denn die CD ist auf Emily als Solistin zentriert, so dass auch kein Wort von „Emily Smith Band“ zu finden ist. Bei der Instrumentbegleitung fällt hier und da eine besonders gespielte Flöte auf, aber nein, es ist nicht Jamie, denn der muss ja Geigen, und die gleichzeitige Flöte verdanken wir keinem Overdub (ja ich habe ein neues Wort gelernt;-)), sondern keinem Geringeren als Brian Finnegan. Wer ist nun aber alles mit dabei? Emily Smtih (Stimme, Piano, Akkordeon), Jamie McClennan (Fiddle, Stimme), Steve Byrne (Gitarre, Zister, Bouzouki), Brian Finnegan (Querflöte, Whistle), Duncan Lyall (Doppelbass), Martin O’Neill (Bodhrán, Shaker), Sarah Murray (Cello), Jonna Inge (Viloa), Andy Saunders (Französisches Horn), Hamish Hapier (Hintergrundgesang) und Paul Jennings (Perkussion), also ein kleines Symphonieorchester, na ja, fast. Alle zusammen machen aber auch wirklich eine so dichte, vielschichtige, aber doch noch übersichtliche Musik, ohne zu viel an Schnörkeln, aber auch nicht ohne. Und über allem (außer den Instrumentals) schwebt Emilys Stimme, in der Klarheit eines blauen Himmels über den schottischen Inseln in der Nordsee.
Hier die Trackliste:
The Bonny Labouring Boy
Always a Smile (das ist das Lied über die Oma)
Edward of Morton
The Tressle Bridge
Strong Winds of Autumn
Go to Town
It Fell About the Martinmas
Bonny baby Kate
The Lochmaben Harper
The Lowlands of Holland (mit einer neuen Melodie)
The Salt Necklace
Far O’er the Forth
Emily Smith:
http://www.emilysmith.org
White Fall Records:
http://www.whitefallrecords.com
Frühere Rezi von mir zu Emily Smith:
Emily Smith Band am 6.2.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/02/konzertrezension-emily-smith-band-am.html
und zu Brian Finnegan:
Flook am 21.11.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/11/konzertrezension-flook-am-21112004-in.html bzw. http://tinyurl.com/8e5sg
MAS
*
(geschrieben am 7.3.2007; rundgeschickt am 15.3.2007)
V.14. CD-Rezension: Morris Open. Tomorrows Tradition
Eigenverlag 2006
16 Tracks, 51:32, mit englischen Infos und Texten, sowie Fotos und Zeichnungen
Englische Volksmusik mit kirchlicher Akustik
Wer das Morris Open – Konzert am 25.2.2007 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel besucht oder meine Rezension darüber gelesen hat und sich nun eine Aufnahme wünscht, die diese Stimmung wiedergibt, der ist mit vorliegender CD bestens beraten, denn, wenn sie auch nicht besagtes Konzert enthält, so wurde sie doch auch life in einer Kirche aufgenommen und zwar am 2.7.2006 in der Heilig-Geist-Kirche in Düsseldorf-Urdenbach. Vergleiche zur früheren Morris Open-CDs kann ich nicht anstellen, da ich diese nicht kenne. Diese Aufnahme aber besticht durch einen sehr vollen Klang, den man der für eine Kirche typischen guten Akustik verdankt. Dem einen oder andern mag das etwas zu viel Hall sein, mir gefällt es. Ansagen beinhaltet diese Lifeaufnahme keine, aber der Applaus des Publikums brandet laut und lang durchs Kirchengewölbe.
Zur Musik, die Claus von Weiß (Vocals, Guitar, Cittern, Whistle, Pipe & Tabor, English Concertina, Mouth Organ), Ulrike von Weiß (Vocals, Synthesizer, Bells) und Matthias Höhn (Bagpipes, Angelo Concertina, Mandolin, Rackett, Krumhorn, Flute, Vocals) erklingen lassen, brauche ich eigentlich nichts zu schreiben, was ich nicht schon bei der Konzertrezension geschrieben hätte. Es sind englische Volkslieder und -tänze und auch Eigenkompositionen von Claus, bei einem in Zusammenarbeit mit William Shakespeare (wie hat er das nur geschafft?). Die Lieder werden vor allem von Claus und/oder Ulrike mit Kopfstimme vorgetragen, ähnlich wie zum Beispiel Chris Simmance es tut, oft auch zwei- oder mit Matthias’ Unterstützung gar dreistimmig, die Instrumentalbegleitungen und auch die rein instrumentellen Tanztunes werden Freunde von kontinentaler Balfolk- und inselkeltischer Ceilidh- und von alter Musik gleichermaßen begeistern, einiges klingt wegen des Keyboards, das Ulrike aber nie aufdringlich benutzt, modern, anderes mit Einhandflöte, Trommel und Sackpfeife Jahrhunderte alt, bei wieder anderen wähnt man sich bei einem Straßenmusikerauftritt in einer Fußgängerzone, vor allem wegen der an Ulrikes Bein befestigten Schellen. Eigentlich sollten die drei mal für eine Filmmusik engagiert werden, etwa zu einem Abenteuerfilm, der in merry aulde England spielt oder im British Empire, etwa wenn es heißt:
I am a sailor trisk and bold, long time I’ve crossed the ocean,
I fought for king and country too for honour and promotion,
And now you all my shipmates I bid you all adieu,
No more to talk and to be with you,
But I’ll travel the country through and through and I’ll be a ramblin sailor.
Ah, welche Seefahrts- und Landstreicherromantik kommt da durch! Ja, die Texte kann man alle im Büchlein lesen, vorbildlich für andere, die CDs auf den Markt bringen.
Hier die Trackliste:
The Frenchman’s Fancy / Sun in September
Rambling Sailor
Some Rival Has Stolen / The Undisputed Jig / Snakes & Ladders
Band of Shearers
The Willow Tree / Bobby & Joan
John Baleycorn
The Gentle Giant’s Morris / The Treasurer’s Morris
Hey Jolly Broom Man
Blow, Blow, Thou Winter Wind
Gower Wassail / Cuckoo’s Nest
The Carnal And The Crane
The Three King’s Suite
Lullay My Liking
The Salutation Carrol
All I Have To Say
Morris Open:
http://www.morris-open.de/
Vgl. auch die Konzertrezi: Morris Open am 25.2.2007 in der Nachfolge Christi – Kirche in Bonn-Beuel
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/02/konzertrezension.html
Weitere Rezis von mir zu Matthias Höhn:
Lokal Heroes-Rezis:
Lokal Heroes am 27.1.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich, online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html und die dort aufgelisteten Links zu früheren Lokal Heroes-Rezis.
Weihnachtskonzert „mit Dudelsack und Drehleier“ am 26.12.2004 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel, online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-weihnachtskonzert-mit.html bzw. http://tinyurl.com/clmks
Zum erwähnten Chris Simmance vgl. meine CD-Rezis:
Chris Simmance. People and Places
In: Folker! 01.05., S. 77.
online: http://www.folker.de/200501/rezi-d.htm#07
Chris Simmance. Nomad.
In: Folker! 04.05., S. 81.
online: http://www.folker.de/200504/rezi-d.htm#03
MAS
*
(geschrieben am 8.3.2007; rundgeschickt am 15.3.2007)
V.15. CD-Rezension: Wence Rupert. In the meantime
Eigenverlag 2006, rupertwence@web.de
10 Tracks, 42:54, mit englischen Infos und Texten, sowie Fotos und Zeichnungen
Akustisch-rockiges Singer/Songwriteralbum mit amerikanischen Wurzeln
Als Wence Rupert mir diese CD zur Rezension schickte, frug er vorsichtig an, ob sie überhaupt in mein folkiges Programm passe. Nach dem Hören meine ich, dass es schon einiges an solcher Musik beim Bonner Folk-Treff zu hören gab, und wenn sich schon der Folker! für „Folk, Weltmusik und Lied“ zuständig erklärt, und ich es ja auch so halte, dann passt da sehr viel hinein, auch diese CD, vor allem, wenn sie dermaßen das Werk eines Nichtprofimusikers, sondern meines Wissens eines Psychologen ist, also eines normalen Mannes aus dem Volke, der es nicht nur versteht, seine akustische Gitarre rockig-mitreißend zu bedienen und mit rauer Mannesstimme zu singen, sondern auch noch alles selbst zu komponieren und zu texten:
Z.B.
I dream a thousand dreams
Where ‘re they from
I fear a thousand fears and God knows,
what’s going on
This is Arabia
Arabia
Sometimes I love to laugh,
I need to love
I face the sun, until it blindÄs me
And sometimes I don’t kno
where the hell I belong
Und zeichnen kann er auch, wenn auch in Kooperation mit Netta Hernsdorf und Stef Martin, deren Zeichnung aus bunter Kreide das Cover ziert.
Wence wird aber auch begleitet von einigen Musikern, deren teilweise gelb auf blau winzig klein geschriebene Namen ich jetzt mit Problemen entziffern kann: Peter Wohfart (Background Vocals, Keyboard, Piano), Heiko Alles (Bass Guitar), Peter Dreusch (Drums), Christian Spohn (Cello), Johannes Krayer (Electric Guitar), Samual Koeliwijn (Percussion), Candy Jane (Background Vocals), Lex Mens (Electric Guitar). (Oh Mann, ist das klein gedruckt. Morgen hole ich meine erste Lesebrille beim Optiker ab, so dass es künftig wohl leichter sein wird, CD-Booklets zu lesen.)
Trackliste:
The healing fountain
I believe
This is Arabia
All I wanna say
In the meantime
Small boy
Extraordinary night
Shadows are blue
Right in the bone
Enlighten me
Mehr über Rupert Wence, der übrigens Niederländer ist, aber in der Nähe von Darmstadt wohnt, findet man unter:
http://www.bdp.org/babenhausen/Von/Preview/nol_2005.htm
http://www.lexmens.nl/Audio%20Producties.html
MAS
*
(geschrieben am 12./13.3.2007; rundgeschickt am 15.3.2007)
V.16. CD-Rezension: Paperboys. The Road to Ellenside
AVIVA Records / Stompy Disc 2007 ; http://www.paperboys.com
13 Tracks, 61:22, mit englischen Infos, englischen und spanischen Texten, sowie Zeichnungen
Latino Celtic Emotion aus British Columbia
Für eine Irish Folk CD kommt mir diese reichlich spanisch vor. Nein, es handelt sich nicht um eine Band aus Galizien, und mit Salsa Celtica hat das auch nichts zu tun, vielmehr sind diese Zeitungsjungen in Kanada zu Hause, in Vancouver an der schönen Pazifikküste British Columbias. Vor ein paar Jahren konnte ich sie mal live erleben im Rahmen eines St. Patrick’s day Celebration Festivals im Alten Wartesaal in Köln, doch darüber hatte ich nichts geschrieben. Nun kam also diese sechste CD dieser Band mit der Post, da die Paperboys mal wieder auf Deutschlandtour sind und z.B. am 4. Mai im Bungertshof in Oberdollendorf gastieren.
Aber warum kommt mir die CD spanisch vor? Ganz einfach: Sehr vieles an der Musik ist spanisch, seien es die Flamenco-Gitarren-und-Percussion-Rhythmen, seinen es die Melodien, die an spanische Popsongs erinnern, oder sei es gar die spanische Sprache, die neben der englischen die Botschaften der Songs transportiert. Aber daneben oder viel mehr damit verwoben wird es dann doch auch typisch irisch mit Whistles, Akkordeon, Banjo, mit letzterem und auch anderswie auch mal amerikanisch-countrylike oder spiritual. Und dieser Stilmix präsentiert sich als wunderbar passende Einheit, als eine Fusion von Musikstilen europäischer Einwanderer nach Kanada, USA und Mexiko, und das alles recht poppig und teils rockig dargebracht, sehr modern, aber eben doch verwurzelt in den genannten Traditionen. Die Grundstimmung ist fröhlich, wie wenn ein Zeitungsjunge fröhlich pfeifend und singend auf seinem Fahrrad durch eine nordamerikanische Vorstadt fährt und die Zeitungen in die Vorgärten wirft.
Frontsänger Tom Landa ist denn auch teilweise mexikanischer Abstammung uns spielt akustische, E- und Tenor-Gitarre, Madoline, Jarana, Requinto Jarocho, Piano, Bass und Percussion. Geoffrey Kelly spielt Querflöte, Whistles, Percussion und singt, Kendel Carson spielt Fiddle und singt, Matt Brain ist für Schlagzeug und Percussion verantwortlich und singt auch, Brad Gillard spielt Banjo und Upright Bass, Cam Saly spielt Bass und Banjo, und Steve Mitchell spielt Bass und E-Gitarre. Und dann gibt es noch spezielle Gäste: Rieck Hopkins (Orgel), Vince Mai (Trompete) Bill Runge (Saxophon), Amy Stephen (Akkordeon), Raphael Geronimo (Congas und Percussion), Mark Tucker (Loops), Bill Buckingham (Keboards), Amy Dobson & Susan Hopley (Handgeklapper). Diese sechzehn haben eine sehr schöne, voll klingende, abwechslungsreiche, multiethnisch-latino-ketlische Welt- und Folkmusik-Scheibe hingekriegt. Dass sie dem einen zu spanisch oder zu irisch, und dem anderen nicht spanisch genug oder nicht irisch genug vorkommt, ist nicht ausgeschlossen. Aber warum sollten die Paperboys die ersten sein, die es allen recht machen. Das verlangt ja kein vernünftig denkender Mensch. Oder?
Trackliste:
String of Horses
La Primavera
California
Fall Down With You
Fragile
Going Places
Comfort and Kind
El Baile del Puma
Waiting
Sheep’s Ass
Water Dreams
Seasons
La Vibora
Die Texte stehen alle im Booklet, z.B.
Ya sale y brilla el sol
Y La nieve derritió
Ya sale y brilla el sol
La primavera ya llegó
Oder:
St. Patrick’s day and you’ve gone away, all the way to Brighting Sea
There’s a promise of spring as your number rings, a few hours bevor I sing
Through the Irish cheer your voice I bareley hear
I say across the wire, I know a place we coul retire.
Also genießt den Frühling, den Sonnenschein, die Liebe und die Musik der Paperboys!
MAS
**
VI. Und noch’n Gedicht
NN: Die Zeit verrinnt!
Die Zeit verrinnt!
Man läßt die Zeit zu oft verrinnen
für Dinge die kaum wichtig sind
man glaubt man kann so viel erringen
doch Du verlierst zuviel mein Kind.
Die Menschen die so nah Dir stehen
für die hast Du so selten Zeit
und man läßt ruhig es geschehen
der Weg zu ihnen ist Dir zu Weit
Das Leben hat sein eig`nes Spiel
und eines Tag`s bist Du allein
dann hast Du Zeit unendlich viel
verlorenes holst Du nicht mehr ein.
Wenn Du dann glaubst, jetzt hast Du Ruh`
nun kannst Du bei den Andern sein
vielleicht deckt Erde sie schon zu
und denkst. Konnt ich nicht schneller sein?
Drum prüfe wenn Du sagst es geht nicht
nimm Dir die Zeit ich rate Dir
wenn erst der liebsten Menschen Aug`bricht
dann stehst Du vor verschloßner Tür.
NN
**
Nun, so entlasse ich Sie und Euch in einen hoffentlich weiterhin schönen Spätfrühling und Frühsommer. Hoffentlich regnet es noch ein bisschen. Aber nicht zu viel!
Herzliche Grüße,
Ihr/Euer Michael A. Schmiedel